Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 78
zunehmen und der Bedarf an öffentlichen Verkehrsmitteln noch größer
werden wird.
Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder darüber diskutiert,
dass wir die öffentlichen Verkehrsmittel auch über die Stadtgrenze hinaus
verstärkt durchbinden müssen, es ist aber bisher nie gelungen, eine Straßenbahn
nach Niederösterreich oder eine U-Bahn über die Stadtgrenze hinaus zu führen.
Welche Erklärungen haben Sie dafür, dass das bis heute nicht gelungen ist, und
wann wird das Ihrer Meinung nach in Erfüllung gehen?
Präsident Prof Harry Kopietz: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker:
Herr Abgeordneter!
Ich danke für diese Frage! Ich habe sie erwartet, nachdem Sie gestern
schon eine Aussendung mit Ihren niederösterreichischen Parteifreunden zu diesem
Thema gemacht haben.
Man kann natürlich gerne Resolutionen und Presseaussendungen machen!
Man kann auch in einem Landtag etwas beschließen. Wenn dann aber keine Taten
folgen, dann gibt es auch kein Ergebnis! Und das ist die Situation mit
schienengebundenem öffentlichen Verkehr nach Niederösterreich. Die Position
Wiens dazu war immer sehr eindeutig: Wir haben innerhalb der Stadtgrenzen für
optimalen öffentlichen Verkehr zu sorgen. Wenn es über die Stadtgrenze hinaus
gehen soll, dann muss das natürlich auch von jenen bezahlt werden, die sich das
besonders wünschen.
Der niederösterreichische Landtag hat diesbezüglich eine Resolution
gefasst. Wenn man beim für öffentlichen Verkehr zuständigen Verkehrslandesrat
Heuras nachfragt - was er getan hat -, bekommt man die Antwort: Es gibt einen
Beschluss, aber wir wissen nichts Genaues und haben eigentlich nichts
vor. – So kann man den öffentlichen Verkehr nicht organisieren! Daher wird
es leider so bleiben, dass mit 800 Millionen EUR, die die Stadt Wien
jährlich für den öffentlichen Verkehr einsetzt, und den ungefähr 20 Millionen,
die Niederösterreich dafür einsetzt, eben immer ein Unterschied bestehen wird.
Das ist der Zugang, den wir haben, und so lange das so bleibt, werden wir, wie
ich befürchte, mit schienengebundenen Verkehrsmitteln über die Stadtgrenze
hinaus außer mit der Badner Bahn und den Österreichischen Bundesbahnen keine
Verbindungen haben.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. Die 4. Zusatzfrage
stellt Herr Abg Nevrivy. Bitte darum.
Abg Ernst Nevrivy (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Wie sehen
die gemeinsamen Kooperationen der drei Bundesländer über die Grenzen Österreichs
hinweg aus?
Präsident Prof Harry Kopietz: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker:
Herr Abgeordneter!
Wir haben in den vergangenen Jahren ein sehr dichtes Netz an
Kooperationen mit unseren Nachbarregionen aufgebaut. Das beginnt bei der ARGE
Donauländer, und das geht weiter über die Wiener Beteiligungen an den
Hauptstadtregionen bis zur Entstehung der gemeinsamen Centrope Region, die sich
auf etwa 120 km Umkreis bezieht, wo wir gleichberechtigt mit den anderen
Städten, mit Bratislava, mit Brno, mit Györ, mit Sopron, mit Eisenstadt, mit
Wiener Neustadt, St Pölten und den Städten dazwischen, sehr gut
zusammenarbeiten und wo es zum Beispiel auch darum geht, die Kooperation der
Universitäten zu stärken, den gemeinsamen Arbeitsmarkt zu organisieren, auch
die Verkehrsentwicklung gemeinsam zu steuern und zu organisieren.
Darüber hinaus geht es aber auch um die Erhaltung der Landschaft und
des Grünraums. Es geht darum, die ökologischen Anforderungen dieser Region in
Schuss zu halten und auch für die Menschen nutzbar und erreichbar zu machen.
Beispiele dafür sind der Nationalpark, der bis vor die Tore Bratislavas geht,
der Biosphärenpark, der mit Niederösterreich besteht, und darüber hinaus auch
die Nationalparks, die an der Thaya zwischen Niederösterreich und der Region
Südmähren bestehen beziehungsweise der Nationalpark Neusiedlersee zwischen dem
Komitat Györ-Moson-Sopron und dem Burgenland.
Natürlich gibt es eine Fülle von Entwicklungspotenzial. Es gibt aber
auch noch immer einiges darüber hinaus Gehendes, Stichwort:
Gesundheitsversorgung, Stichwort: Ausbildungsgänge vor den universitären
Ausbildungen und so weiter und so weiter.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke, Herr Stadtrat, für
die Beantwortungen.
Wir kommen zur 2. Frage
(FSP - 03594-2009/0001 - KFP/LM). Sie wurde von Herrn Abg
Mag Gerald Ebinger gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin
der Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales gerichtet. (Laut Medienberichten
sind die sanitätsbehördlichen Obduktionen in Wien mit der Novellierung des
Wiener Leichen- und Bestattungsgesetzes um 90 Prozent zurückgegangen.
Gerichtsmediziner, Polizei und jüngst auch Vertreter der Wiener Ärztekammer
sehen ihre Befürchtungen bestätigt, dass bei immer mehr Todesfällen im
Totenschein als Todesursache „unbekannt“ vermerkt ist. Sind Sie bereit, auf
Grund der zunehmend massiver werdenden Kritik maßgeblicher Stellen, eine
neuerliche Novellierung des Wiener Leichen- und Bestattungsgesetzes
vorzunehmen?)
Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely:
Sehr geehrter Herr Abgeordneter!
Zu Ihrer Frage, in der Sie auch sagen, dass nach Medienberichten seit
der Novellierung des Wiener Leichen- und Bestattungsgesetzes die
sanitätsbehördlichen Obduktionen um 90 Prozent zurückgegangen sind, kann ich
zum wiederholten Mal sagen: Bitte nicht alles glauben, was in den Medien steht!
Wir haben im Juni 2007 einstimmig die Novelle des Wiener Leichen- und
Bestattungsgesetzes beschlossen. Grundlage dafür waren ein Rechnungshofbericht und
zahlreiche Beschwerden, unter anderem auch bei der Volksanwaltschaft. Es wurde
angeregt, die Rechtslage an jene der anderen Bundesländer anzupassen.
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