Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 78
haben, die Kinderrechte zu verankern! Für mich gibt es da keinen
Widerspruch. Sie könnten ja als Land Wien wie die anderen Bundesländer, die Sie
schon angeführt haben, mit gutem Beispiel vorangehen und damit auch ein
Beispiel für Ihre Kollegen im Bund und für die Bundesregierung sein!
Ein ganz wichtiger Teil der Kinderrechtskonvention neben dem Schutz von
Kindern, den Sie nicht angesprochen haben, ist das Recht auf Bildung. Das ist
ein wesentlicher Teil der Kinderrechtskonvention, und ich weiß, dass Sie mit
mir diesbezüglich einer Meinung sind, dass Bildung nicht erst in der Schule
beginnt, sondern ab der Geburt, institutionell aber jedenfalls im Kindergarten.
Ende Februar dieses Jahres haben Sie nach 13 Anträgen von uns eine
mittlerweile acht Jahre alte ÖVP-Forderung aufgenommen, indem Sie den
gebührenbefreiten Kindergarten gefordert haben, und wir freuen uns, dass Sie
somit eine ÖVP-Forderung aufgenommen haben und jetzt umzusetzen beginnen! Im
März habe ich in diesem Zusammenhang einen Brief von Ihnen bekommen, den ich
jetzt gerne vorlesen möchte, auch wenn Sie bereits wissen, was darin steht.
Präsident Prof Harry Kopietz (unterbrechend): Da der Herr Bürgermeister, wie ich annehme, den
Brief kennt, darf ich Sie bitten, zur Frage zu kommen!
Abg Monika Riha (fortsetzend): Das ist ganz wichtig, das
ist die Begründung der Frage!
Sie schreiben, dass für alle Eltern ab Herbst 2009 der Kindergarten
beitragsfrei sein wird. Das haben Sie den Eltern dann auch in einigen Zeitungen
verkündet, und es gibt jetzt auch eine Plakataktion dazu. Jetzt habe ich wieder
einen Brief bekommen, in dem Sie mir erneut sagen, dass alle Kinder den
ganztägigen Kindergarten in Wien gratis bekommen.
Das widerspricht meinen Wahrnehmungen, denn im Moment wird
Gebührenfreiheit nur in den städtischen Kindergärten umgesetzt. In den anderen
Kindergärten gibt es eine Gebührenreduktion, was auch gut ist, aber keine
Gebührenbefreiung. Was mich auch wundert, ist ...
Präsident Prof Harry Kopietz (unterbrechend): Darf ich ersuchen, zur Frage zu kommen! Drei
Minuten sind schon um.
Abg Monika Riha (fortsetzend): In Wien fehlen an die
10 000 Kindergartenplätze sowohl für Drei- bis Sechsjährige als auch für
Unter-Drei-Jährige.
Ich möchte Sie jetzt fragen: Was werden Sie tun, um das Versprechen,
dass alle Kinder, die einen Platz brauchen, in Wien auch einen bekommen,
umzusetzen?
Präsident Prof Harry Kopietz: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrte Frau Abgeordnete!
Ich habe ja etwas für Volten übrig. Aber von der UNO-Konvention nunmehr
zum Gratiskindergarten zu kommen, ist nicht schlecht! Ich muss zugeben, das ist
nicht schlecht! Es ist dies zweifelsohne ein Thema, das ich besonders gerne
diskutiere, gar keine Frage, und ich werde es mir sicherlich nicht
schlechtmachen lassen!
Sie irren sich, wenn Sie meinen, dass nur die städtischen Kindergärten
beitragsfrei sind. Sie sollten einmal bei KIWI oder bei der Erzdiözese nachfragen!
Überall dort werden Sie die Auskunft bekommen, dass es selbstverständlich
entsprechende Verträge und die Akzeptanz gibt, dass es auch dort beitragsfreie
Kindergärten geben wird, ebenso wie bei den Kinderfreunden und anderen.
Es ist richtig, dass es bei einem kleinen Teil reduzierte Beiträge
gibt. Ich darf Sie aber darauf aufmerksam machen, dass es auch Privatschulen
gibt, in denen Schulgeld verlangt wird, obwohl an sich der Schulbesuch in
Österreich kostenfrei ist, und das seit geraumer Zeit, bei der Volksschule seit
Maria Theresia.
Das ist nicht zu ändern, aber diese Einrichtungen bekommen denselben
Förderbeitrag wie alle anderen auch. Wenn einzelne Private meinen, damit nicht
auszukommen, dann muss man das zur Kenntnis nehmen. Ich muss auch zur Kenntnis
nehmen, dass heute in verschiedenen katholischen Privatschulen Schulgeld zu
bezahlen ist! Was soll ich da tun? Ich sehe dadurch mein Versprechen in keiner
Weise gebrochen. Das ist, wie gesagt, das Gleiche, wie wenn die eine oder
andere Privatschule ein entsprechendes Schulgeld verlangt, obwohl die Schule
seit geraumer Zeit beitragsfrei ist.
Ich stimme mit Ihnen allerdings sehr überein, dass der Kindergarten
praktisch die erste Bildungseinrichtung des Kindes ist, überhaupt keine Frage.
Und daher hat man sich auch dazu entschlossen – was ich ja sehr
begrüße –, auf Bundesebene das verpflichtende letzte Kindergartenjahr
einzuführen. Ich sage noch einmal: Mir persönlich wäre die Vorschule lieber
gewesen. Aber wie dem auch sei, ich will jetzt nicht nachträglich herummosern.
Es ist gut, dass es zumindest diesen Schritt einmal gibt, und das bedeutet
auch, dass wir gerade in diesem Übergangsjahr vom Kindergarten in die Schule
ganz besondere Maßnahmen setzen können. Ich belasse es bei dem Stichwort „1+1 Fördermodell“,
das wir ausschließlich in Wien haben und das eine sehr wichtige
Fördereinrichtung ist, sowohl betreffend Sprachkenntnisse als auch betreffend
die Förderung kognitiver Fähigkeiten und vieles andere.
Ich denke, wir tragen dem Rechnung, indem wir Kindergartenplätze
ausbauen. Allein vom Frühjahr bis jetzt haben wir in der Stadt bereits um
1 000 Kindergartenplätze mehr gemeinsam mit den so genannten privaten
Trägerorganisationen geschaffen, und das werden wir auch weiter tun. Dass wir
selbstverständlich nicht von heute auf morgen das pädagogische Personal
herbeizaubern können, wissen wir auch, das können alle anderen Bundesländer
auch nicht. Natürlich werden jetzt nämlich in allen Bundesländern die
Kindergärten ausgebaut, und natürlich gibt es überall die gleichen
Fragestellungen und Lösungen.
Wir haben allerdings mit drei besonderen Modellen hier Maßnahmen
gesetzt, damit wir möglichst rasch qualifiziertes pädagogisches Personal für
die Kinder bekommen. Irgendwelche Schnellsiederkurse gibt es hingegen nicht.
Natürlich gibt es jetzt fraglos eine Übergangsphase,
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