Landtag, 40. Sitzung vom 20.11.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 76
esoterischer Mensch, eine ganz komische Stimmung, die wir uns alle nicht erklären konnten.
Ich stand mit mehreren Familienmitgliedern zusammen, ich war damals noch nicht politisch tätig und war noch nicht so tief in der Materie drinnen, und wir haben uns nicht erklären können, warum wir diese leicht aggressive, unangenehme Stimmung haben. Dann hat jemand erzählt, was in diesem Haus alles passiert ist und dann war sehr, sehr vieles klar. Wenn diese Energie, leider Gottes - ich hoffe, der Hotelier verzeiht es mir -, immer noch in diesem Haus ist, will ich mir nicht vorstellen, welche Energie ... (Zwischenruf bei der SPÖ.) - Bitte? (Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher: Ist ein bissel esoterisch!) - Ja, habe ich eh gesagt, ist ein bisschen esoterisch, aber es ist halt so. Ich will mir nicht vorstellen, wenn Sie mich ausreden lassen, welche Energie die betroffenen Familien, welche Energie die betroffenen Kinder dort erleben mussten, wenn man das - und ich als nicht esoterischer Mensch - meiner Meinung nach sogar immer noch spürt.
Da komme ich auch zum Punkt: In diesen Kinderheimen und Einrichtungen der Stadt Wien, das ist ja nicht nur das Schloss Wilhelminenberg, und bei der Wiener Jugendwohlfahrt sind ja in den 50er und 60er Jahren tatsächlich wahnsinnig schlimme Dinge passiert. 2010 kamen die ersten Berichte heraus, 2011 wurde ja sehr, sehr vieles aufgedeckt, was dort passiert ist, es wurde auch eine eigene Kommission beauftragt, das lückenlos aufzuklären. Dieses dunkle Kapitel ist Gott sei Dank Geschichte, wir hoffen zumindest, dass solche Dinge nicht mehr vorkommen, aber es gibt nach wie vor - wie wir ja auch dem Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft entnehmen können - enormen Verbesserungsbedarf in den Krisenzentren.
Wir haben ja im Moment 16 Krisenzentren in Wien. Diese sollen ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche sein, wo sie sich aufhalten können, bis abgeklärt ist, ob sie zu ihren Familien zurück können oder ob es zu einer Fremdunterbringung kommt. Das ist eine extrem fordernde Zeit, die diese Kinder dort haben, sowohl für die Kinder, für die Jugendlichen, für die Familien, aber natürlich auch für die SozialarbeiterInnen und die SozialpädagogInnen vor Ort. Diese Belastung ist riesig. Wir wissen ja aus der Aufarbeitung der Geschichte, dass sehr viele der Missstände, die damals passiert sind, auch aus Überforderungssituationen passiert sind. Damals hat ja - Sie müssen sich vorstellen, das waren noch ganz andere Verhältnisse - ein Pädagoge oft bis zu 30 Kinder betreuen müssen. Da kommt man natürlich auch als Betreuer in eine Situation, dass man dem nicht gerecht wird, klarerweise, weil da natürlich Gewalt entsteht und wir da Missstände haben.
Wir haben jetzt aber die Situation, dass diese unglaubliche Belastungssituation nach wie vor riesig ist und sich die Minderjährigen in einem sehr verunsicherten Zustand befinden. Der Betreuungsschlüssel ist derzeit so, dass wir tagsüber zwei PädagogInnen in den Krisenzentren haben und eine Pädagogin in der Nacht. Es sind durchschnittlich acht Personen oder Kinder und Jugendliche, die es zu betreuen gilt. Es heißt im Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft, dass sich die Qualität der Krisenabklärung deshalb massiv verschlechtert. Es sind teilweise auch Kleinstkinder unter drei Jahren zu Gast, die extrem pflegeintensiv sind, und da sind eben eine Pädagogin in der Nacht und zwei tagsüber viel zu wenig.
Anlässlich dieses heutigen Feiertags möchte ich aber noch einmal darum bitten, diesen PädagogInnen extrem viel Unterstützung zukommen zu lassen. Man muss sich überlegen, da natürlich auch Geld zu investieren, dass man diesen Betreuungsschlüssel extrem erweitert und tatsächlich für die bestmögliche Versorgung sorgt. Denn das, was damals passiert ist, darf auf keinen Fall wieder vorkommen, bei keinem einzigen Kind oder Jugendlichen. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS)
Präsidentin Veronika Matiasek: Als nächste Rednerin hat sich Frau Abg. Mag. Hungerländer zu Wort gemeldet. Bitte.
Abg. Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Vielen Dank. Frau Präsidentin! Sehr geehrte Abgeordnete! Geschätzte Gäste!
Es ist natürlich ein sehr schönes und aktuelles Thema, das Sie hier heute zum Anlass genommen haben. Ich freue mich, dass wir dieses Thema auch durchaus positiv behandeln können und in dieses Zeichen möchte ich meine Rede stellen.
Es steht ja im aktuellen UNICEF-Kinderrechtebericht, dass Kinder seltener in jungen Jahren sterben und auch gesünder leben, es weltweit also durchaus Fortschritte gibt. Es wird aber auch vor neuen Bedrohungen gewarnt, da werden etwa Klimawandel, Online-Missbrauch und Cybermobbing genannt. Da das Thema Klimawandel schon sehr, sehr präsent ist und viel dazu getan wird, möchte ich die zwei Themen Online-Missbrauch und Cybermobbing herausgreifen.
Warum? Nicht, weil ich der Ansicht bin, dass die Stadt Wien per se zu wenig macht, sondern weil ich der Ansicht bin, dass diese Themen generell in unserer Gesellschaft noch nicht so angekommen sind, wie es sein sollte, und dass man in diesem Bereich immer mehr machen könnte. Wir sind als Gesellschaft mit neuen Technologien und neuen Kulturtechniken konfrontiert, deren Folgen, damit meine ich die psychischen genauso wie die physischen, wir einfach noch nicht kennen. Wir wissen nicht, wie sich der Gebrauch von sozialen Medien, von modernen Technologien auf unser Gehirn auswirkt.
Wir wissen, dass es gewisse physische Veränderungen bereits gibt, etwa das Daumengelenk, das sich verändert. Aber was das mit unserer Psyche macht, was das mit unserem Gehirn macht, ist völlig unerforscht. In dieses Unwissen, in dieses Chaos wachsen unsere Kinder hinein. Wenn wir denken, was Kindern früher an Sicherheiten mitgegeben werden konnte, wie stabil eigentlich die Welt war und in welche Welt sie jetzt hineinkommen, wo wir als Erwachsene relativ wenig sagen können, so funktioniert die Welt und das sind Parameter, an die ihr euch fix halten könnt. Das ist natürlich ein noch viel größeres Feld an Verunsicherung, das durch die neuen Technologien, sozialen Medien auf unsere Kinder
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