Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 78
ist vorhin so gekommen. (Amtsf StR
Christian Oxonitsch: Beim Personal hat jedes Bundesland im Vergleich zu den
betreuten Kindern auch diejenigen dabei, die in Karenz sind!)
Der Ausfluss ist jedenfalls nicht der, dass
der Betreuungsschlüssel so super ist, dass man allen Anforderungen nachkommen
kann. Wenn Sie bei Ihrem 25er-Modell bleiben, sage ich Ihnen auch, dass das in
der alltäglichen Arbeit viel zu große Gruppen sind. Die AssistentInnen sind in
der Regel mit den Betreuungsvorgängen, wenn es nicht um Reinigungsvorgänge, die
sie auch machen müssen, beschäftigt. Das geht vom Pflasterkleben bis zum
Anrufen der Mama und so weiter. Das wissen Sie alle, die Sie Kinder haben. Es
gibt immer den einen oder anderen oder mehrere, die nicht mit im Spiel sind,
bei dem, was alle anderen gerade gemeinsam machen. Es ist natürlich so, dass
man damit viel zu große Gruppen hat und diese längst reduziert gehören, vor
allem, dass man einmal daran denkt, hier eine deutliche Reduzierung zu machen.
Wir haben uns heute geeinigt, 20 wäre ein erster Schritt. Optimal wären aber
selbstverständlich 15.
Wie schaut es tatsächlich aus? Ich habe
kürzlich ein Gespräch mit einer Kindergartenpädagogin gehabt, die in einem
Kindergarten der Stadt Wien ist, der integrativ geführt wird. Tatsache ist,
dass es heuer im Vergleich zu den Zeiten davor so ausschaut, dass in einer
Gruppe von zwanzig mit zwei PädagogInnen - das ist klar bei einem integrativen
Kindergarten - früher vier Kinder waren, die einen besonderen Betreuungsbedarf
gehabt haben, so genannte Integrationskinder, und jetzt sind es acht Kinder.
Das muss man sich einmal vorstellen: Acht Kinder mit einem besonderen
Betreuungsbedarf in einer Gruppe von zwanzig, bei zwei Pädagoginnen. Wir sind
uns heute alle einig, dass wir auf diese Kinder ganz besonders schauen müssen,
ganz egal, ob es sich um Verhaltensauffälligkeiten handelt oder ob sie
tatsächlich krank sind. Jedenfalls ist das die Situation, wo dann die Kinder,
aber vor allem auch die PädagogInnen nach einem Kindergartentag am Zahnfleisch
gehen.
Wer diesen Beruf ergreift, hat in der Regel
Kinder gerne und hat in der Regel auch eine Familie und selbst Kinder zu Hause.
Sie und ihre Kollegin, so habe ich das leider hören müssen, sagen, wir hoffen
nur, dass sie das gut abwickeln können, weil man natürlich nach dem
Berufsalltag auch noch Nerven und Zuwendung für seine eigenen Kinder haben muss
und will. Das heißt, die Situation ist nicht so, dass man sagen kann, das hat sich
überhaupt nicht negativ ausgewirkt.
Ich will nichts krankreden. Wir sind immer
dafür eingestanden, dass der kostenlose Kindergarten kommen soll. Wir hätten
gemeint, und natürlich hätte das einen früheren Anfang bedingt, dass man es
Schritt für Schritt macht, die PädagogInnen und die Räume zur Verfügung hat.
Das ist nicht der Fall. Zum Teil sind die Räumlichkeiten sehr klein und beengt.
Der rasche
Ausbau, den Sie planen, ist schön, aber in vielen Bereichen ist darauf noch zu
warten.
Was passiert und wie ist denn die Diskussion unter den Eltern? Es geht
natürlich in die Richtung, dass wir das Problem aus der Volksschule, das wir
derzeit haben, jetzt zum Teil in den Kindergarten vorverlegt haben. Denn es
werden schon ganz eifrig auch private Kindergärten gesucht, die zwar
kostenpflichtig sind, wo aber jemand sagt, er zahle gern 200 EUR, aber
dafür ist sein Kind sozusagen ein bisschen besser dran. Das haben wir in der
Volksschule gehabt. Das läuft schon seit Jahren, wo die Eltern zum Teil das
Geld zusammengekratzt haben, damit sie sich eine Privatschule leisten können.
Leider fängt das jetzt auch an, im Kindergarten Platz zu greifen. Ich weiß
schon, eine Ausbildung geht nicht von heute auf morgen, daher wäre es
vielleicht sinnvoller, wenn man manchmal etwas Schritt für Schritt macht und
nicht um des politischen Kalküls willen, und das ist da zweifellos geschehen,
einen Riesenschritt, den man sozusagen nicht ganz gehen oder ersteigen kann,
ausführt und dann natürlich die Betroffenen auf der Strecke bleiben, aber dafür
diese Briefe schreibt, die, so, wie sie formuliert sind, nicht stimmen.
Sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ, wir werden diese Diskussion
noch oft führen, zu führen haben, denn wir setzen auch heute ganz andere
Voraussetzungen. Wir alle sind uns einig, der Kindergarten ist eine
Bildungseinrichtung. Die reine Betreuung und Versorgung ist längst überholt.
Wir haben, und das ist von allen Experten bestätigt, eine steigende Anzahl an
Kindern mit einem gesteigerten Betreuungsbedarf. Das heißt, das sollte alles im
Kindergarten beginnen und stattfinden.
Im Rahmen der Psychiatriekommission wurde davon gesprochen, dass im
Kindergartenalter Screenings bezüglich psychischer Auffälligkeiten stattfinden.
Es ist - ich weiß nicht mehr, von wem - das Bundesland Vorarlberg angesprochen
worden, wo das ziemlich durchgehend gemacht wird. Ich habe dann gefragt, wie es
damit in Wien steht, und habe als Antwort bekommen, wir brauchen das nicht
extra, bei uns geschieht das im Rahmen des Kindergartenalltags, dass sozusagen
aufgenommen wird, wie sich die Kinder verhalten. Ich möchte schon wissen, wie
das bei dieser doch angestiegenen Anzahl an Kindern, die im Kindergarten sind,
bei einstweilen noch gleichbleibender Anzahl an PädagogInnen gehen soll, dass
man das auch noch mit hineinnimmt und eben die Früherkennung, die sozusagen bei
uns im Kindergarten implementiert ist, nicht auf der Strecke bleibt, um
nachfolgend eine Frühförderung anzuschließen. Da muss man sich den Kindern
widmen. Da muss man Zeit für die einzelnen Kinder haben. Da muss man eine sehr
individuelle Betreuung anbieten können.
Der Kollege Jung hat vorhin diesen Brief über die
Schulzustände vorgelesen. Der Grundstein, ob eine Karriere positiv oder negativ
ist, ob sich ein Kind positiv oder negativ entwickelt, wird zweifellos in den
ersten Lebensjahren gelegt. Da spielt der Kindergarten nunmehr eine gesteigerte
Rolle. Wir wünschen uns natürlich, dass wir möglichst viele positive Karrieren
unserer Kinder hier in Wien haben. Das kann auch die Frühbetreuung nur
garantieren, wenn sie auf die einzelnen Kinder eingehen kann, wenn sie sich mit
einzelnen Schicksalen
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