Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 78
systems gemacht wurden, sind sie zuallererst an einem desinteressierten
Njet von schwarzen Bildungsapparatschicks abgeprallt. Das finde ich schade,
weil ich glaube nicht, dass diese schwarzen Bildungsapparatschicks, die ich
jetzt im Kopf habe - jeder hat ein paar im Kopf - die Mehrheit in der ÖVP
haben, aber leider die Macht in der Bildungspolitik. Ich glaube, der einzige
Weg, diese Steinzeitbildungspolitiker zum Verzweifeln zu bringen ist, wenn sie
sehen, dass etwas weitergeht, dass Ideen umgesetzt werden, dass die Menschen
davon profitieren, dass die Menschen das auch goutieren und wollen, dass im
Bildungssystem etwas weitergeht. Denn dann bleibt ihnen gar nichts anderes
übrig, als sich selbst zu bewegen.
Das sieht man generell im Kindergartenbereich. Wenn man sich überlegt,
wo die ÖVP vor fünf Jahren zu diesem Thema gestanden ist und wo sie jetzt
steht, ist da ordentlich viel weitergegangen. Das gilt aber für den
Bildungsbereich als Ganzes. Unser Gratiskindergarten ist so ein Schritt, der
die Steinzeitpolitiker zur Bewegung bringen kann. Die Neue Mittelschule auch.
Man darf also auf die Bewegung gespannt sein, die damit endlich ins Spiel
kommt. Wir werden nicht aufhören, der Motor dieser Bewegung zu sein! (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als Nächste zum Wort gemeldet
ist Frau Abg Matiasek. Ich erteile es ihr.
Abg Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Manches ist schon erstaunlich, Herr Kollege Wutzlhofer! Mir ist jetzt
fast die Spucke weggeblieben bei dem, was Sie heute als Brandrede für diesen
Gratiskindergarten gesagt haben, wo Sie praktisch noch die anderen aufgefordert
haben, sich dazu zu bekennen. Was war denn im Februar? Zehn Tage - oder waren
es zwölf oder vierzehn - vor Ihrer Regierungsklausur haben Sie hier bei der
Gemeinderatssitzung noch heftig dagegen gesprochen! Damals hat es einen
gemeinsamen, wiederholten Antrag der Oppositionsparteien
dazu gegeben (Abg Mag Jürgen Wutzlhofer:
Über das, was es jetzt gibt?) und Sie haben uns - ich weiß nicht mehr, ob
Sie es persönlich waren - huldvoll erklärt, dass das in Wien nicht notwendig
ist, da die Beiträge sowieso so niedrig sind! Sie haben den Gratiskindergarten,
oder wie immer Sie ihn benennen wollen, zehn, zwölf oder vierzehn Tage vor
Ihrer Regierungsklausur abgelehnt! Und jetzt kommen Sie daher und erklären uns,
dass wir dafür sein sollen! So kann es doch, bitte, nicht gehen! (Beifall bei der FPÖ. - Abg Mag Jürgen
Wutzlhofer: Sie wollten nur den Kindergarten von null bis drei Jahren haben!
Das war ja nicht so!)
Wenn vorhin eine Unschärfe entstanden ist, so
steht in der Aussendung des Herrn Landeshauptmannes definitiv, im September
2009 ab sofort ganztägiger Gratiskindergarten für alle. Die Frau Volksanwältin
Stoisits hat heute sehr schön gesagt, dass es den Bürgern egal ist, ob das
beitragsfrei oder kostendeckend ist - ich übersetze das jetzt -, ob die eine
oder die andere Behörde oder das Land zuständig ist oder dieses oder jenes
Gesetz gilt. Für die Bürger ist es vollkommen wurscht, ob das beitragsfrei, mit
Sternchen, kostenlos, gratis, gebührenfrei - es würde vielleicht noch andere
Ausdrücke dafür geben - heißt. Das ist eine Wortklauberei. Denn gratis oder
kostenlos heißt, nichts zu bezahlen, ganztägig für alle nichts zu bezahlen.
Diese Botschaft haben Sie ausgesendet. Es stimmt ganz einfach nicht, dass es
für alle ganztägig absolut kostenfrei ist. Das hat der Bürger so verstanden und
er steht vor der Situation, dass dem nicht so ist und dass es
selbstverständlich Eltern gibt, die für diesen Kindergartenplatz zu bezahlen
haben. Das ist Ihre Art, Politik zu machen, dass Sie zwar großartige
Aussendungen und Ankündigungen machen, aber die Wirklichkeit dann doch etwas
anders ausschaut!
Vor zehn Jahren hat man schon darüber
diskutiert, dass gerade im Bereich der Elementarpädagogik etwas weitergehen
muss, die Mittel aufgestockt werden müssen, die Pädagogenanzahl verstärkt
gehört und selbstverständlich der Zugang auch ein leichterer sein soll und
muss. Sie haben immer beide Ohren zugehalten, als die Diskussion darüber war.
Ich mag die Diskussion nach der Urheberschaft schon nicht mehr führen. Ich weiß
nur - und man hebt sich so etwas als politische Partei auf -, wir haben es im
Wahlkampf 2001 bereits plakatiert und zumindest erste Schritte dazu viel früher
eingefordert.
Es wäre vielleicht auch noch ganz gut
gewesen, hätten Sie von mir aus bis Februar gesagt, das machen wir nicht, das
brauchen wir nicht, Wien ist da eh super aufgestellt und hätten aber die ganzen
Jahre, wo das bei allen anderen drei Parteien Thema war und wo wir versucht
haben, Ihnen das nahezubringen, die entsprechenden Vorbereitungsarbeiten
getroffen und heute könnten wir dann dastehen und es stimmt tatsächlich. Dann
können Sie diesen Brief schreiben und dann brauchen Sie dafür auch kein
schlechtes Gewissen zu haben. So aber stimmt das nicht! Das haben die Menschen
auch begriffen und das haben die Menschen auch bemerken müssen.
Ich werde nicht mehr auf
alle Punkte eingehen, weil schon sehr vieles gesagt worden ist. Ich wünsche mir
auch, dass die Diskussion aufrecht bleibt, aber mit dem fehlenden Personal ist
das schon eine ganz massive Sache. Sie können sich nicht daran klammern, dass in
einem täglichen Kindergartenbetrieb, und darum geht es, 6,44 oder von mir aus
auch 7 Kinder - seien wir großzügig und runden es auf - auf eine
Kindergartenpädagogin kommen. Sie sagen noch dazu, die Assistenten sind auch
dabei. Sie haben doch Kinder, der Herr Kollege Wutzlhofer hat auch Kinder. (Amtsf
StR Christian Oxonitsch: Das hat niemand behauptet!) - Doch! Das ist es! (Amtsf
StR Christian Oxonitsch: Nein! Das lassen wir jetzt nicht so stehen!) Sie
haben sich damit gebrüstet. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Wenn wir
betreute Kinder in Verhältnis zum Betreuungspersonal setzen, kann man es
vergleichen!) - Da ist aber
auch das Personal dabei, das nicht im Einsatz ist. Das muss man schon so
umrechnen. Damit gehen Sie herum und sagen, so ist die Situation, aber so ist
sie nicht! (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Nein! Das hat niemand gesagt!) - Doch! Das
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