Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 78
„Abfalltrennung nicht mehr in“. Es wird festgestellt, dass die Devise
vieler Bürger, wenn sie sich unliebsamer Gegenstände über den Abfallbehälter
entledigen, der Spruch zu sein scheint: Aus den Augen, aus dem Sinn! Kaum
jemand macht sich Gedanken darüber, welche Mengen an Restmüll er im Laufe der
Zeit erzeugt.
Entscheidend ist auch die Feststellung, dass jüngere Leute
offensichtlich zunehmend sorgloser mit ihrem Abfall umgehen. – Hier besteht
also tatsächlich Handlungsbedarf. Es gilt, zielgruppenorientiert
Informationspolitik zu betreiben, und zwar weniger mit Personenkult oder mit
der Brot und Spiele Mentalität, was oftmals leider Gottes bei den
Werbekampagnen der Stadt Wien im Vordergrund steht. Es muss, wie gesagt,
zielgruppenorientiert vorgegangen werden, und zwar vor allem auch bei Kindern
und Jugendlichen, bei denen schon im Schulbereich eine entsprechende Ausbildung
erfolgen sollte.
Eine wichtige Zielgruppe sind, wir werden das immer wieder erwähnen,
natürlich auch Migranten vor allem aus ost- und außereuropäischen Ländern, denn
Tatsache ist, dass in deren Herkunftsländern kein beziehungsweise ein sehr
unterentwickeltes Umweltbewusstsein besteht. Man müsste im Zuge von Integrationsprozessen
auch auf eine Sensibilisierung für Umweltfragen Wert legen und ganz genau
darauf abzielen.
Meine Redezeit ist zu Ende. Ich schließe ab, indem ich der Hoffnung
Ausdruck verleihe, dass auch die Stadt Wien sich in Zukunft verstärkt um diese
Problemstellungen annimmt. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei
der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Als nächste Rednerin hat sich Frau Abg Mag Vassilakou zu Wort gemeldet. Ich
erteile es ihr.
Abg Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Damen und Herren!
Ziel meines Vortrags ist heute nicht, Schuld zuzuweisen, sondern
vielmehr Bewusstsein zu schaffen für ein Problem, von dem wir gerne so tun, als
ob wir alles darüber wüssten, weil wir nämlich hauptberuflich meistens so tun,
als ob wir alles schon gehört hätten und alles wüssten. Ich meine und behaupte
aber sehr wohl, dass es sehr viel gibt, was selbst wir, die wir eher zu den
besser Informierten gehören, nicht wissen. Daher macht es Sinn, dass wir eine
Debatte über das Thema Plastik und darüber führen, was das eigentlich für unser
aller Gesundheit bedeutet, und auch darüber, was wir mit vereinten Kräften
erreichen könnten.
Etwas ist sicher: Wenn wir diskutieren und die fünf Minuten Zeit nur
nutzen, um einander vorzuwerfen, was nicht getan wurde, dann haben wir es uns
gegenseitig zwar wunderbar gegeben in der üblichen Manier, haben aber zu keinem
Punkt eine Einigung erzielt, was jetzt zu tun ist.
Ja: Wir alle, zu welcher Generationen wir auch immer gehören, sind mit
Plastik aufgewachsen, wir alle verwenden es täglich, wir tragen es, wir essen
und trinken daraus. Allerdings ist uns selten bewusst, dass wir es auch essen
und trinken und wir alle, so wie wir sitzen, es auch im Blut und in unseren
Zellen tragen.
Der Film, der den Anlass für diese Aktuelle Stunde der GRÜNEN gegeben
hat, läuft dieser Tage im Kino, und ich halte es für eine ausgezeichnete Idee,
wenn sich möglichst alle von uns diesen Film anschauen! Er ist spannend, er ist
auch unterhaltsam, und er vermittelt vor allem sehr viel Wissen über die
Risiken und die bereits erfolgten Schädigungen in unser aller Körper auf Grund
dessen, dass wir tagtäglich mit Plastik leben.
Ich glaube, es ist ein zentrales Problem, mit dem wir alle konfrontiert
sind, dass wir vertrauen. Wir haben als Konsumentinnen und Konsumenten gelernt,
Branchen zu vertrauen, die uns tagtäglich tausende Produkte erfolgreich
verkaufen, ohne dass wir eigentlich auch nur die geringste Ahnung haben, welche
Substanzen diese Produkte enthalten und was diese Substanzen in unserem Körper
bewirken können.
Ich möchte eine einzige dieser Substanzen zum Beispiel nehmen für meine
heutige Rede, nämlich Bisphenol A. Dieses wurde bereits in den Reden meiner
VorgängerInnen erwähnt. Ich traue mich aber zu wetten, dass die meisten von
Ihnen heute zum ersten Mal über Bisphenol A hören. Ich vermute, Sie haben
bis zum heutigen Tag noch nichts davon gehört, dass Bisphenol A ein Stoff
ist, der ein menschliches Hormon, nämlich Östrogen, imitiert, in die Zellstruktur
eindringt und bewirkt, dass Männer unfruchtbar werden und sich bei Frauen die
Eizellenstruktur verändert. Das bedeutet, das Bisphenol A Auswirkungen
nicht nur für die jetzigen Generationen, sondern auch für die künftigen
Generationen hat.
Noch einmal: Wir haben es hier mit einem Stoff zu tun, der irreparable
Schäden für den männlichen und auch für den weiblichen Organismus mit sich
bringt, die nicht nur die jetzige Generation betreffen, sondern auch unsere
Kinder und Kindeskinder. Und Sie werden staunen, wenn ich Ihnen sage,
Bisphenol A ist zum Beispiel in Babyschnullern und in einer Vielzahl von
weichem Kinderspielzeug enthalten, das beispielsweise auch in den Wiener
Kindergärten und Kindertagesheimen tagtäglich verwendet wird.
Ich finde es spannend, dass wir zum Beispiel in der Kosmetikbranche für
Mascara, Lippenstift oder Cremes hunderte Tests über die Auswirkungen der
Produkte und auch über die Substanzen, die darin enthalten sind, erwarten und
diese auch stattfinden. Bei Plastik ist das nicht so!
Kollege Wutzlhofer hat es
bereits gesagt: Der Basisstoff ist Erdöl, aber darüber hinaus werden hunderte
und tausende Substanzen verarbeitet, von denen wir überhaupt nichts wissen. Wir
wissen teilweise nicht, welche Substanzen das überhaupt sind, und wir wissen
schon gar nicht, welche Auswirkungen sie auf den menschlichen Organismus haben.
Ich meine, dass diese Art und Weise der Politik, mit
Gegenständen umzugehen, auf die wir alle vom Säuglingsalter an angewiesen sind
und die überall und ständig in unserem Leben verwendet werden, sehr
oberflächlich, um nicht zu sagen, verantwortungslos ist! Wir haben
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