Landtag, 38. Sitzung vom 27.06.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 63
Wenn jemand mit einer Bluterkrankung kommt und fragt, ob er etwas beitragen kann - was ich ja verstehe und was ja gut ist, wenn jemand das will -, indem er einen Rote-Rüben-Saft trinkt - denn das ist sehr verbreitet, dass geglaubt wird, dass ein Rote-Rüben-Saft so gut für die Blutbildung ist, wahrscheinlich weil er rot ist, ich weiß es nicht, aber es gibt keinen Hinweis, dass die roten Rüben die Blutbildung fördern, ein Eisenpräparat fördert die Blutbildung, wenn man einen Eisenmangel hat, sonst auch nicht -, dann sage ich auch da immer dazu: Natürlich können Sie einen Rote-Rüben-Saft trinken! Der ist sicher gut - aber für die Blutbildung nicht. Aber wenn Sie das gerne möchten und es Ihnen schmeckt und gut tut, dann machen Sie das!
So sehe ich das auch mit der Homöopathie: Das soll man durchaus machen. Aber ich halte diesen Hinweis und auch die Maßnahmen, die hier getroffen wurden, dass der Lehrstuhl, und so weiter abgeschafft wurde, für sehr gut. Das ist einfach wichtig und gut, weil ich nämlich auch glaube - und das ist so mein sozialdemokratischer Zugang -, dass es ungerecht und unnötig ist, wenn man Menschen, die eine Erkrankung haben, dann noch ausnimmt und ihnen Geld abnimmt für eine Behandlung, deren Wirkung nicht wissenschaftlich bewiesen ist. Deswegen, glaube ich, ist es besonders gut, dass man das abschafft und dass man hier auch aufklärt. Aufklärung ist natürlich auch wichtig.
Weil mein Kollege - im medizinischen Sinne und auch im politischen - Koderhold gesagt hat, die Scheinmedizin gibt es nicht nur bezüglich Homöopathie, sondern auch bei den hochpreisigen onkologischen Mitteln: Das kann ich jetzt nicht so ganz nachvollziehen. Mir hat mein Ausbildner - also der Oberarzt, der mich ausgebildet hat - immer gesagt, wenn jemand sozusagen in der dritten Linie Chemotherapie ein Therapieversagen hat und nichts mehr helfen wird, dann ist eine palliative Situation erreicht - es gibt also keine Heilungsaussichten mehr und man muss die Lebensqualität verbessern -, dann ist sozusagen alles erlaubt. Das heißt, man kann, wenn jemand auf Grund eines Tumors im Bauch Schmerzen hat, auch eine niedriger dosierte Chemotherapie versuchen, um diese Schmerzen zu lindern, um das Wachstum ein bisschen zu bremsen. Aber was die neuen Präparate betrifft - denen ich im Übrigen sehr kritisch gegenüberstehe, weil die Studien dazu immer weniger Patienten brauchen, und so weiter, aber das ist ein eigenes Kapitel -, so weiß ich aus der Praxis, dass hochpreisige Onkologika nicht einfach so eingesetzt werden können, sondern da gibt es ganz klare Rahmenbedingungen, unter denen man das sozusagen experimentell - wenn es aus Studien schon einen Hinweis gibt, dass es hier offenbar eine Wirkung gibt oder einen Vorteil bringt, das einzusetzen -, nach langem Papierkrieg und mit entsprechenden Begründungen, auch einsetzen darf. So wird es bei uns gehandhabt, und das, glaube ich, ist nicht Scheinmedizin, sondern dient dem palliativen Setting.
Denn es ist natürlich wirklich schwierig und für mich nach bald 25 Jahren Onkologie immer noch nicht zu akzeptieren, dass man einem Patienten - und da ist mir das Alter eigentlich wurscht, bei jungen ist es besonders schlimm, aber letztlich bei jedem Patienten -, der am Ende einer langen Chemotherapiekarriere ist, sagen muss, wir können da jetzt nichts mehr machen. Das ist eine fast unerträgliche Situation, für den Patienten noch viel mehr als für uns, die wir das sagen müssen. Da versucht man natürlich immer noch, etwas zu finden, und das halte ich auch für gut, dass das so ist.
Die Situation bezüglich Gangbetten hat sich verbessert. Das finde ich gut, das ist fein. Für mich war das Gangbettenproblem nie das große Problem, ich habe das nie in diesem Ausmaß als Problem gesehen, weil ich immer der Meinung war, wenn jemand in ein Spital muss und spitalspflichtig ist: Mir wäre es wurscht, ich möchte gerne aufgenommen werden und nicht nicht aufgenommen werden! Ich möchte nicht in einem System leben, wo gesagt wird, wir haben keine Gangbetten, wir sind voll, wir können Sie nicht nehmen. Das geht gar nicht. Deswegen immer: Besser Gangbett als gar nicht.
Natürlich ist es sehr zu begrüßen, dass es jetzt durch die abteilungsübergreifende Regelung, die ja eigentlich naheliegend ist und gut ist, dazu gekommen ist, dass es weniger Gangbetten gibt.
Nächstes Stichwort: Aufnahme in ein Pflegeheim in einem anderen Bundesland. - Das ist sicherlich keine breite Betroffenheit, aber es gibt immer wieder die Situation, dass zum Beispiel Menschen, die in Wien leben, Eltern haben, die zum Beispiel in Oberösterreich sind und dort in ein Pflegeheim kommen könnten, aber dann dort vielleicht überhaupt keine Angehörigen mehr haben, sondern nur die Angehörigen in Wien, die halt gerne hätten, dass Oberösterreich die Kosten für eine Unterbringung in einer Wiener Pflege- und Betreuungseinrichtung übernimmt. Das hat es gegeben. Es ist leider durch einige Bundesländer die 15a-Vereinbarung bezüglich solcher Fälle - Ende 2017, glaube ich - abgeschafft worden, sodass das praktisch nicht mehr möglich ist, sondern nur auf Grund von bilateralen Vereinbarungen. Und das ist natürlich für jemanden, der betroffen ist, sehr, sehr schwierig und oft auch aussichtslos.
Ich habe mich sehr gefreut und danke dafür, dass auch der Hinweis darauf in diesem Bericht enthalten ist, und ich spreche in dieser Hinsicht einen Appell aus. Das betrifft wirklich nicht viele, glaube ich, aber es ist, wenn es einen betrifft, eine eklatante Problemstellung.
Privatmedizin ist mir ein großes Anliegen, und ich freue mich auch da, dass dieses Thema angesprochen worden ist, und zwar so im Sinne von: Umleitung von Patienten in die Privatmedizin. Es wurde im Bericht der Fall einer Person mit einem Schilddrüsenkarzinom präsentiert: Das war schon durch die Bildgebung irgendwie klar, und es wurde dann - und das ist besonders unangenehm, finde ich, wenn das in einem städtischen Krankenhaus, in einer Ambulanz, passiert - dieser Patientin gesagt: Wenn Sie das privat machen - nämlich die Biopsie -, geht es schneller, das kostet aber etwas! - Das finde ich zumindest unmoralisch, absolut unmoralisch, und das muss einfach abgestellt werden. Ich bin überzeugt, dass das ein Einzelfall ist.
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