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Landtag, 46. Sitzung vom 25.06.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 31 von 79

 

einen Gott sei Dank enormen medizinischen Fortschritt erlebt. Durch den Einsatz von verschiedenen Behandlungsmethoden und den gezielten Ausbau - auch Gott sei Dank - der tagesklinischen Leistungen ist die Anzahl der Pflegetage in den Wiener Spitälern etwas zurückgegangen. Das sehe ich als sehr positiv, die Patienten können das Spital früher verlassen. Wir sind noch immer Weltmeister in Spitalsliegen, ja, aber es hat sich doch einiges in den letzten Jahren getan, das heißt, diese Entwicklung ist sehr gut. Das bedeutet aber natürlich weniger Abrechnungstage und keine Valorisierung. Irgendwann ist dieser Topf einmal leer. Daher gehört, glaube ich, diese Finanzierungsbasis verbreitert. Man sollte durchaus über eine neue Finanzierungsform diskutieren, und ohne jetzt schon konkrete Vorschläge zu machen, glaube ich, dass es wert ist, sozusagen politisch sich darüber den Kopf zu zerbrechen, wie man das eventuell verändern kann. Vielleicht ist das ein Thema, das man im nächsten Jahr angehen kann.

 

Meine Damen und Herren, trotz der Überlagerung durch die Corona-Krise gibt es auch im Wiener Gesundheitswesen eine Reihe von Baustellen, und einige oder sogar viele wurden in diesem Bericht thematisiert. Im Zentrum ist - man kann sagen, als alter Klassiker - das Thema Wartezeiten. Ich stimme mit Kollegen Gara völlig überein, diesmal sind es in erster Linie die Krankentransporte. Wir hätten schon ein Jahr früher dran sein können, wenn man eben auf die Opposition hören würde. Herr Landesrat, tun Sie das in Zukunft! Sie ersparen sich Geld und Ärger.

 

Wir haben oft durchaus gute Ideen, und ja, da kann man vieles verwirklichen, denn die Zustände für Patientinnen und Patienten sind teilweise wirklich unglaublich. Ich nenne daher zwei Fälle, denn man kann sich wirklich nicht vorstellen, dass es so etwas gibt: Da gibt es einen Patienten, der im Zuge eines Arztbesuchs mit dem Krankentransportdienst zwar hintransportiert wurde, aber es hat ihn niemand mehr abgeholt. Die nötige Sauerstoffflasche reichte nur mehr kurze Zeit und die Tochter musste den Vater in einer Hauruckaktion selbst abholen, weil der Krankentransportdienst den Rücktransport verweigerte. Dieser Vater musste im Gartensessel ins Auto gebracht werden, für den Weg vom Auto ins Zuhause halfen dann Passanten, den Vater, wieder im Gartensessel, in die Wohnung zu tragen. So etwas darf doch in einer Weltstadt wie Wien eigentlich nicht passieren!

 

Der zweite Fall, der mir auch besonders drastisch vorkommt: Eine ältere Patientin ist aus einem stationären Reha-Zentrum zu einer Röntgenkontrolle in ein Spital gebracht worden. Der Krankentransport wurde für 17.30 Uhr bestellt und die Dame war durch die Wartezeiten erst wieder um 3 Uhr Früh - 3 Uhr früh morgens! - im Reha-Zentrum - eine Wartezeit von 10 Stunden! Das ist immerhin eine Dame, ich glaube, von 86 Jahren gewesen. Da sind also Veränderungen notwendig. Es war ein Runder Tisch, also ich hoffe, dass das jetzt tatsächlich besser wird.

 

Ein besonderer Klassiker sind auch die Operationswartezeiten: Das haben wir immer wieder kritisiert, und da bin ich, Frau Patientenanwältin, liebe Sigrid, eigentlich sehr überrascht, dass du das in diesem Bericht sehr milde, sehr milde abtust. Eigentlich soll man da nicht so milde sein, denn das Offline-Nehmen der Listen und das relative späte Online-Stellen dann wieder hätte man auch stärker kritisieren können. Vielleicht gibt es da aber einen besonderen Grund, der sozusagen nicht aufscheint.

 

Abschließend möchte ich mich noch einmal recht herzlich bedanken: Danke für den Bericht, Danke eurer Arbeit, die wirklich großartig ist. Ich begrüße auch eine Reihe von Änderungsvorschlägen, die ganz im Sinne der Wiener Patientinnen und Patienten sind. Es liegen Ideenvorschläge auf dem Tisch, Herr Landesrat, es ist Zeit, das auch umzusetzen!

 

Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Ich danke sehr. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Abg. Kunrath.

 

12.17.28

Abg. Nikolaus Kunrath (GRÜNE)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Werter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Landesrat! Liebe FreundInnen vor dem Bildschirm via Livestream!

 

Heute sind es 365 Tage, dass ich Mitglied dieses Wiener Gemeinderates und Landtages bin. Morgen vor einem Jahr wurde ich hier angelobt, und ich habe in diesen zwölf Monaten sehr viel gelernt und sehr viel erfahren dürfen, nicht nur Positives, auch einiges an Unterschiedlichkeiten, auch, wie differenziert wir sind. Ich habe aber auch mein Wissen und meine Erfahrung weitergeben können. Für diese Zusammenarbeit möchte ich mich bei Ihnen allen ganz herzlich bedanken.

 

Ich möchte aber zum Bericht kommen und mich zuerst bei Frau Dr. Pilz und ihrem Team ganz besonders herzlich bedanken - danke, liebe Sigrid. Für mich ist dieser Bericht unheimlich bereichernd und interessant zu lesen gewesen. Die Fälle, Berichte, Einzelheiten sind unglaublich und gehen weit über das hinaus, was ich selbst dazu wusste, die umfangreiche Arbeit der WPPA, also der Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft, wird gut dargestellt. Neben den genannten Einzelfällen, auf die ich gar nicht speziell eingehen möchte - es wurden vorhin schon die ersten Fälle dargestellt, die zum Teil wirklich haarsträubend sind -, ist für mich an dem Bericht besonders wertvoll, dass nicht nur Probleme aufgezeigt werden, wie das an und für sich in einem Bericht üblich ist, sondern dass auch - und das ist für mich fast einzigartig - Lösungsvorschläge und Empfehlungen abgegeben werden. Diese wichtigen Hinweise, auf mögliche Mängel hinzuweisen, um damit die Qualität in den Einrichtungen, in den Krankenhäusern, in der mobilen Pflege laufend zu evaluieren und zu verbessern, habe ich gerade in diesem Bericht als wertvoll empfunden. Ich denke, das ist auch immer eine große Herausforderung für die BerichterstatterInnen. Denn ganz so einfach wird es gar nicht sein, zu den einzelnen Problemen auch tatsächlich Lösungsansätze zu finden, dafür ein ganz besonderes Danke.

 

3.613 Akten, wie es im Bericht formuliert wird, wurden insgesamt behandelt, statistisch waren es sozusagen jeden Tag des Jahres 2019 zirka 10 Personen, die sich an die Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft gewendet haben. Es zeigt sich, wie wichtig eine derartige

 

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