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Landtag, 28. Sitzung vom 21.11.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 10 von 42

 

man sich befindet, ist allerdings die Gewaltform in der heutigen Zeit, die am häufigsten praktiziert wird, vor allem auch gegen Kinder.

 

Jetzt zu meiner Frage: Gibt es Studien oder Statistiken, wie viele Kinder in Wien psychischer Gewalt ausgesetzt sind und – vor allem – in welchen Gemeindebezirken diese gehäuft auftritt?

 

Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. – Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Ob es eine gesamte Wiener Statistik über dieses Phänomen gibt, weiß ich nicht, aber da kann ich diesbezüglich sehr gerne bei meinem Kollegen, Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch, einmal recherchieren.

 

Ich kann Ihnen aber sagen: Dieses Phänomen der psychischen Gewalt und der physischen Gewalt an Kindern ist ganz furchtbar; ich wüsste nicht, welchen Begriff ich sonst dafür finden sollte. Aber gleichzeitig sehen wir, dass wir mit dem Ausbau der Arbeit mit Kindern in den Frauenhäusern sehr gute Erfolge haben.

 

Wenn wir heute sagen, dass wir viele Frauen in den Frauenhäusern haben, dann müssen wir auch bedenken, dass genauso viele Kinder mit den Frauen in den Frauenhäusern untergebracht werden. Und während man den Kindern früher einfach Schutz und Geborgenheit gegeben hat, haben wir diesbezüglich mittlerweile einen viel professionelleren Zugang gefunden. Wir haben genauso viel Personal, das sich mit den Kindern auch im Sinne von Sozialarbeit befasst und mit den Kindern therapeutisch arbeitet.

 

Insbesondere haben wir in den letzten Jahren die Arbeit gerade auch auf die Buben fokussiert. Man muss sich vorstellen: Buben kommen aus einer Gewaltsituation heraus mit der Mutter ins Frauenhaus. Dort sind nur Frauen, und wenn es um eine Möglichkeit für den Buben geht, sich in irgendeiner Form zu spiegeln, dann findet er dort kein männliches Pendant. Daher haben wir über sehr viel Unterstützung und mit tollen Spendengeldern eine eigene Arbeit für Buben aufgezogen, und das ist eine sehr gute Sache.

 

Das heißt: Ich kann Ihnen sagen, dass wir in den Frauenhäusern unser Angebot ganz spezifisch auf die Kinder ausgerichtet und das auch voll durchfinanziert haben.

 

Zu den Zahlen: Es sind genauso viele Kinder wie Frauen in den Frauenhäusern untergebracht. Über gewaltbetroffene Kindern gibt es ganz sicher auch Studien mit Wien-weiten Zahlen, die mir aber momentan in meinem Frauenressort nicht zur Verfügung stehen.

 

Präsident Prof Harry Kopietz: Danke, Frau Stadträtin. Die 4. Zusatzfrage stellt Frau Abg Hatzl. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 

9.46.29

Abg Eva-Maria Hatzl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Die Wiener Frauenhäuser haben gerade ihr 35-jähriges Bestehen gefeiert. Was waren die Herausforderungen für die Frauenhäuser? Ist der Erfolg dieser Institution messbar?

 

Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. – Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: „35 Jahre Wiener Frauenhäuser“ ist eine Geschichte, die sehr eng mit diesem Haus verbunden ist, denn aus diesem Haus heraus haben Johanna Dohnal und ihre Mitstreiterinnen die Idee des Frauenhauses entwickelt und wurde in der Folge auch das erste Frauenhaus gegründet.

 

Mittlerweile haben wir das Ganze natürlich zu einem ganz großen Betrieb gemacht, und die Vorsitzende, unsere GRin Martina Ludwig-Faymann, hat sich mittlerweile über viele Jahre ganz intensiv engagiert, dass die Frauen Schutz vor Gewalt haben und entsprechende Einrichtungen vorfinden.

 

Wir sind – wie ich glaube – zu Recht stolz darauf, dass wir mit dem Verein Wiener Frauenhäuser die europäische Empfehlung, wonach pro 10 000 EinwohnerInnen – mit großem I – eine Frau Platz in einem Frauenhaus finden soll, weit übertreffen.

 

Wir sind aber nicht nur auf die Anzahl der Plätze, sondern im Besonderen natürlich auch auf die Qualität der Betreuung, des Schutzes und der Arbeit mit den Frauen sehr stolz. So haben wir mittlerweile 175 Plätze in den Frauenhäusern.

 

Wir haben bei der Erarbeitung zum Thema Gewaltschutz aber auch herausgefunden, dass in gewissen Phasen dieser Hochsicherheitstrakt Frauenhaus nicht mehr notwendig ist, dass es dann aber natürlich für diese Frauen weiterhin eine entsprechende Unterstützung geben muss. Daher haben wir begonnen, Übergangswohnungen zu schaffen. Wir haben am Anfang mit ein paar Übergangswohnungen begonnen, das war zunächst eigentlich fast eine Art Feldforschung beziehungsweise ein Pilotprojekt. Dann sind wir aber draufgekommen, dass es wirklich eine gute Idee ist, Frauen auf diese Weise wieder in eine eigenständige Existenzsicherung und in die Selbstsicherheit zu führen. Mittlerweile gibt es 54 Plätze in solchen Übergangswohnungen. Wir haben in 52 Übergangswohnungen 54 Plätze für Frauen und ihr Kinder.

 

Jetzt habe ich noch eine Zahl für Frau Abg Schütz: 2012 haben 690 Frauen und 663 Kinder – es sind also, wie ich sagte, gleich viele Frauen wie Kinder – Schutz in einem Frauenhaus gesucht. Und wir haben über 9 000 Beratungen in unserer Beratungsstelle durchgeführt.

 

Ich habe es vorher schon kurz angesprochen: Die Arbeit der Mitarbeiterinnen in den Wiener Frauenhäusern ist natürlich eine sehr herausfordernde Arbeit, denn neben der entsprechenden Betreuung und der Expertise braucht man auch viel persönliche Kraft. Die Mitarbeiterinnen sind wirklich enorm gefordert und müssen oft über ihre Grenzen hinaus Frauen schützen, betreuen, begleiten und umsorgen. Und das kostet sehr viel Kraft.

 

Daher meine ich, dass es auch sehr schön wäre und angebracht ist, wenn wir hier in diesem Haus unseren Dank an die Mitarbeiterinnen des Vereins Wiener Frauenhäuser richten, die 35 Jahre lang eine ganz hervorragende Gewaltschutzarbeit geleistet haben. Liebe Martina! Ich bitte dich – und ich glaube, ich kann in unser aller Namen sprechen –, den Mitarbeiterinnen ein ganz herzliches Dankeschön für diesen wunderbaren Einsatz zu sagen. (Allgemeiner Beifall.)

 

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