Landtag, 39. Sitzung vom 27.09.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 33
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Nicht vergessen dürfen wir aber, und das ist, glaube ich, auch ganz wichtig in dem Kontext, dass wir eben von selbstständig Erwerbstätigen sprechen, wenn wir über niedergelassene Ärzte reden, und bei den PVEs von GmbHs. Daher müssen wir auch sehen, dass diese GmbHs und diese selbstständig Erwerbstätigen natürlich unter entsprechenden Spielregeln in der Interaktion mit uns, mit der öffentlichen Hand, mit dem öffentlichen Sektor stehen müssen. Daher wird letzten Endes immer das Ergebnis einer Ausschreibung der Gebietskrankenkassen, in Zukunft der Österreichischen Gesundheitskasse, zum Erfolg führen. Ob das Modell schlau ist, ist eine andere Diskussion und ist auch einer der Gründe, warum ich mit der Reform und der Gesundheitskasse, auch mit der Intention der Reform radikal unzufrieden bin, weil es zu noch mehr Privatisierungen im Gesundheitssektor führen wird, anstatt dass eine gemeinsame, gemeinwirtschaftliche Bewirtschaftung dieses Feldes Gesundheitsdienstleistungen stattfindet.
Präsident Ernst Woller: Danke für die Beantwortung. Die 3. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Meinhard-Schiebel gestellt. Ich erteile ihr das Wort.
Abg. Brigitte Meinhard-Schiebel (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Landesrat!
Sie haben in dieser Beantwortung jetzt gerade die Unterstützung der Stadt Wien beziehungsweise Ihres Ressorts schon sehr deutlich zur Sprache gebracht. Grundsätzlich waren die Primärversorgungszentren ja dafür gedacht, vor allem die Spitalsambulanzen zu entlasten. Gibt es dazu weitere alternative Ansätze, die vielleicht noch auf den Weg gebracht werden können?
Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung.
Amtsf. StR Peter Hacker: Es ist an sich ein skurriles Ziel, Spitalsambulanzen zu entlasten, weil es an sich skurril ist, zu sagen, liebe Wienerinnen und Wiener, geht nicht ins Spital! - Das finde ich an sich gesundheitspolitisch schon ein merkwürdiges Ziel. Tatsächlich ist es aber so, dass es ja nicht darum geht, die Menschen davon abzuhalten, in den Gesundheitsdienstleistungssektor zu gehen, sondern das Problem ist, dass sie aus der Sicht des Angebots von Dienstleistungen an falschen Orten aufschlagen. - Wir müssen ein bisschen vorsichtig sein, denke ich mir jetzt gerade, bei unseren Formulierungen. - Wir wollen ja nicht, dass die Leute nicht ins Spital gehen. Wir wollen, dass die Leute gesund werden. Wir wollen also auch, dass sie die Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Unser Problem im Zusammenhang Entlastung der Spitäler, vor allem Entlastung der falschen Orte der Behandlung, weil diese falschen Orte der Behandlung ja nicht nur zu Frustration bei den Patientinnen und Patienten, sondern natürlich auch zu Frustration bei den Mitarbeitern führt, die teilweise in bestimmten Fächern hochspezialisiert sind. Ich denke nur an eines meiner Lieblingsbeispiele mit der Zeckenentfernung, wo ein hochspezialisierter Hautarzt, der jede unterschiedliche Art von Hautkrebs entdecken, diagnostizieren und behandeln kann, sich dann mit Zeckenentfernen beschäftigen soll, aber der Zeck steckt halt blöderweise in der Haut. Dafür brauche ich aber keinen Facharzt für Hautkrankheiten.
Ich glaube, es ist wichtig, ein bisschen klar zu machen, worum es bei der Entlastung der Ambulanzen geht. Ich denke, wir haben in den letzten Jahren mehrere Maßnahmen getroffen, die hier im Sinne dieser Fragestellung auch zu erwähnen sind. Das eine ist das Gesundheitstelefon 1450. Das ist mir auch ein besonderes Anliegen, weil es eine völlig neue Art von Einrichtung ist, und auch zeigt, dass die österreichische Gesundheitspolitik auch entwicklungsfähig ist. Das muss man auch einmal zu ihrer Ehrenrettung sagen, weil 1450 im Bereich der Bundeszielsteuerung aus dem Gremium aller Länder, aller Sozialversicherungen und des Bundes entstanden ist, nämlich als Idee, eine völlig neue Form der Serviceleistung für Menschen, die Fragen zur Gesundheit haben, in die Welt zu setzen. Wir waren ja als Land Wien eines der ersten Versuchsregionen, gemeinsam mit den Vorarlberger Kolleginnen und Kollegen und den Niederösterreichern, und wir drei Pilotbundesländer haben gezeigt, wie 1450 funktionieren kann und haben das Modell auch ein bisschen überarbeitet. In der Zwischenzeit wird es in ganz Österreich ausgerollt und ist, glaube ich, bis auf ein Bundesland auch schon in ganz Österreich verfügbar. Ich denke, 1450 als zentrale Informationsstelle und Schaltstelle für die Bevölkerung österreichweit ist eines der ganz wesentlichen Themenfelder, um ein bisschen besser die Menschen zu beraten, an welchen Ort sie gehen sollen, wenn sie ein kleines Wehwehchen oder großes Wehwehchen oder starke Schmerzen oder eine große Sorge haben, damit sozusagen von Anfang an eine ordentliche Begleitung der Patientinnen und Patienten, oder eigentlich der Menschen, bevor sie vielleicht Patienten geworden sind, erfolgen kann.
Das Zweite sind Testballons, die wir in den Wiener Spitälern gemacht haben. Ich denke da nur zum Beispiel an die Allgemeinmedizinische Akutordination im AKH. Diese AMA im AKH gibt es jetzt seit einiger Zeit an den Wochenenden und an Feiertagen, an denen Allgemeinmediziner zur Verfügung stehen, um Akutpatienten mit Allgemeinmedizin - jetzt sind wir wieder bei der Allgemeinen Medizin, von der ich in der vorigen Frage gesprochen habe - zu versorgen.
Das Gleiche gilt für die Kinderambulanzen: Wir haben Ambulanzen zur kinderärztlichen Versorgung, über die wir vorhin gesprochen haben, an Wochenenden und an Feiertagen im AKH, im Kaiser-Franz-Josef-Spital.
Wir haben in der Grippezeit eine weitere Allgemeinmedizinische Ambulanz im Donauspital. Wichtig ist, dass das alles Angebote sind, die wir gemeinsam mit der Sozialversicherung beschlossen haben und die im Augenblick vom Wiener Ärztefunkdienst umgesetzt werden.
Ich denke, diese Pilotprojekte zeigen uns, dass dieses Angebot als solches von der Logik her funktionieren kann. Jetzt wird es natürlich darum gehen, das sozusagen umzusetzen und in eine Regelstruktur zu bringen.
Zu erwähnen ist vielleicht noch, das wissen wenige, auch im Zusammenhang mit der vorigen Frage, dass wir jetzt eine Kinderversorgung an den Wochenenden ver
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