Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 78
auseinandersetzen kann, wenn die Förderung oder die Betreuung oder der
Unterricht - das kann man auch so bezeichnen -, das Spielen, der Sport, vieles
andere mehr, die Vermittlung von Sprache und von Werten in Gruppen stattfindet
und die Gruppen so überschaubar sind, dass man sich um jedes einzelne Kind
kümmern kann.
Ich habe ein bisschen Angst, wenn es jetzt halbwegs funktioniert, dass
die SPÖ sagt, es funktioniert eh gut und dass man da nicht weitermacht.
Deswegen werden wir dieses Thema selbstverständlich aufrechterhalten. Wir
wollen nicht, dass der SPÖ-Gratiskindergarten mit Sternchen und Kleingedrucktem
auf dem Rücken der engagierten PädagogInnen, der Kinder und der Eltern in Wien
ausgetragen wird! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster Redner hat sich
Herr Abg Dr Madejski zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte jetzt nicht auf die einzelnen Debattenbeiträge betreffend
Bildung und wer das zuerst gemacht hat, die Idee gehabt hat und wer sie im
Wahlkampf verwendet hat, eingehen.
Der Herr Landeshauptmann hat heute in einer Fragebeantwortung zu diesem
Thema vollkommen richtig gemeint, die erste Bildungseinrichtung für Kinder ist
der Kindergarten und er ist engagiert in Bildungsfragen. Da hat er vollkommen
recht. Ich glaube aber, es gibt einen zweiten, sehr wichtigen Faktor, der
untrennbar mit der Bildung zusammenhängt. Das ist die Gesundheit. Denn die
beiden bedingen sich. Wer Qualität in der Schule, in der Bildung haben will,
muss die Gesundheit fördern und umgekehrt. Ich glaube, das ist ganz wichtig, denn
nur mit Gesundheit und Bildung wird es den zukünftigen Leuten dann auch im
späteren Leben möglich sein, ihre Persönlichkeit besser und die Fähigkeiten
bestmöglich zu entfalten.
Es gibt aber leider die Tatsache, dass immer weniger Kinder hier bei
uns, nicht nur in Wien, sondern in Österreich, aber wir reden auch von Wien, im
Schnitt geboren werden, wobei aber von denen schon sehr viele leider bereits
die so genannten Zivilisationskrankheiten haben. Es wäre ganz wichtig, und das
ist auch unser Ansatz, dass die Pädagoginnen und Pädagogen, sowohl im
Kindergarten als auch in der Schule, neben ihrer finanziellen Abgeltung, die
sicherlich besser sein könnte, auch ein Wissens-Know-how mit den Themen
Ernährung und Bewegung in den Kindertagesheimen und in den Schulen zur
Verfügung gestellt bekommen. Nicht ganz außer Acht lassen sollte man aber auch
die Eltern, insbesondere natürlich die Mütter. Es kann nicht so sein, dass der
Kindergarten und die Schule dann Aufbewahrungsort alleine sind, sondern es gibt
hoffentlich auch viele Elternhäuser, die noch immer funktionieren.
Dazu haben wir einen Vorschlag, den ich dann noch in einem Antrag
einbringen werde, dass man neben dem obligaten Mutter-Kind-Pass speziell hier
in Wien, da es uns ja betrifft, in den einzelnen institutionellen Behörden oder
Verwaltungseinheiten zumindest ein oder zwei Beratungseinheiten zu diesem Thema
verpflichtend gibt, denn nur, wenn es die Mutter oder die Eltern zu Hause
vorleben und sich bemühen, gesünder zu leben, werden das unter Umständen auch
die Kinder für die nächsten Generationen bewusst miterleben.
Auch die EU-Kommission hat ein Weißbuch über Ernährung und Übergewicht
herausgegeben, welches Sie wahrscheinlich kennen, wenn man sich damit
beschäftigt hat. Das ist eine wirklich aktuelle politische Anleitung für sehr
viele Kommunen, Länder, Nationalstaaten, in diese Richtung etwas zu
unternehmen. Das sollte man ernst nehmen und zwar auf verschiedenen Ebenen,
verschiedene Akteure. In unserem Fall sind es eben die PädagogInnen im
Kindergarten oder in der Schule.
Wenn man den letzten österreichischen Ernährungsbericht durchliest, ist
es erschreckend. Es sind erschreckende Zahlen, die da darin vorkommen. Das ist
bisher ein bisschen am Abstellgleis gewesen. Die Leute haben das zur Kenntnis
genommen, haben dann gesagt, sie trinken vielleicht ein Bier weniger oder essen
einen Schweinsbraten weniger und damit hat sich die Sache. So ist das in
Wirklichkeit nicht. Es ist nämlich ein erschreckender Gesundheitszustand, meine
Damen und Herren. Und zwar nehmen zwischen 35 und 40 Prozent der
Österreicher in der Gesamtenergiezufuhr tierische Fette zu sich. Das ist bei
Weitem alles, was wissenschaftlich überhaupt erlaubt ist, überhaupt keine
Frage. Damit kommen wir auch zum Thema der Schulbuffets, das ich heute aber nur
in einem Satz anmerken will, denn dafür haben wir vielleicht ein anderes Mal
Zeit. Es werden heute in viel zu geringem Ausmaß Obst, Gemüse,
Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, fettarme Milch und so weiter konsumiert, aber
im Gegensatz dazu, neben diesen ganzen tierischen Fetten und nichtpflanzlichen
Ölen, auch noch Zucker.
Wenn man das alles zusammen, in einem Paket, sieht, meine Damen und
Herren, dann ist es ein Zwang, relativ rasch die Jüngsten, die schon in die
erste Bildungseinrichtung Kindergarten gehen, in diese Richtung zu informieren,
mit spielerischen Mitteln mitzuerziehen.
Der zweite Risikofaktor ist die Bewegungsarmut. Auch das ist ganz
erschreckend. 60 Prozent der Österreicher - es wird in Wien nicht anders
sein, es wird der Schnitt sein, ich weiß es nicht, aber es wird ähnlich sein -
sind inaktiv und betreiben nur gering Sport. Das heißt, ein- bis maximal
zweimal monatlich. 22 Prozent sind moderat aktiv. Das heißt, sie betreiben
ein- bis zweimal wöchentlich Sport. Und nur 18 Prozent sind hochaktiv, in
der Woche dreimal oder öfters.
Die Basis einer gesunden Kommune, gesunden Gemeinde,
gesunden Gesellschaft beginnt mit einem gesunden Kindergarten, wie ich es unter
Anführungszeichen sage, und einer gesunden Schule, weil diese beiden Einrichtungen
auf Grund ihrer Organisation, der Kultur und der Unterrichtsgestaltung dafür
prädestiniert sind, diesen jungen Menschen im Bereich Bewegung, gesundes Essen,
gesunde Ernährung, Gesundheit etwas
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