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Landtag, 27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 36 von 78

 

Gefährdungsmeldungen und Abklärungsverfahren um 150 Prozent gestiegen. Das ist zum einen natürlich schlecht, weil klar ist und deutlich wird, wie viele Kinder in schwierigen Verhältnissen leben und Hilfe und Unterstützung brauchen, zum anderen ist es aber auch positiv, weil das natürlich auch zeigt, dass Aufklärungskampagnen wirken, wie sie zum Beispiel auch von der MA 11 regelmäßig durchgeführt werden, beziehungsweise dass es auch ein höheres Problembewusstsein in der Bevölkerung gibt, dass es ein zunehmendes Hinschauen und nicht mehr Wegschauen gibt.

 

Die Kollegin Smolik hat gemeint, es tut sich nichts und die Wiener Jugendwohlfahrt reagiert auch nicht darauf. Das stimmt ja nicht, das stimmt so ganz und gar nicht. Wir haben darauf reagiert, und zwar auch in den letzten Jahren. Wir haben das ohnehin schon sozusagen auch über Pressemeldungen ausdiskutiert. Die MA 11 ist im letzten Jahr um 28 MitarbeiterInnen aufgestockt worden, und in den nächsten Monaten kommen weitere 30 SozialpädagogInnen dazu. Das sind Zahlen, die noch nicht berücksichtigt worden sind, auch nicht im Bericht der Volksanwaltschaft, weil es sich rein zeitlich nicht ausgegangen ist.

 

Jetzt kann man natürlich sagen, dass es immer noch zu wenig ist, das ist ganz klar, aber es gibt auch – das muss ich jetzt schon auch einmal deutlich machen – andere Bundesländer, wo es im Jahr 2009 zum Beispiel weniger sozialpädagogisches Personal gibt als noch vor 15 Jahren. Zum Beispiel hat es in Oberösterreich im Jahr 1993 127 SozialarbeiterInnen gegeben und im Jahr 2009 sind es 123. Natürlich ist es auch eine Frage der Vergleichbarkeit, denn bei diesen plus 7 Prozent ist natürlich vom Jahr 2004 auszugehen.

 

Zum anderen – von wegen, es tut sich nichts – wissen Sie und weiß auch jede Fraktion, dass parallel zu dieser Aufstockung, die jetzt passiert ist und noch passiert, ein Projekt zur Evaluierung des Personalbedarfs in den Regionalstellen soziale Abhilfe für Familien läuft und dass auch die Personalvertretung ganz eng eingebunden ist. Die Ergebnisse, die Ende Oktober vorliegen sollen, werden es dann auch möglich machen festzustellen, wie viel Personal es braucht, wie viel Personal es vielleicht auch noch zusätzlich braucht.

 

Ein Thema, auf das wir recht stolz sind, ist auch angeschnitten worden im Bericht der Volksanwaltschaft, nämlich Aus-, Weiter- und Fortbildung und damit auch Qualitätssicherung. Ich habe hier zur Illustration die Mappe für die fachlichen Standards für sozialpädagogische Einrichtungen mitgebracht, und wenn man sich diese Mappe durchschaut, dann merkt man, wie detailliert und mit welch wirklich hoher Qualität in der Jugendwohlfahrt gearbeitet wird. Hier brauchen wir den österreichischen Vergleich, glaube ich, nicht nur nicht zu scheuen, sondern da können wir auch sehr stolz darauf sein, welche qualitätsvolle Arbeit hier täglich geleistet wird.

 

Das ist natürlich eine extrem schwierige Arbeit, die die SozialarbeiterInnen und die SozialpädagogInnen verrichten. Das ist eine sehr belastende Arbeit. Man dringt in eine Familie ein, man muss Kinder sozusagen aus einer Familie herausnehmen, die ja natürlich trotz all der Schwierigkeiten eine enge Bindung zum Elternhaus haben, und es ist natürlich auch eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit. Es gibt deshalb auch – und das ist ja auch durchaus positiv bemerkt worden im Gemeinderatsausschuss – in Wien eine interne Fortbildungsschiene, also ein eigenes Zentrum dafür, wobei die Fortbildungen auch verpflichtend sind. Auch über das Ausmaß dieser Verpflichtung kann man natürlich diskutieren, und es ist sicher auch möglich, in künftigen Fortbildungsveranstaltungen einen stärkeren Fokus auf juristische Seminare, auf die juristische Rechtsprechung in diesem Bereich zu legen.

 

Vielleicht noch ein Satz zum Thema interne Qualitätssicherung. Es gibt jetzt schon Überlegungen und Planungen für ein Verfahren, wonach es auch eine interne Revision in der MAG ELF geben wird, um Fehlerquellen noch schneller ausfindig zu machen, erkennen zu können und auch abstellen zu können.

 

Noch kurz zu einem anderen Themenbereich, zum Bereich Auslandsadoptionen, den meine Vorrednerin angesprochen hat. Ich glaube, das ist schon länger ein Thema, und da sind wir uns, die Stadt Wien zumindest, im Grunde einig mit der Volksanwaltschaft, dass es hier dringend einer bundesgesetzlichen Regelung bedarf und dass auch eine zentrale Stelle für Auslandsadoptionen notwendig ist. Das haben die Jugendwohlfahrt und die Stadt schon in mehreren Gremien und Arbeitsgruppen, die es im Rahmen der Bundesebene, unter anderem im Bundesministerium für Justiz gibt, auch schon eingebracht. Da es wahrscheinlich noch dauern wird, bis es wirklich so weit kommt, sind mittlerweile auch schon Schritte auf Wiener Ebene gesetzt worden, um eine höhere Sicherheit bei Auslandsadoptionen zu bekommen, wie zum Beispiel ein Kriterienkatalog oder auch ein Ausbildungsmodul für Eltern, die Kinder im Ausland adoptieren wollen.

 

Im Bericht der Volksanwaltschaft sind natürlich auch Einzelfälle und Einzelprobleme angesprochen, und ich tue mir da auch ein bisschen schwer damit, über Einzelfälle zu diskutieren, denn vor allem auch in der Sozialarbeit ist es so, dass – das wissen wir alle – es bis zu einem gewissen Grad eine Frage der Einschätzung einer Situation ist, und zwar immer auch zu einem bestimmten Zeitpunkt. Das heißt, das ist ein schmaler Grat, auf dem sich die MitarbeiterInnen da bewegen, aber es ist gut, auf diesen schmalen Grat immer wieder hinzuweisen, zu sehen, wenn ein Fehler in dem Ablauf passiert, das zu ändern und dort, wo Menschen Fehler gemacht haben, das auch mit den Betroffenen zu lösen, um sicherzustellen, dass dieser gleiche Fehler nicht noch einmal passiert.

 

Ein angesprochenes Thema ist auch der Gratiskindergarten und der Problematik der Verrechnung zwischen in erster Linie den Ländern Niederösterreich und Burgenland. Da hat heute in der Fragestunde Herr StR Oxonitsch schon gesagt, dass es in diesem einen Fall nicht um einen Kindergarten, sondern offensichtlich um einen Hort geht. Die Stadt Wien, die ja jetzt im

 

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