Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 78
Dr Peter Kostelka, herzlich zur Behandlung ihrer Arbeit im Wiener
Landtag willkommen heißen! (Allgemeiner Beifall.)
Zu diesem Tagesordnungspunkt
hat sich Herr Mag Gudenus zu Wort gemeldet. Ich erteile Herrn Abg Gudenus
somit das Wort. – Bitte sehr.
Abg Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Volksanwälte
und Volksanwältinnen!
Auch ich heiße Sie
unsererseits hier im Landtag herzlich willkommen!
Ich möchte mich zuerst ganz herzlich für den sehr umfassenden Bericht,
der uns vorliegt, bedanken.
Ich möchte in meiner kurzen Stellungnahme vor allem auf das Thema
Jugendwohlfahrt eingehen, das hier auch sehr umfassend beleuchtet wurde. –
Ich darf aus Ihrem Bericht zitieren, in dem steht: „Obwohl die Anforderungen
und Fallzahlen der Jugendwohlfahrt ständig ansteigen, wurden die Planstellen in
der Sozialarbeit seit Jahren nicht entsprechend erhöht, und die Qualität der
sozialen Arbeit mit Familien leidet darunter. Die Anpassung der Anzahl der
Dienstposten wäre erforderlich.“
Somit stößt auch die Volksanwaltschaft in dasselbe Horn! Auch die
Opposition fordert schon seit Jahren, dass in Wien mehr Dienstposten in der
Jugendwohlfahrt vorhanden sein sollten und eine Aufstockung des Personals und
auch der finanziellen Mittel stattfinden müsste. Diesbezüglich gibt uns die
Volksanwaltschaft recht.
Es wird auch festgestellt, dass in Österreich in den letzten 15 Jahren
die Fallzahlen um ungefähr 150 Prozent gestiegen sind. Mit Wien ist das nicht
ganz leicht zu vergleichen. Diesbezüglich sind Vergleiche erst im Zeitraum seit
2004 möglich. Insofern wird allerdings festgestellt, dass die
Gefährdungsabklärungen um 30 Prozent und die Anzahl der Fälle von Unterstützung
der Erziehung in diesem Zeitraum von 2004 bis 2007 um mehr als 50 Prozent
gestiegen sind. In anderen Bundesländern wurde mit einer Ausweitung der
Planstellen um etwa 10 Prozent auf diesen Rückstand reagiert. In Wien schaut es
aber leider etwas trauriger aus! Hier wurde nur mit einer Planstellenvermehrung
von weniger als 7 Prozent reagiert. Das heißt, Wien hinkt im
Bundesvergleich leider etwas nach.
Das heißt, dass auch dem Bericht der Volksanwaltschaft zu entnehmen
ist, dass diese Entwicklung zur Folge hat, dass faktisch nur auf Akutfälle
reagiert werden kann und eine längerfristige Betreuung von Familien nicht
möglich ist, weil es an Personal mangelt. Es besteht also ein Nachholbedarf.
Das wird im Bericht der Volksanwaltschaft ganz dick unterstrichen, und wir
Freiheitliche – und ich glaube, diesbezüglich sind wir alle hier im Haus
uns einig – wollen eine Stärkung der Jugendanwaltschaft in Wien. Wir
sollten nämlich Kinder um jeden Preis schützen. Wir treten für eine Reform der
Wiener Jugendwohlfahrt ein. Das hat einen bundeseinheitlichen Zusammenhang, der
sehr wichtig ist. In diesem Zusammenhang ist es unerlässlich, die finanziellen
Mittel aufzustocken, mehr Personal einzustellen, und es ist auch wichtig, dass
KindergartenpädagogInnen, Lehrer und Ärzte verstärkt sensibilisiert werden und
die Vernetzung dieser Kontaktpersonen ausgebaut wird.
Es geht auch nicht an, dass Meldungen bei der Jugendanwaltschaft nicht
ernst genommen werden, sondern es muss jede Meldung ausnahmslos ernst genommen
werden, ohne dass irgendwelche Prioritäten gesetzt werden, weil ich glaube,
dass jede Meldung ihre Wichtigkeit hat.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich und wir ganz zu den Forderungen
des österreichischen Berufsverbandes der SozialarbeiterInnen stehen, der Alarm
geschlagen und gesagt hat, dass die Jugendanwaltschaft am Limit ist und
Österreich-weit eine Schaffung von mehr als 500 Planposten für
SozialarbeiterInnen vonnöten ist. Hinter diese Forderungen stellen auch wir
uns! Wien muss in diesem Bereich tätig werden! Wir brauchen mehr Personal, mehr
finanzielle Mittel und auch eine interne Revision. – Danke. (Beifall
bei der FPÖ.)
Präsidentin Marianne Klicka: Als Nächster zu Wort
gemeldet ist Herr Abg Dr Pilz. – Entschuldigen Sie! Ich meinte
natürlich: Frau Abg Dr Pilz.
Abg Dr Sigrid Pilz
(Grüner Klub im Rathaus): Durch den
Rollenwechsel zur Präsidentin sind die Kenntnisse der Zusammensetzung des
Gesundheitsausschusses hinsichtlich der Gender-Verteilung bei der Frau
Präsidentin offensichtlich verloren gegangen! Ich bin nach wie vor Frau Pilz.
Ich freue mich sehr, heute die Volksanwälte und -wältinnen hier bei uns
begrüßen zu dürfen!
Ich habe mir aus dem umfassenden und wirklich sehr spannenden Bericht
die Gestion zum Landespflegegeld besonders vorgenommen, weil das ein Ärgernis
ist, über das wir uns seit vielen Jahren auch in diesem Hause ausführlich
unterhalten haben, ohne dass seitens der Stadt Wien eine entsprechende Abhilfe
geschaffen worden wäre. Ich finde es sehr gut, dass die Volksanwaltschaft dieses
Thema aufgreift und etwas betont, was auch schon der Rechnungshof als Kritik
geäußert hat, dass nämlich das Landespflegegeld ineffizient aufgewendet wird
und es eine Zersplitterung und Beschwernisse hinsichtlich der bürokratischen
Abwicklung für die betroffenen Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen gibt. Wir
alle wissen das. Die zuständige Stadträtin weiß das. Der Gesetzgeber in Wien
weiß das. Es nützt jedoch offensichtlich nicht, nur darauf hinzuweisen, dass es
so ist.
Die Ärgernisse, die es für die betroffenen Menschen in diesem Bereich
gibt, sind gravierend. Sie haben oft persönliche Folgen hinsichtlich der
Versorgungssicherheit und der finanziellen Belastung zu tragen, und
manchmal – und das ist, wie ich meine, das Allerschlimmste – sterben
Menschen, bevor sie hinsichtlich ihres Pflegegeldanspruchs eine Zusage bekommen
haben.
Die überlangen Verfahrensdauern sind eines der
wesentlichsten Ärgernisse. Wien liegt da – im März 2009 mit 137
Tagen – an trauriger Spitze. Es kann doch nicht wahr sein, dass man in
einer Stadt, die für sich
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