Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 78
Umweltanwaltschaft gemeinsam mit Global 2000 erstellt hat, wo
Musterbeispiele von positiven Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren drinnen
waren. Jetzt wird man sehen, wie die EU-Kommission reagiert. Das möchte ich
noch abwarten. Bis dahin wird meines Erachtens nach auch die Einspruchsfrist
über die Bühne gegangen sein und dann, und das sage ich wirklich ganz offen,
haben wir überhaupt kein Problem, wenn wir sehen, das entwickelt sich in die
falsche Richtung, noch einmal eine offizielle Beschwerde bei der EU
einzubringen.
Ich habe es immer in der jetzigen Diskussion, wo wir versuchen, auch
die Wienerinnen und Wiener zu mobilisieren und zu bitten, uns in dieser Frage
zu unterstützen, für ein bisschen schwierig gehalten, gleichzeitig zu
kommunizieren, eigentlich sind wir mit dem Verfahren nicht ganz zufrieden, weil
das dann zwei Botschaften sind, die bei den Leuten ankommen und die für mich
ein bisschen im Widerspruch stehen, auch wenn ich weiß, dass es kein
Widerspruch ist. Deswegen haben wir uns für diese zeitlich gestaffelte
Vorgangsweise entschieden. Aber trotzdem habe ich das der EU mitgeteilt, damit
wir da ja nicht zu spät dran sind. Ich glaube, dass wir da in Wahrheit
inhaltlich nicht so weit auseinander liegen. Ich bin auch gern bereit, im
gegebenen Fall dann an alle offiziellen Stellen, die sich da bieten,
Beschwerden zu schicken.
Wir haben das übrigens auch dem slowakischen Umweltminister geschrieben
und ihn noch einmal darauf aufmerksam gemacht, dass wir hier Defizite sehen,
und haben ihm auch diese besagte Studie schon übermittelt. Wir waren da im
Vorfeld in vielen Bereichen tätig. Wir haben natürlich auch diese Diskussion
gehabt, wie wir jetzt am besten damit umgehen. Wir haben, wie ich glaube, einen
ganz guten Weg gefunden.
Was den Umweltminister betrifft, den wir im Antrag auch zitieren, hat
das schon einen ganz konkreten Hintergrund, nämlich sozusagen das, was ich den
„italienischen Ansatz" nenne, weil ganz klar ist, die Umweltverträglichkeitsprüfung
kann für mich ein Mosaiksteinchen in dieser ganzen Auseinandersetzung mit
Mochovce sein, aber es wird nicht die Lösung des Problems sein. Es ist mir
klar, das wird ein wichtiger Schritt sein, wo wir die ganzen Sicherheitsdefizite
einmal thematisieren und auf den Tisch legen und auch auf viele Fragen, wo die
österreichischen Experten bisher nichts gehört haben, dann endlich Antworten
bekommen können, was die Betreiber Slovenske Elektrarne hier ganz konkret
vorhaben. Aber wir wissen, dass Italien zu 66 Prozent Mehrheitseigentümer
von Slovenske Elektrarne ist. Ich glaube, dass das schon ein wichtiger Ansatz
ist, dass der Umweltminister mit seinem italienischen Gegenüber, der
italienischen Umweltministerin, einmal spricht und sagt, ganz so kann es nicht
sein, dass ein Land, das selbst ein Moratorium für Atomkraftwerke hat, uns ein
völlig veraltertes Ding mit Bauplänen aus den 70er Jahren, nur 160 km von
Wien entfernt, vor die Haustüre stellt. Das ist meines Wissens nach noch nicht
passiert. Es hat noch keinen Kontakt mit Italien gegeben. Das, glaube ich, wäre
ein ganz wichtiger nächster Schritt.
Ein dritter Ansatz, der sich für mich in der politischen
Auseinandersetzung noch bietet, ist die ganze Frage der Finanzierung. Da hat
man sich bisher noch sehr bedeckt gehalten, wohl aus den negativen Erfahrungen
mit den Blöcken Mochovce 1 und 2, wo damals Österreich mit einer sehr
gemeinsamen Kraftanstrengung aller Parteien und NGOs in diesem Land die
Kreditvergabe durch die EBRD – Europäische Entwicklungsbank damals verhindert
und sich das Projekt dadurch um Jahre verzögert hat. Deswegen ist bisher die
Finanzierung von Mochovce 3 und 4 noch nicht offengelegt. Es kann sein,
dass es eine Eigenfinanzierung gibt. Bei einem Projekt über 2 Milliarden EUR
kommt es mir zwar unwahrscheinlich vor, aber man weiß es nie. Man muss sich das
noch ganz genau anschauen, woher das Geld kommt und welche Ansatzpunkte wir in
diesem Bereich noch haben.
Das sind für mich die Hauptrichtungen in dieser Auseinandersetzung, die
wir in den nächsten Wochen verfolgen wollen. Ich hoffe, dass wir in diesem
Bereich einen Konsens haben, den ich zumindest in inhaltlicher Natur auf jeden
Fall sehe, weil es einfach traditionell in Österreich doch so war, und ich
glaube, auch in Wien, dass die Anti-Atompolitik wegen des gemeinsamen Zieles
einen breiten Konsens über alle Parteien gefunden hat. - Herzlichen Dank! (Beifall
bei der SPÖ.)
Präsidentin Marianne Klicka:
Wir kommen zur Abstimmung. Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die den
vorliegenden Naturschutzbericht 2008 zur Kenntnis nehmen wollen, um ein Zeichen
mit der Hand. - Danke, ich stelle die Einstimmigkeit fest.
Wir kommen nun zur Abstimmung über die Beschluss- und
Resolutionsanträge.
Zunächst der Beschluss- und Resolutionsantrag der LAbgen Mag Rüdiger
Maresch und Mag Maria Vassilakou betreffend 380 kV-Leitung Wien-Györ. In
formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung des Antrages beantragt. - Ich
ersuche all jene, die dem Antrag zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand.
- Ich stelle die Minderheit fest. Das sind die Stimmen der Volkspartei und der
GRÜNEN. (Abg Dr Matthias Tschirf: Nein!) -
Entschuldigen Sie! Der Freiheitlichen Partei und der GRÜNEN. Somit ist der
Antrag abgelehnt.
Wir kommen zum Antrag der LAbgen Mag Rüdiger Maresch und Mag Maria
Vassilakou betreffend EU-Beschwerde gegen das UVP-Verfahren Mochovce. In
formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrags beantragt. -
Wer für diesen Antrag ist, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das
sind die Stimmen der Freiheitlichen Partei und der GRÜNEN, somit die
Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.
Wir kommen zum Antrag der LAbgen Erich Valentin, SPÖ und Roman Stiftner, ÖVP,
bezüglich: „Der Landtag wolle beschließen: Der Herr Bundesminister Dipl-Ing
Nikolas Berlakovich wird ersucht, auf Bundesebene alle notwendigen Maßnahmen
gegen den geplanten Ausbau des AKW Mochovce, nur 160 km von Wien entfernt,
zu ergreifen." Auch hier wird in formeller Hinsicht die sofortige
Abstimmung verlangt. - Wer für den Antrag ist, den ersuche ich um ein Zeichen
mit der Hand. - Ich stelle die
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