Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 78
warum entdecken Sie
plötzlich Ihre Liebe und schreiben die Briefe an die lieben Wienerinnen und
Wiener? Der Stimmungsumschwung ist bei Ihrer Klausur in Rust erfolgt, da ist
Ihnen eingefallen, jetzt müssen wir etwas tun. Und SPÖ-Politiker haben es halt
so an sich, dass sie, wenn sie etwas tun müssen, einen Brief schreiben.
Vranitzky hat ja das auch schon gemacht, hat ihm allerdings recht wenig
geholfen, er war kurz darauf ein Ex. Wir werden ja sehen, wie das in der
nächsten Gemeinderatswahl ausschaut, vielleicht gibt es dann vielleicht auch
einen Ex mehr und Sie können dann mit dem Herrn Faymann rittern, wer der Erste
sein wird, der geht oder eben noch bleibt, denn wenn wir uns das nächste
Wochenende anschauen und das, was jetzt passiert ist, dann ist die Nervosität
natürlich verständlich. Aber ich sage Ihnen eines, mit den Hochglanzkarten und
-briefen mit Ihrem Konterfei, die Sie ausschicken, werden Sie die Wiener nicht
mehr überzeugen, denn man nimmt Ihnen das nur noch sehr begrenzt ab. Genauso
wenn Sie sagen, dass alle einen Platz bekommen. Das stimmt nämlich in
Wirklichkeit leider nicht.
Das Problem bei der ganzen
Geschichte ist, dass Sie bei diesem Versprechen, das Sie ja ursprünglich für
die Wahl vorgesehen haben, die Sie vielleicht in diesem Herbst gerne angesetzt
gesehen hätten, wenn halt die Meinungsumfragen nicht so schlecht gewesen wären,
das Problem dabei also ist, dass Sie drei Punkte übersehen haben, nämlich
Personal, Raumfrage und Kosten. Und die sind keineswegs so schön geregelt, wie
Sie das jetzt überall hier sagen. Sie erzählen uns ja die gleichen Geschichten
von den Schulen, und dort schaut es aber keineswegs so toll aus, wie Sie es uns
hier weisgemacht haben. Sie brauchen sich nur den „Kurier“ von gestern
anschauen, der auf zwei Seiten über die Problematik an den Schulen, ja ganz
massiv an den Schulen, über die Lehrersuche und Ähnliches mehr, berichtet. Das
alles ist den Zeitungen, den Medien, zu entnehmen und ganz genau so ist die
Situation im Kindergartenbereich.
Der Vorlauf war halt einfach
zu kurz und zu schnell, wir haben zwar noch keine - so viel ich weiß –
Containerkindergartenplätze, wie wir es bei den Schulklassen haben, aber es ist
eng und es gibt zu wenige. Und wenn Sie sagen, alle sind abgedeckt und machen
die Vorschule, so haben Sie ja schon heute Früh die Einschränkung gemacht beim
Gratiskindergartenjahr: Ja, es gebe noch Privatkindergärten, bei denen
Zuschüsse durch die Eltern erforderlich sind. Das „Alle“ zumindest ist daher
schon einmal nicht richtig, Herr Bürgermeister. Das ist zwar schön zu lesen als
Wahlzuckerl, in Ihrem Brief, aber die Leute glauben es eben nicht, weil jeder
irgendjemanden kennt, der hier dazuzahlen muss.
Ablenken von den
gegenwärtigen Problemen, die Sie zur Genüge haben, können Sie damit nicht. Sie
können damit Skylink nicht ungesehen machen, Sie können damit den
Prater-Vorplatz nicht ungesehen machen, Sie können die Problematik ums
Krankenhaus Nord nicht ungesehen machen.
Und ich stelle gerade bei
diesen drei Punkten die Frage, wie es kommen soll. Raum? Sie sagen zu Recht es
wird gebaut werden müssen, und es ist zu bauen. Aber es ist noch nicht alles
da, was wir brauchen, Herr Bürgermeister. Sie stellen das, was vielleicht
einmal oder hoffentlich einmal, muss man im Interesse der Kinder sagen, sein
wird, als gegeben dar. Das Gleiche ist es mit dem Personal in Ausbildung. Das
nützt uns nichts. Vor nicht allzu langer Zeit konnte man noch von EduCare lesen
- es war heuer im Frühjahr im „Kurier“ auch -, es gebe 350 Abmeldungen pro Jahr
bei KindergärtnerInnen wegen der schlechten Arbeitsbedingungen. 140 sind allein
nach Niederösterreich übersiedelt. Das sind aber auch Zahlen, die es gibt, und
die mittlerweile überprüft und belegt wurden. Und die Arbeitsbedingungen
dürften wirklich nicht die besten sein, sonst wäre die Tochter von Frau StRin
Laska nicht auch nach Niederösterreich gegangen. Das wird sich dann erst
bessern, wenn die Klagen ... (Lhptm
Dr Michael Häupl: Nach Piesting, das war aber aus einem ganz anderen Grund!) Aber sie ist dort hingegangen
oder nicht? Und ich habe nichts anderes gesagt, als dass 140 KindergärtnerInnen
im letzten Jahr nach Niederösterreich übersiedelt sind, Herr Bürgermeister. Das
sind sie, und es werden nicht weniger, das ist die Meldung von EduCare. (Lhptm Dr Michael Häupl: Ja, aber aus einem
anderen Grund, und es ist eine Gemeinheit, dass Sie das so darstellen!) Sie
können sich ruhig aufregen, wie beim Skylink, da können Sie sich auch aufregen,
(Lhptm Dr Michael Häupl: Ich rege mich
deshalb auf, weil Sie Politik mit Privatem vermengen!) es wird nichts an
dem Faktum ändern, dass Sie Personalprobleme haben. Und wenn Sie so toll das
6 zu 1-Verhältnis genommen haben: Es gibt eine ganze Menge Bereiche,
von denen berichtet wird, dass es sogar ein Verhältnis von 20, und
21 zu 1 gibt.
Da schaut die Situation ein bisschen anders aus, sie
schaut vor allem dann anders aus, wenn die Kinder Sprachprobleme haben, und das
ist das ganz zentrale Problem in der Situation. Sie haben richtig gesagt, es
sei gut, wenn Kinder mehrsprachig sind, und es seien dann gezielt mehrsprachige
Kindergärten, die hier spezielles Personal und viel, viel mehr Personal haben.
Die Problematik der Sprache liegt in einem anderen Bereich. Wenn Sie einen Kindergarten
haben und eine Gruppe mit 12 oder 13 Kindern, von denen nur eines oder
zwei Deutsch sprechen, dann werden die untereinander Türkisch reden, wie es in
den meisten der Fälle sein wird, auch wenn die Leiterin der Gruppe Deutsch mit
ihnen redet. Untereinander reden die Türkisch und werden nur sehr beschränkt
ihre Sprachkenntnisse damit hinaufsetzen können. Das ist nur dann möglich, wenn
nur sehr kleine Gruppen existieren, und die haben wir leider noch nicht. Und
Sie, Herr Bürgermeister, haben gesagt, man könne mit Sicherheit sagen - das war
vor einem guten halben Jahr - dass in eineinhalb Jahren kein Kind mehr in die
Volksschule kommt, das nicht Deutsch kann. Nun, Herr Bürgermeister, das werden
wir uns bei der gegebenen Situation anschauen. Das glauben Sie doch wirklich
nicht, und wir werden, wenn Sie dann noch Bürgermeister sein sollten, das
sicherlich auch hier herinnen zu bereden zu haben, denn selbst wenn alle
fünfjährigen
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