Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 78
Kindern ist eine leidige Sache. Jetzt putzen sich zwei Bundesländer ab.
Die einen sagen: Wir sind nicht zuständig, sondern die Wiener. Die Wiener
sagen: Die Niederösterreicher sind zuständig. Diese Auseinandersetzung ist den
betroffenen Eltern allerdings ziemlich egal, denn sie wollen einfach in den
Genuss der Förderung kommen, die es in Wien, aber auch in Niederösterreich
gibt, und es gibt nun einmal nicht so wenige. Sie sprechen in einer Aussendung
von „ein paar wenigen Eltern“. Es gibt aber sehr viele Eltern, die aus
Niederösterreich nach Wien einpendeln und hier arbeiten und nun vor der
Situation stehen, dass jetzt die Art 15a-Vereinbarung kommt. Das heißt,
sie sind verpflichtet, ihr Kind mit fünf Jahren in einen Kindergarten zu geben,
und sie können sich entweder entscheiden, gegen diese Pflicht zu verstoßen und
die Kinder eben nicht in einen Kindergarten zu geben oder zu bezahlen.
Es mag schon sein, dass man sagt: Wenn die nicht zahlen, dann zahlen
wir auch nicht! Das kann aber keine Lösung für die betroffenen Eltern sein! Und
wir wissen aus Niederösterreich, dass man dort sehr wohl bereit wäre, eine
gegenseitige Lösung zu finden. Angeblich liegt es aber an Wien. Daher möchte
ich jetzt von Ihnen wissen: Was hat Wien in Gesprächen mit Niederösterreich
unternommen, um genau diese Problematik im Sinne der Eltern und ihrer Kinder zu
klären?
Präsident Prof Harry Kopietz: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Christian Oxonitsch: Ich möchte klarstellen,
dass über die 15a-Vereinbarung auch eine entsprechende Mittelzuteilung geregelt
ist. Das Land Wien bekommt gemäß der Zahl der Kinder in der entsprechenden
Alterskohorte – wie auch Niederösterreich, das Burgenland, Salzburg,
Oberösterreich und alle anderen Bundesländer – die entsprechenden Mittel
zugeteilt. Daher war für uns auch völlig klar, dass wir diese Mittel natürlich
auch jenen Eltern zur Verfügung zu stellen haben, für deren Kinder wir die
entsprechenden Mittel bekommen. Daher gibt es bei uns auch den entsprechenden
Ersatz des Besuchsbeitrages in Niederösterreich. Das bekommen die Wiener
Kinder. Und ich sage ganz deutlich: Niederösterreich bekommt für seine Kinder
entsprechende Mittel.
Beide Bundesländer wissen – leider hatte ich da keine Unterstützung
seitens der niederösterreichischen Landesrätin, da ist halt die Parteidisziplin
etwas vorgegangen –, dass diese Mittel bei Weitem nicht die entsprechenden
Kosten decken. Nichtsdestotrotz bekomme ich die Mittel anhand der
entsprechenden Kinderzahl in Wien zugeteilt, und wir stellen das auch den
Wiener Kindern entsprechend zur Verfügung, und zwar auch dann, wenn sie einen
niederösterreichischen Kindergarten besuchen. Dafür ist nur der Nachweis zu
erbringen, dass man bezahlt hat. Wir tun das für die Wiener Kinder. Und ich
sage: Es ist nicht zu viel verlangt, wenn das Niederösterreich für seine Kinder
auch tut, wofür die entsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Das ist relativ einfach zu administrieren. Wir tun das in Wien, und man
kann sich wehren, wenn das irgendwie nicht funktionieren sollte. Ich stehe der
Landesrätin dabei sehr gerne hilfreich zur Seite, damit Niederösterreich jene
Geldmittel und natürlich auch das zusätzliche Geld, das wir in Wien ja auch in
die Hand nehmen, zur Verfügung stellt.
Ich möchte aber auch noch auf etwas Wichtiges hinweisen: Es ist ja
nicht so, dass 226 EUR für den Besuch eines städtischen Kindergartens die
realen Kosten sind. Das heißt, wir haben in der Vergangenheit, aber auch in der
Gegenwart in diesem Bereich tatsächlich eigene Wiener Mittel zum Beispiel für
niederösterreichische Eltern in die Hand genommen. Jetzt gibt es eine neue
Regelung über die 15a-Vereinbarung. Ich habe damals gesagt: Die Bundesländer
kommen mit diesen 70 Millionen nicht aus. Es gab Schweigen überall aus
Niederösterreich und keine Unterstützung dafür. Okay, ich nehme das zur
Kenntnis! Wir haben uns zu dieser 15a-Vereinbarung bekannt. Ich glaube, dass
sie grundsätzlich gut ist. Über Geld kann man natürlich immer streiten. Ich meine
aber, zu verlangen, dass Niederösterreich seiner Aufgabe nachkommt, nämlich
jene Mittel jenen zur Verfügung zu stellen, auf Basis derer die Berechnung
erfolgt ist, ist nicht zu viel verlangt! Wir tun das in Wien, und
Niederösterreich kann sich daran ein Beispiel nehmen!
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke, Herr Stadtrat. Die
3. Zusatzfrage stellt Frau Abg Riha. Ich ersuche darum.
Abg Monika Riha (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Herr Landesrat!
Ich möchte zurückkommen zum Thema Wiener Kindergarten. Ein bisschen hat
es auch etwas mit Niederösterreich zu tun. Niederösterreich schafft heuer und
in den nächsten Jahren noch einmal 1 100 Stellen für
KindergartenpädagogInnen. Wir waren schon in den letzten zwei Jahren damit
konfrontiert, dass PendlerInnen, die KindergartenpädagogInnen waren, wieder in
ihre Heimatgemeinden zurückgehen, und es gab eine starke Abwanderung von
qualifiziertem Personal nach Niederösterreich. Von den Bundesbildungsanstalten
wissen wir, dass nur 30 Prozent in den Beruf gehen und auch von denen die eine
oder andere wieder ausfällt. Wir wissen, dass wirklich alle Träger in Wien
wöchentlich KindergartenpädagogInnen suchen. Noch dazu ist das ein Frauenberuf.
Die Frauen sorgen auch dafür, dass der Nachwuchs im Kindergarten nicht ausgeht,
und daher gibt es auch da wieder einen aktuellen Bedarf.
Ich weiß, dass die Stadt Wien an der Bildungsanstalt Patrizigasse für
die städtischen Kindergärten ausbildet. Diese betreuen aber nur die Hälfte der
Kinder. Daher meine Frage: Was werden Sie und was wird die Stadt Wien machen,
damit es auch andere, weitere Ausbildungsoffensiven in Wien gibt, damit auch
die anderen Kindergärten in der Stadt genügend Personal haben werden? Werden
Sie sich dafür einsetzen, dass die Ausbildung auf tertiärer Ebene stattfindet?
Präsident Prof Harry Kopietz: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Christian Oxonitsch: Ich
möchte mit der letzten Frage beginnen: Grundsätzlich bin ich überzeugt davon,
dass wir im gesamten Bereich der Ausbildung
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