Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 78
es hier im Wiener Landtag
nicht in der Hand, die Art und Weise zu verändern, wie man damit umgeht, aber
wir haben es sehr wohl auf nationaler und auch auf europäischer Ebene in der
Hand, unsere Verantwortung als Politiker und Politikerinnen wahrzunehmen und
Druck zu machen. Und es gilt für jeden Einzelnen von uns, so wie wir hier
sitzen, auf die eigenen Regierungsmitglieder, Minister beziehungsweise
Stadträte sowie auf jene, die im Rat sitzen, und auch auf die Kommission
dadurch Einfluss zu nehmen, dass wir morgen einen Kommissar oder eine
Kommissarin aus Österreich entsenden.
Ich möchte an dieser Stelle sagen: Bedauerlicherweise hat
Kommissionspräsidenten Barroso die Chance verspielt, uns zu überzeugen. Er hat
in den vergangenen Jahren bewiesen, dass er weder in Gentechnik- noch in
Atomstrom- oder in Plastikangelegenheiten etwas verändern möchte. All das ist
aber für uns alle, die wir hier in Österreich – angeblich – mit vereinten
Kräften kämpfen, sehr wichtig. Barroso hat jedoch die Chance gründlich vertan,
uns zu überzeugen. Die österreichische Bundesregierung unterstützt ihn aber
nach wie vor aus mir unerfindlichen Gründen.
Ich möchte mit folgender Anregung abschließen: Die Stadt Wien tut
einiges, aber das Zauberwort lautet für mich: Mut und Konsequenz. – Lassen
Sie uns Einwegflaschen und -becher für alle Veranstaltungen verbieten, die zum
Beispiel im Rathaus oder im Einflussbereich der Stadt Wien abgehalten werden!
Was ist dabei? Wenn man zum Beispiel im Rathaus als Klub eine Veranstaltung
organisieren möchte, dann muss man das Buffet vom Rathauskeller nehmen. Das ist
so! Das ist Vorschrift. Mir fällt eine weitere Vorschrift ein: Nur mehr
Mehrwegflaschen und Gläser, kein Plastik mehr, weder bei Flaschen noch bei
Bechern.
Wir werden diesbezüglich Anträge vorbereiten, und ich hoffe, dass Sie
uns alle dabei unterstützen werden, denn nur so kommen wir im Kampf gegen
Plastik weiter! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster Redner hat sich
Herr Abg Dkfm Dr Aichinger zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Die Zunahme des Mülls und natürlich auch des Plastikmülls ist
sicherlich ein großes Problem und muss in den Griff bekommen werden. Konsum und
Wohlstand korrelieren natürlich mit dem so genannten Müllberg und dem
Müllaufkommen.
Daher ist es Aufgabe der Politik und Umweltpolitik, diese Entkoppelung
herbeizuführen und mit der Wirtschaft herauszufinden, wie man das in den Griff
bekommen kann, und die Wirtschaft, meine Damen und Herren, ist ein
verlässlicher Partner auf diesem Gebiet!
Den Beweis bieten wir in Österreich schon längere Zeit, vor allem durch
den AGV Verpackung. In ganz Österreich wird immer mehr Verpackung gesammelt und
richtig entsorgt. Während es im Jahre 2002 noch zirka 100 000 t
waren, waren es allein 2008 über 130 000 t. Das ist eine positive
Bilanz, und fraglos kann jedes dieser Systeme auch immer wieder verbessert
werden
Wie schaut das aber in Wien aus? – In Wien, meine Damen und
Herren, ist in diesem Zeitraum die Einsammlung dieser Art von Müll
zurückgegangen. Waren es im Jahr 2000 noch über 8 000 t, so liegen
wir jetzt bei zirka 5 800 t.
Meine Damen und Herren! Mir liegt aber etwas anderes am Herz: Wir
teilen nicht den Standpunkt vor allem der GRÜNEN, dass nur Verbote und
Angstmacherei der richtige Weg sind, um aus dieser Misere herauszukommen. Wir
glauben nämlich, dass vor allem der Konsument – und Konsumenten sind wir
alle – auch ein wichtiges Wort mitzureden hat.
Meine Damen und Herren! Wir leben nämlich heutzutage in einem
Käufermarkt und Konsumentenmarkt. Daher müssen wir, nicht so wie Kollege
Wutzlhofer gesagt hat, die Wirtschaft mitnehmen, sondern wir müssen vor allem
auch die Konsumenten bei unserem Bestreben, die Müllmengen einzudämmen,
mitnehmen. Der Handel hat bereits eine Vorreiterrolle gespielt, und einige
große Handelsketten haben biochemische Plastiktaschen bereits in ihrem
Sortiment. Das ist ein Erfolg, und dieser Erfolg sollte weiter verfolgt werden.
(Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Überhaupt hat die österreichische Wirtschaft in
Österreich und Europa mit dem ARA-System
ein vorbildliches System. Es
geht darum zu sammeln und auch richtig zu sammeln beziehungsweise den
Konsumenten das schmackhaft zu machen. Gerade bei der Sammlung mit der gelben
Tonne hat uns die Gemeinde Wien hinsichtlich dessen, was man sammeln soll, leider
zweimal eine Änderung vorgegeben. Ich glaube, es kommt beim Konsumenten nicht
gut an, wenn immer wieder geändert wird, was gesammelt werden soll. Daher
besteht bei ihm nicht das hundertprozentige Vertrauen, wie er sammeln soll.
Meine Damen und Herren! Wir von der ÖVP sind
nicht für das Plastikzeitalter, aber auch nicht für das Papierzeitalter oder
das Glaszeitalter. Alles hat Vor- und Nachteile, alles hat ökologische
Auswirkungen, und die Wahrheit liegt sicherlich oft in der Mitte. Wir müssen
daher gemeinsam mit der Wirtschaft und den Konsumenten ein Konzept erarbeiten,
wie diese Sammlungen wirklich Sinn machen und wie wir sie gemeinsam verbessern
können. Das hat nichts damit zu tun, dass man einem Partner den Schwarzen Peter
zuschiebt. Wir werden dieses Problem nur gemeinsam besser lösen. – Danke
schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächste Rednerin hat sich
Frau Abg Mag Kato zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
Abg Mag Sonja Kato (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Das Thema der Aktuellen
Stunde ist mit Sicherheit ernst zu nehmen, und insofern ist es auch richtig,
dass es von den GRÜNEN auf die Tagesordnung gebracht wurde. Es ist dies
allerdings auch ein Thema, das zu Panikmache verlockt. Ich spreche da bewusst
als Mutter von zwei
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