Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 78
(Abg Claudia Smolik: Da sind
aber auch alle Karenzierten dabei!) Der Punkt ist, deswegen gibt es die Statistik
Austria, damit man das hernehmen kann, um sich mit anderen Bundesländern zu
vergleichen. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Es ist überall gleich! Es geht
um den Vergleich!)
Es stimmt, am Ausbau zu arbeiten, an besserer Qualität zu arbeiten, an
kleineren Gruppengrößen zu arbeiten, ist alles ein legitimer Punkt, das möchte
ich hier auch offen sagen, denn es ist immer gut, wenn man die Qualität
verbessern kann, nur es gibt eben unterschiedliche Mittel. Für den Weg, wo wir
sind, und das ist immer in der Mitte eines Weges, zahlt es sich aus, wenn man
einen Vergleich macht. Wenn sich herausstellt, es ist in vielen anderen
Bundesländern um einiges schlechter, dann tut es mir leid, dann muss man das
sagen dürfen. Ideal für diese Vergleiche ist zum Beispiel die Statistik
Austria. Ich habe sonst noch von niemandem, auch nicht von den GRÜNEN, gehört,
der diese Institution angezweifelt hat. (Abg Claudia Smolik: Was hat das mit
euch zu tun?)
Letzter Punkt aus Ihrer Sicht ist natürlich das zentrale Thema der
Panikmache, Sprache. Das Einzige, was man von der FPÖ dazu substanziell hört,
sind Slogans, so ähnlich wie „Deutsch tut nix verstehen". Einmal abgesehen
davon, dass der Satz „Deutsch tut nix verstehen" selbst kein deutscher
Satz ist, gibt er auch sonst als politisches Lösungskonzept wenig her. So leer
und hirnlos, wie alle Ihre Forderungen! Die Leute messen uns PolitikerInnen
nämlich nicht an der heißen Luft, die wir emittieren, sondern an Taten wie den
Gratiskindergarten, das 1+1-Fördermodell, wenn wir bei der Sprache bleiben. (Abg Mag Wolfgang Jung: Die Wahlergebnisse
sprechen nicht für Sie!) Ich habe nicht genug Zeit, der Herr
Landeshauptmann hat es eh schon erwähnt. Die Zahlen vom 1+1-Fördermodell zeigen
eigentlich, und das schon nach einem Jahr, wie das greift. 15 000 Kinder
waren es ungefähr, 4 000 sind ein Jahr in den Kindergärten speziell
gefördert worden. Übrigens sind von den 4 000 25 Prozent überhaupt
keine Migranten. Gäbe es diese massive Förderung nicht in den Schulen, so wie
bisher, aber auch zusätzlich ein Jahr in der Vorschule, dann wären diese Kinder
vielleicht später nur imstande, keine geraden Sätze, sondern nur FPÖ-Deutsch zu
sprechen. Es gibt diese Förderung zum Glück und sie hat dazu geführt, dass die
Hälfte dieser Kinder schon nach einem Jahr soweit ist, mit einem Sprachniveau
in die Volksschule einzusteigen. Die andere Hälfte bekommt noch ein Jahr
Vorschulförderung. Das heißt, das ist eine sehr erfolgreiche Sache.
Wenn es Ihnen im Ernst um die Förderung von Sprachkompetenzen und
Integration geht, sieht man gleich, Sie haben hier im Hause gefordert, dass der
Gratiskindergarten für Ausländer nicht gelten soll, sondern nur die Inländer
und das ist ganz erstaunlich. Wenn man nämlich auf der einen Seite richtig
sagt, dass der Kindergarten ein Beitrag zum Spracherwerb ist und auf der
anderen Seite sagt, der Gratiskindergarten soll eigentlich nur für Inländer
gelten, dann meine ich, hätten Sie ein politisches Gewissen, müsste es ein
schlechtes sein, weil das ist an Doppelbödigkeit nicht zu überbieten!
Sie sehen, keine Katastrophen, sondern große Fortschritte, ernsthafte
politische Arbeit! Niemand hier hat gesagt, dass er jemals aufhören kann, hier
zu arbeiten, dass man hier nicht weiterarbeiten muss. Es ist vor allem statt
billiger Polemik Politik für die Menschen. Von Ihren dummen Hassparolen und
Ihrer Angstmacherei wird die Lebenssituation der Menschen in unserer Stadt
nicht besser, vom Gratiskindergarten schon! Ihr Verhalten, würde ich sagen, ist
eher im Bereich des Okkulten angesiedelt. Irgendeine UFO-Sekte sagt, es ist zum
Beispiel am 31.12.2000 Weltuntergang und am 31.12. geht die Welt nicht unter.
Was macht man am Tag danach? Sie wird vielleicht morgen untergehen. So ähnlich
ist die Geschichte mit dem Chaos. Es werde Chaos kommen, wenn der
Gratiskindergarten kommt. Es ist der Gratiskindergarten gekommen, aber kein
Chaos. Sie machen eine Dringliche Anfrage zum Thema Chaos. (Abg Mag Waltraut Antonov: Das Thema ist nicht Chaos!) Ich finde
das eigentlich recht schön, aber es ist Grund genug, sich mit dem Ufologen
nicht länger zu beschäftigen. Das Thema ist zu wichtig.
Was es nämlich in diesem Land braucht, und das Thema ist größer als das
Thema Gratiskindergarten, ist engagierte Bildungspolitik. Mit dem
Kindergartenmodell haben wir gezeigt, dass wir Konzepte und den Mut haben, auch
große Schritte als Erste zu gehen. Manchmal braucht es Leute und Bundesländer,
die diese großen Schritte als Erste gehen, denn es gibt nichts Wichtigeres als
Bildungspolitik. Bildung macht Arbeit, Bildung macht frei und Bildung
emanzipiert. Bildung bewahrt letztlich vor Stumpfheit und Dummheit und der
Gratiskindergarten ist ein wichtiger Schritt dazu.
Die neue Mittelschule auch. 21 Neue Mittelschul-Standorte in Wien,
übrigens so gut wie alle Mittelschulstandorte, die vorher AHS waren, sind das
in Wien, was nur zeigt, welch große Rolle Wien bei neuen Dingen, die in der
Bildungspolitik passieren, spielt. Der Run auf die Neue Mittelschule zeigt
auch, dass die Unkenrufe auch in dieser Richtung alles andere als berechtigt
waren. Das gibt uns Kraft und Mut, einfach weiterzumachen. Es gibt viele
weitere Vorstellungen: ein Kindergartenrahmengesetz, die Berufsmatura, eine
Ausbildung aller PädagogInnen auf akademischem Niveau, eine Uni mit guten
Studieneingangsphasen und mehr Ressourcen für die Lehrerschaft und vieles mehr
in diesem Bereich. Es ist unser Ziel und Auftrag, die Qualität des
Bildungssystems zu verbessern und vor allem auch die Zugänglichkeit als
Chancengerechtigkeit für alle zu schaffen. Aber ich bin mir bewusst, dass das
kein leichter Weg ist.
Es gibt auf der einen Seite Impulse, die gesetzt
werden. Ich möchte nur sagen, wenn man bei einem kleinen Prüfbericht über die
letzten 50 Jahre schaut, auch wenn bildungspolitisch nur kleine Schritte
weitergegangen sind, war es die SPÖ. Auf der anderen Seite gibt es Angstmacher,
leider auch einen weiteren riesigen Stolperstein, denn wann auch immer für
diese Republik fortschrittliche Ideen für die Verbesserung des
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