Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 78
bis tatsächlich alle, die einen Kindergartenplatz wollen, auch einen
bekommen. Momentan hängt das insbesondere noch von der Arbeitstätigkeit der
Mutter ab. Das war auch in der Vergangenheit so. Das ändert aber nichts an der
Tatsache, dass es allein in Wien mehr als die Hälfte aller Krippenplätze von
ganz Österreich gibt! Ich denke, wir sind da ganz gut unterwegs. Und wir bauen
das noch aus, insbesondere auch mit jenen Mitteln, die uns vom Bund für den Bau
von Kinderkrippenplätzen zur Verfügung gestellt werden.
Wir werden uns sehr bemühen, weil es natürlich darum geht, dass wir
jungen Menschen einen möglichst optimalen Start in ihr Leben geben wollen.
Darum bemühen wir uns. Da haben wir noch einiges zu tun. Wir haben einiges
geschafft, aber wir haben auch noch einiges zu tun. Sie können aber ganz sicher
sein: Den Gratiskindergarten in Wien werde ich mir sicherlich nicht
schlechtreden lassen, bei all dem, was wir noch zu tun haben! (Beifall bei
der SPÖ.)
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke, Herr
Landeshauptmann. Auf die 2. Zusatzfrage verzichtet die FPÖ. - Wir kommen
zur 3. Zusatzfrage. Diese stellt Frau Abg Smolik. Ich ersuche darum.
Abg Claudia Smolik (Grüner Klub im Rathaus): Herr
Landeshauptmann!
Es ist natürlich sehr verlockend, jetzt in die Kindergartendebatte
einzusteigen. Das habe ich nicht vor, denn die Kinderrechte sind mir zu
wichtig, um sie jetzt in einer Fragestunde quasi untergehen zu lassen.
Sie haben gesagt, dass ein
Antrag eingebracht wurde. Das ist jetzt nicht die erste Regierung, die sich
dazu entscheidet, die Kinderrechtskonvention in den Verfassungsrang zu heben.
Die letzten drei Regierungsübereinkommen beinhalteten das ebenfalls, und ich
verstehe nicht, was Sie so zuversichtlich macht, dass das jetzt gelingen wird!
Eigentlich ist es ein Armutszeugnis für Österreich, dass wir es jahrelang,
nämlich seit 1992, nicht geschafft haben, die UN-Kinderrechtskonvention in die
Bundesverfassung zu nehmen.
Wir haben schon länger beantragt, dass sie zumindest in die Wiener
Verfassung aufgenommen wird. Jetzt höre ich, dass Sie sich das für den Fall
vorstellen können, dass der Bund es jetzt doch nicht macht. – Das heißt:
Wird es jetzt Ihrer Einschätzung nach auf Bundesebene endlich einen Schritt in
Richtung bundesverfassungsmäßige Verankerung geben, oder wird es hier nächstes
Jahr einen Gesetzesvorschlag geben, dass das in die Wiener Landesverfassung
aufgenommen wird?
Präsident Prof Harry Kopietz: Bitte, Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Ja, genauso wird es sein!
Entweder gelingt das, und momentan sind alle Beteiligten und auch eine breite
Mehrheit im Parlament der Meinung, dass die Kinderrechtskonvention in der
Bundesverfassung verankert werden soll. Das Problem aus meiner Sicht ist dann
nur – und ich gebe zu, dass das ein bisschen schandbar ist –, dass
man so lange dazu braucht, um das entsprechend durchzusetzen und umzusetzen.
Wenn es die Verankerung in der Bundesverfassung nicht gibt, dann werden wir,
wie andere Bundesländer, eine Verankerung in der Landesverfassung vornehmen.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke, Herr
Landeshauptmann. Wir kommen zur 4. Zusatzfrage. Frau Abg Riha, bitte.
Abg Monika Riha (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Landeshauptmann!
Wir stimmen überein, dass die Kinderrechtskonvention wichtig ist und
dass das Recht auf Bildung ein wichtiges Gut ist. Ich widerspreche Ihnen
allerdings ein bisschen. Sie haben zwar recht: Wien ist Vorreiter bei den
Krippenplätzen. Aber wenn Sie ehrlich sind, müssen Sie auch zugeben, dass in
einer Großstadt der Bedarf an Krippenplätzen eindeutig größer ist. Das kann man
auch international feststellen, und den europäischen Rechtsvorstellungen
entsprechen wir noch immer nicht, denn das Barcelona-Ziel wäre 33 Prozent,
und Wien liegt um 8 Prozent darunter. Wir halten nämlich im Moment bei
25 Prozent. Sie haben recht, dass wir vor den anderen österreichischen
Bundesländern liegen, aber wir liegen als einzige Großstadt hinter dem
internationalen Vergleich. In diesem Punkt bin ich ein bisschen anderer Meinung
als Sie!
Wir beide – und ich hatte das Gefühl, da sind wir uns einig –
nehmen das Recht auf Bildung ernst. Die Kinderrechtskonvention ist aber weder
in Wien noch auf Bundesebene verankert, obwohl die Kinder ein Recht auf Bildung
haben. Können Sie sich vorstellen, dass Sie auf Wiener Ebene trotzdem das Recht
auf einen Kindergartenplatz für alle Kinder umsetzen und sich dafür einsetzen?
Präsident Prof Harry Kopietz: Bitte, Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Wie Sie wissen, bin ich ein
Pragmatiker auch bei Themenfeldern, wo ich emotionell sehr stark engagiert bin,
und das ist beispielsweise bei der Bildungsfrage, denn das ist fraglos die
Zukunftsfrage für junge Menschen generell. Man kann den Zusammenhang zwischen
Ausbildungsstand und Arbeitssituation sehr gut nachvollziehen, und somit kann
man auch erkennen, dass Bildung natürlich ein Teil der sozialen Frage ist.
Diesbezüglich sind wir sicherlich einer Meinung.
Ich kann allerdings Ihre Zahlen nicht
nachvollziehen. Hinsichtlich der Debatte über die Förderung von Kinderkrippen,
den Bau von Kinderkrippen und die Schaffung von Kinderkrippenplätzen mit
finanzieller Unterstützung der Bundesregierung habe ich etwas andere Zahlen im
Kopf. Es ist mir aber ohnedies nicht so wichtig, ob das jetzt 28 oder 33
beziehungsweise 34 Prozent sind. Natürlich nutzen wir die entsprechende
finanzielle Unterstützung der Bundesregierung, aber wir wenden auch erhebliche
Eigenmittel auf, um den Kinderkrippenbereich entsprechend auszubauen. Und wir
wollen natürlich das Ziel erreichen, dass alle Kinder, die einen
Kindergartenplatz brauchen, und wenn er erwünscht ist, auch einen bekommen
sollen. Allerdings soll man da keinen Zwang ausüben; ich habe ja auch immer
etwas von
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