Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 78
Bemerkung zur Behindertensituation. Die wirtschaftliche Situation ist
anerkannt, sie ist akzeptiert. Sie darf und soll aber nicht dazu führen, dass
es in diesem Bereich zu einer baulichen Stausituation kommt. Wenn es in einer
Schmerzambulanz die behindertenfreie Erreichbarkeit nicht gibt, dann ist das
genau das, was ich meine. In dem Einzelfall haben wir eine Lösung gefunden. Ich
hoffe, dass die schrittweise Umsetzung eines behindertengerechten Zugangs zu
den öffentlichen Einrichtungen in absehbarer Zeit ebenfalls gewährleistet wird.
Lassen Sie mich auch zur Adoption noch einen Satz sagen. Wien war das
Bundesland, das in diesem Zusammenhang privaten Einrichtungen eine Tätigkeit
ermöglicht hat. Ich stehe dem nicht negativ gegenüber, sondern eher positiv,
denn gerade bei einer Auslandsadoption ist es natürlich so, dass der oder die
Betreffende, meistens ist es ja wohl ein Paar, Hilfe über die Entfernung von
hunderten, von tausenden Kilometern hinweg braucht, um die Adoption
vorzubereiten und umzusetzen. Es ist aber auch so, dass private Einrichtungen,
also insbesondere Vereine, die in diesem Bereich tätig sind, natürlich dann
besonders problematisch werden, wenn sie in die Geschäftemacherei abgleiten.
Das war in diesem einen Fall der Fall und daher ist seitens der öffentlichen
Hand in ganz besonderem Maße darauf Bedacht zu nehmen, dass es hier um
karitative Hilfe und nicht um private Geschäftemacherei geht.
Es ist auch ganz kurz die internationale Positionierung der
Volksanwaltschaft angesprochen worden. Das liegt mir so am Herzen, dass ich
dazu zwei Worte sagen muss, nicht zuletzt das erste Wort des Dankes, weil es
nur so möglich war, diese internationalen Organisationen in Österreich mit tatkräftiger
Unterstützung nicht nur der Bundesregierung, des Nationalrates und auch des
Herrn Bundespräsidenten anzusiedeln, sondern auch der Stadt Wien, und nicht nur
durch eine verbale, sondern auch mit einer finanziellen Unterstützung, für die
ich mich sehr herzlich bedanke.
Lassen Sie mich noch hinzufügen, warum und was Sie damit eingekauft und
unterstützt haben. Es ist so, dass die österreichische Volksanwaltschaft, als
sie im Jahre 1977 eingerichtet wurde, die siebente Einrichtung dieser Art
weltweit war. Heute haben wir in 134 Staaten derartige Einrichtungen und im
IOI, im International Ombudsman Institute, sind Einrichtungen von über 90
Staaten organisiert. Und die wirkliche Kerntätigkeit ist, dass die
Volksanwaltschaften, Ombudsmanneinrichtungen in Ländern der Dritten Welt
unterstützt werden, denn dort sind in der Regel die Spitzen der Verwaltung,
Regierung, Bürgermeister, Regionalchefs ausgewechselt worden und sind
demokratisch besetzt. Die Verwaltung aber, die unter ihnen steht, ist in der
Regel nach wie vor in vielen Fällen sogar die spätstalinistische Verwaltung der
vergangenen Jahre und Jahrzehnte. Und hier haben die Ombudsmanneinrichtungen im
Interesse des Bürgers eine ganz zentrale Aufgabe, für eine bürgernähere, für
eine kalkulierbare Verwaltung zu sorgen, die die Rechtsstaatlichkeit
sicherstellt. Das ist im Grunde genommen unsere Aufgabe. Wien hat sich in
diesem Zusammenhang gegen Mitbewerber wie Seoul, wie Mexiko-City durchgesetzt.
Wir haben uns letztendlich mit Hilfe Wiens mit 16:0 gegen Barcelona
durchgesetzt und daher ist das Hauptquartier, das Generalsekretariat, der
Generalsekretär, seit 1. September dieses Jahres in Wien und wir werden
auch das nächste Board-Meeting hier in Wien abhalten.
Ich glaube, das tut einer Stadt, die sich als Stätte der Begegnung
versteht, durchaus gut und ich darf mich in diesem Zusammenhang herzlich
bedanken. (Allgemeiner Beifall.)
Präsident Heinz Hufnagl: Last but really not least ist
nunmehr die Frau Volksanwältin Dr Gertrude Brinek wortgemeldet. Ich erteile
es ihr.
Volksanwältin Dr Gertrude Brinek: Herr Präsident!
Hoher Landtag! Meine geschätzten Kollegin und Kollege!
Lassen Sie mich zum Abschluss sozusagen noch einen kleinen Bogen
spannen.
Zum Ersten: Sie haben uns den Dank und vor allem nicht nur uns, sondern
auch den Mitarbeitern ausgesprochen. Das nehme ich gerne entgegen und ich
übernehme es dafür auch im Namen meiner Kollegin und meines Kollegen, Ihnen und
der Magistratsdirektion und allen unseren Kooperationsstellen für die
Kooperation zu danken und diesen Dank unsererseits auch wieder an Ihre
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterzugeben. Das heißt nicht, dass wir – wie
wir schon diskutiert haben – in allen Punkten eines Sinnes und einer Auffassung
sind. Das wäre auch ein schlechter Ausweis für unsere und Ihre Tätigkeit. Die
Diskussion hat gezeigt, dass wir nicht nur anderer Meinung sind, weil es bloß
eine andere persönliche Meinung wäre, sondern dass wir auf Grund von unseren
Analysen und juristischen Prüfarbeiten zu anderen Ergebnissen kommen, letztlich
aber in der Diskussion die Lösung und eine Verbesserung für die Bürger im Auge
haben.
So will ich auch noch zu ein paar ausgewählten Aspekten aus meinem
Prüfbereich und meinem Tätigkeitsbereich Stellung nehmen:
Barrierefrei heißt: Anpassung der Förderrichtlinien
an Umbau- und Sanierungsmaßnahmen. Wie bürgerfreundlich ist hier die
öffentliche Verwaltung? Das könnte ein Aspekt sein. Stellen Sie sich vor: In
einem Wiener Kleingartenwohnhaus, ganzjähriges Wohnen, lebt eine Familie mit
einem schwer behinderten Sohn. Das Kind nimmt entwicklungsgemäß an Gewicht zu,
die Behinderung nimmt zu, die tragischen Aussichten des Arztes sind die, dass
nicht mit einer Besserung, sondern mit Verschlechterung zu rechnen ist. Der
Vater schleppt das Kind über die Treppe, hat einen Bandscheibenvorfall. Es
bleibt außer einer Aufstiegshilfe nichts mehr übrig, was leistbar ist. Er
verhält sich so wie jemand anderer auch, der in einschlägigen Nachrichten,
Zeitungen, Internet nachsieht - Treppensteighilfen, Treppenlift ist keine
besondere Einrichtung mehr, das war vielleicht vor vielen Jahren noch - und
bedient sich der Internetinformation, befolgt alle Maßgaben, die er sozusagen
erreichen kann und derer er habhaft werden kann, und bestellt dieses Ding. Das
ist batteriebetrieben oder strombetrieben, je
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