Landtag, 38. Sitzung vom 27.06.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 63
Eingriff bestehen kann und auch oft besteht, auftritt, oder ein Folsäuremangel oder ein Vitamin-B12-Mangel, was ebenfalls die Blutbildung verhindert. Diese Leute sind oft völlig blass, sind übermüdet, wissen gar nicht, warum ihr Allgemeinzustand so schlecht ist, und letztendlich stellt sich dann, oft nach einer umfangreichen Diagnostik, die schon irgendwo gemacht wurde, heraus, es handelt sich einfach nur um einen Vitaminmangel, der nicht substituiert worden ist. Und das, glaube ich, müsste man schon allen sagen, dass es dann notwendig sein wird, dass man eben Nahrungsergänzungsmittel zuführt, weil das eben fehlt, weil das eben nicht resorbiert wird. Bei manchen ist das nicht der Fall, bei manchen schon. Aber die Aufklärung sollte, glaube ich, auch die Langzeitfolgen beinhalten. Das halte ich für einen ganz, ganz wichtigen Hinweis.
Ich möchte mich auch allen anschließen, die angemerkt haben, dass man grundsätzlich im Bereich der Adipositas, also der krankhaften Fettleibigkeit sozusagen, mehr tun muss. Das ist eine Krankheit, das ist eine Stoffwechselstörung. Das führt zu Diabetes, das führt mit den Jahren zu massiven Einschränkungen im Bewegungsapparat, das führt zu vielen chronischen Erkrankungen und Befindlichkeitsstörungen.
Natürlich muss man da bei den Kindern anfangen, und ich glaube, man muss schon bei den Schwangeren anfangen. Wir haben einmal ein Frühförderungsprojekt - das war ein rot-grünes Projekt beziehungsweise in diesem Fall ein grün-rotes, denn die Idee war von dir (in Richtung Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz) - im 15. Bezirk und im 20. Bezirk gemacht, und da ging es auch darum, dass man werdende Mütter beziehungsweise die Familie schon in der Schwangerschaft erfasst und sie ersucht oder einlädt, bei diesem Programm mitzumachen - mit dem Fokus auf das Kind, nämlich: Wie verhalte ich mich in der Schwangerschaft? - Das wissen viele einfach nicht. Dass man nicht rauchen und saufen soll - entschuldigen Sie diesen Ausdruck, aber es ist so -, das weiß eh jeder und das machen auch die meisten. Leider nur die meisten - es gibt genug, die es nicht machen -, aber das ist jedenfalls bekannt. Aber dass es auch nicht gut ist, wenn man den kleinen Babys dann schon bald gezuckerte Tees gibt, das ist nicht so bekannt. Darüber muss man, glaube ich, einfach aufklären. Und es gibt noch viele andere Dinge, die einfach wichtig sind für die Zukunft dieses kleinen Kindes.
Mich hat unlängst Folgendes sehr berührt: Ein junger Patient Anfang 20 mit einer akuten Leukämie hat aus unerfindlichen Gründen zunächst nach der ersten Chemotherapie bereits solch extreme Leberwerte gehabt, dass man sich gewundert hat: Wieso? Das ist doch ein gesunder junger Mann, bis auf diese Krankheit, die jetzt aufgetreten ist, warum erleidet er fast ein Leberversagen? - Der langen Rede kurzer Sinn: Es war der regelmäßige Konsum von Softdrinks - Fanta, Sprite, und so weiter. Ihm war nicht bewusst, dass das nicht gut ist, sondern er hat sich gedacht, das ist eh nur ein Getränk, vom Trinken wird man nicht dick oder Trinken kann ja nicht schlecht sein, denn man soll ja viel trinken, hat drei Flaschen, so eineinhalb Liter, pro Tag getrunken, und das über längere Zeit, wahrscheinlich schon seit der Pubertät oder seit seiner Kindheit - das weiß man nicht -, und hat daher schon eine Fettleber gehabt, die man bei genauerem Hinschauen dann auch identifizieren konnte. Mich hat so berührt, dass der Erfolg und die Möglichkeit, eine weitere Chemotherapie einzusetzen, dadurch eingeschränkt war, denn man kann ja nicht therapieren, wenn die Leber sozusagen eingeht - es ist Gott sei Dank gut ausgegangen, möchte ich nur sagen, Gott sei Dank ist dieser junge Mann wieder gesund -, dass man sich also durch Unachtsamkeit auf diese Weise fast die Zukunft verbaut, wenn man im Nichtwissen diese Sachen in sich hineintrinkt und dann, wenn man eine schwerere Erkrankung hat, extreme Nachteile hat, was die Heilung betrifft.
Deswegen ist es, finde ich, auch ganz, ganz wichtig, hier Maßnahmen zu setzen, noch mehr Maßnahmen im Sinne der Gesundheitsförderung, indem wir darauf hinweisen, aber auch mit Verboten. Ich bin für Verbote, ja. Ich bin dafür, dass man einen Getränkeautomaten aus den Volksschulen verbannt. Die Lehrer sollen sich das im Lehrerzimmer hinstellen und sollen sich das kaufen - die sind mündige Menschen und machen, was sie wollen -, aber den Kindern sollte man es nicht vor die Nase setzen.
Darum freue ich mich auch und weise wieder einmal darauf hin: Wir haben im 15. Bezirk in den Volksschulen die Wasserschulen durchgesetzt. Das war nicht einfach. Es waren viele DirektorInnen dagegen und auch Lehrer dagegen und Eltern dagegen, es hat sich aber durchgesetzt. Das ist eine kleine Maßnahme, aber eine wichtige - und wir sollten viele kleine Maßnahmen aneinanderknüpfen, um in diesem Bereich zu verhindern, dass so viele Leute Adipositas-Chirurgie brauchen. (Beifall bei der SPÖ.)
Zum Thema - ich habe mir das als Stichwort so notiert - Homöopathie abschaffen: Ja, ich stehe auch dazu, Homöopathie als Heilbehandlung abzuschaffen. - Es soll durchaus jeder homöopathische Kugerl zu sich nehmen, wie er will, und soll das in der Apotheke kaufen und auch hingehen, wo er will. Das kann man dann einrichten: Es können sich dann jeder und jede unter irgendeinem Titel als HomöopathIn betätigen, und da geht man hin und kriegt das verschrieben. Das ist okay für mich. Aber dass es zunehmend so erscheint, als wäre das ein Arzneimittel und eine medizinische Behandlung, eine Therapie, das ist, glaube ich, schlecht, denn es gibt keinen Hinweis für Wirksamkeit.
Es gibt natürlich - ich streite das nicht ab - das Phänomen, wenn jemand solche Kugerl einnimmt, dass sich dann die Beschwerden bessern. Das gibt es immer wieder. Auch wenn jemand ein Placebo blau einnimmt - also eine Tablette, in der kein Inhaltsstoff enthalten ist, die mit Lebensmittelfarben blau gefärbt ist, und man sagt ihm: Nehmen Sie das einmal, vielleicht hilft Ihnen das!, so halte ich das zwar für eine komische Herangehensweise, aber wir wissen, dass das auch wirkt. Es gibt den Placeboeffekt: Wirkt! Ist auch gut.
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