Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 83
Wagner.) Herr
Kollege! Wir haben so viele Experten in diesem Jahr gehört!
Herr Kollege! Ich kann nicht alle Experten zitieren,
wir würden hier nicht fertig werden, wenn ich alle Experten zitieren würde, die
wir im Rahmen dieser Untersuchungskommission gehört haben, die Missstände in
dieser Stadt festgestellt haben. Aber das macht nichts. Ich habe jetzt noch
genau acht Minuten Zeit, und die werde ich auch voll ausschöpfen, um Ihnen das
zu zitieren, was es zu zitieren gibt. Wir werden bei weiteren Sitzungen noch
Gelegenheit haben, andere Experten zu zitieren, und so kommen wir vielleicht
auf die Summe der Experten, die in dieser Stadt eine unzureichende Versorgung
für Kinder und Jugendliche festgestellt haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte den Experten, Herrn Prof Friedrich,
unbedingt noch einmal explizit erwähnen, weil VBgmin und StRin Laska darauf
hingewiesen hat, dass sie Herr Prof Friedrich als Experten sehr schätzt. (LhptmStin Grete Laska: Bereits
jahrzehntelang!) Herr Prof Friedrich bemerkte im Rahmen seiner Befragung am
6. Juni 2008, dass die Durchschnittsaufenthaltsdauer von Kindern in der
Jugendpsychiatrie unter 24 Tage dauern sollte. Diese seien jedoch bis zu sechs
Monaten oder sogar bis zu einem Jahr in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, und
das sei notwendig, weil es keine nachsorgenden Einrichtungen gebe.
Frau Stadträtin! Ich kann Ihnen den Vorwurf nicht
ersparen: Das ist ein ganz klares Versäumnis in Ihrer Verantwortung! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich komme noch einmal zu Prof Friedrich: Er hat
wörtlich gesagt: „Die Frage der MA 11 brennt unter den Nägeln.“ –
Frau Stadträtin! In diesem Lichte können wir überhaupt nicht verstehen, dass
Sie es verweigern, unter Wahrheitspflicht Aussagen zu tätigen, und uns mit
einer schönfärberischen Beantwortung zu dieser Dringlichen Anfrage
konfrontieren. Ich nehme das zur Kenntnis! Und die Bürgerinnen und Bürger in
dieser Stadt und vor allem die PatientInnen in dieser Stadt, werden sich ein
entsprechendes Bild machen und werden Ihnen dieses Bild bei der nächsten Wahl
offenbaren. (Beifall bei der ÖVP.)
Weiters wurde von Herrn Prof Friedrich der Fall einer
Mutter erwähnt, der wirklich sehr skurril ist. Deswegen möchte ich diesen den
Damen und Herren nicht vorenthalten, die nicht in der Untersuchungskommission
waren: Ein Kind hat in einer Akutstation am Rosenhügel gewohnt, weil sich die
MA 11 geweigert hat, die sozialpsychiatrische Verantwortung und Betreuung
zu übernehmen. – Dieser Fall ist tragisch und skurril. Er wurde heute
schon besprochen, und ich möchte nichts weiter dazu sagen, aber die Damen und
Herren in diesem Haus werden sich schon ein Bild dazu machen können.
Was die Kapazitäten der Wohnheime und Übergangswohnheime
betrifft, gab es ganz klare Aussagen von Expertinnen und Experten. Von der
SPÖ-Fraktion wurde detailliert nachgefragt, wie viele Plätze notwendig sind. In
diesem Zusammenhang gab es die Aufforderung von Experten und Expertinnen,
Wohnplätze in ausreichendem Maße zu schaffen. All das ist in den Protokollen
nachzulesen, auch für die Stadtregierung, so sie den Willen hat, das
umzusetzen,.
Frau StRin Laska! Sie sind uns in der
Untersuchungskommission nicht Frage und Antwort gestanden. Sie haben keine
Fragen zugelassen. Lassen Sie sich daher bitte jetzt von mir einige Fragen, die
über die Dringliche Anfrage hinaus gehen, gefallen.
Wie kann es Ihrer Ansicht nach zu einer Situation
kommen, dass Kinder und Jugendliche, anstatt von der MA 11 betreut zu
werden, monatelang auf Akutstationen asyliert werden? – Prof Friedrich
ortet insbesondere im Bereich der Übergangswohnheime – das habe ich schon
angesprochen – massive Mängel. Wann wird dieser Mangel beseitigt? Wann
wird es eine ausreichende Zahl an Plätzen für diese Kinder geben? Haben Sie die
dafür notwendigen Personalberechnungen, die Prof Friedrich eindeutig Ihrem
Bereich zugeordnet hat, schon gemacht? Wird es in absehbarer Zeit die
notwendigen Vorkehrungen geben, damit diese 20 Jugendlichen, die sonderpädagogische
Betreuung brauchen, diese auch bekommen?
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es gibt noch
eine Reihe von Punkten, die ich hier anführen könnte. Sie wurden aber schon angesprochen,
ich will sie daher jetzt nicht wiederholen. Es geht auch darum, dass zum
Beispiel der psychiatrische Liaisondienst, der bereits von mir angesprochen
wurde, von der ehemaligen Leiterin der MA 11, Renate Balic-Benzing,
hinsichtlich der Umsetzung selbst kritisch betrachtet wurde – und zwar hat
sie in der „Presse“ vom 8. August 2007 gesagt: „Es gibt einen Fachkräftemangel,
und es wird eine Durststrecke geben".
Frau Stadträtin! Wann wird diese Durststrecke für
betroffene Kinder und Jugendliche in Wien beendet sein?
Ich komme noch einmal zum angesprochenen
Personalmangel: Wir hatten hier heute in der Fragestunde eine Diskussion
bezüglich der fehlenden SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen. Frau
Stadträtin! Sie haben gesagt, es gibt keinen Mangel an SozialarbeiterInnen. Da
bleibt die Frage offen: Weshalb stellen Sie nicht sofort in ausreichender
Anzahl SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen ein?
Frau
Stadträtin! Eine letzte Frage an Sie: Wann werden Sie Ihrer Aufgabe gerecht,
Kindern und Jugendlichen mit psychiatrischen Erkrankungen in dieser Stadt eine
menschenwürdige Unterbringung und Betreuung zur Verfügung stellen? (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Prof Harry Kopietz: Als
nächste und letzte Rednerin ist Frau Abg Ramskogler zu Wort gemeldet. Ich
erteile ihr das Wort.
Abg Mag Sonja Ramskogler
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte
Landesrätinnen!
Ich
möchte mit etwas beginnen, was heute schon gefallen ist: Es ist um die
Sinnhaftigkeit der Untersuchungskommission gegangen. Das beschäftigt uns
wirklich schon länger, weil wir uns schließlich bereits ein Jahr lang mit dem
Thema der Untersuchungskommission
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