Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 83
und ich werde nicht durcheinander kommen! Ich habe
auch Frau Kollegin Novak ganz genau zugehört. Das war im März 2007. Und im
Herbst 2007 haben Sie von Seiten der Stadt Wien Reformpläne präsentiert, die
als richtungsweisend nicht nur für Wien, sondern für ganz Österreich bezeichnet
wurden. Unter anderem wurde der Ausbau der stationären Plätze und die
Einrichtung eines mobilen Liaisondienstes zwischen Psychiatrie und
Jugendwohlfahrt angekündigt.
Damit wir bei der Chronologie dieser Geschichte
bleiben, sage ich jetzt, dass im Juni 2008 dieser Missstand noch immer bestand.
Ich zitiere jetzt die Aussage von Herrn Prof Friedrich in der Untersuchungskommission
von damals. Er sagte ganz klar: „Da gibt es die Engstelle, dass die
Jugendwohlfahrt einfach zu wenig Plätze hat. Wir hatten insgesamt zwei
ÄrztInnen für die Magistratsabteilung 11, jetzt haben wir nur mehr eine.
Und wir hatten insgesamt fünf ÄrztInnen an der Klinik. Das gibt es in dieser
Form überhaupt nicht mehr, sondern es gibt nur mehr eine Ärztin, die disloziert
von der Magistratsabteilung 11 bei mir an der Klinik arbeitet und
PatientInnen, die von der Magistratsabteilung 11 kommen, behandelt."
Sehr geehrte Frau Stadträtin! Ich weiß nicht, wo Sie
hier eine Verbesserung sehen! Diesen Missstand gab es von März 2007 über
Dezember 2007 bis Juni 2008, und dieser Missstand besteht auch heute noch.
Angesichts dieser Expertenmeinung und dieser eklatanten
Mängel müssen Sie sich einfach die Frage gefallen lassen: Warum hat Ihrer
Ansicht nach Ihre im Dezember 2007 angekündigte Reform zu keiner nachhaltigen
Verbesserung in diesem Bereich geführt? Es gab keine Verbesserung, ich sage es
noch einmal. Wir sehen keine Verbesserung, und eine solche ist auch an Hand von
Zahlen nicht zu belegen. (LhptmStin Grete
Laska: Aber an Hand dieses Briefes vom 28.8., in dem Dr Friedrich sagt, dass er sich bedankt!)
Frau Stadträtin! Ich habe schon gehört von diesem Brief.
Es muss aber ganz klar gemacht werden, dass – wie gesagt – bis zu
seiner Aussage im Juni gar nichts in diesem Bereich geschehen ist. Jetzt
bedankt sich Herr Prof Friedrich, und ich glaube, meine sehr verehrten Damen
und Herren, alle Abgeordneten in diesem Haus können sich sehr bei jenen
Fraktionen in diesem Haus bedanken, die diese Untersuchungskommission möglich
gemacht haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Diese Untersuchungskommission hat nämlich diesen
Dankesbrief des Herrn Prof Friedrich möglich gemacht. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Die Mehrheit des Hauses hat das
möglich gemacht!)
Wir haben immerhin einmal die Missstände aufgezeigt.
Das hat zu nichts geführt, und daher musste man diese Untersuchungskommission
einsetzen. Und jetzt wurde es plötzlich möglich, dass Schritte gesetzt wurden,
Frau Stadträtin! Von der Chronologie her wäre das aber unmöglich gewesen, wenn
Herr Prof Friedrich und nicht nur Prof Friedrich, sondern auch Popow, Zeyringer
und Herr Prof Berger in der Untersuchungskommission nicht zu Wort gekommen
wären. (LhptmStin Grete Laska: Prof
Friedrich arbeitet in Wien bereits seit mehr als 30 Jahren!)
Von den Genannten wurden all diese Missstände ganz
klar und deutlich aufgezeigt. Es wurde aus den Protokollen bereits zitiert,
Frau Stadträtin. Wir haben leider nicht die Zeit, alle Protokolle zu zitieren.
Aber ich freue mich sehr darüber, dass wir im Rahmen des Gemeinderats und auch
des Landtags noch die Möglichkeit haben werden, ausführlich über den
Kontrollamtsbericht zu diskutieren. (Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Wer hat denn das beauftragt?) Gut, dann
freuen wir uns alle darauf!
Wie können Sie denn das, Frau Stadträtin, gegenüber
den betroffenen Kindern, Jugendlichen und deren Familien verantworten?
Auch Prof Popow, der heute schon erwähnt und zitiert
wurde, weist auf die völlig unzureichende Versorgung für Kinder, die von
Autismus betroffen sind, hin. Und wir haben schon einige Anträge gestellt und
hatten auch Gelegenheit, in der Behindertenkommission über Kinder, die von
Autismus betroffen sind, zu diskutieren. Bis dato hat sich jedoch hier noch
nichts getan. Kinder, die von Autismus betroffen sind, warten weiterhin ein
Jahr auf eine Erstbegutachtung und warten ein weiteres Jahr auf einen
Therapieplatz.
Meine Damen und Herren! Das sind wesentliche
Lebensmonate, das ist eine ganz wertvolle Lebenszeit, und Sie als
Stadtregierung haben zu verantworten, wenn diesen Kindern diese Zeit gestohlen
wird! So brutal muss man das von diesem Platz aus sagen! (Beifall bei der ÖVP.)
Prof Popow hat in der Untersuchungskommission sehr
viele Mängel festgestellt. Ich möchte das hier jetzt nicht alles zitieren. Er
sagt, dass es im primären, sekundären und tertiären Versorgungsbereich große
Mängel in dieser Stadt gibt.
Ich möchte auch einen weiteren Missstand noch einmal
deutlich ansprechen, der von meinen Kolleginnen von der Grünen Fraktion schon
erwähnt wurde: Es ist sogar von Asylierung von Kindern die Rede, die in der
Kinder- und Jugendpsychiatrie untergebracht werden müssen, weil es keine
nachsorgenden Einrichtungen gibt. (Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Er hat auch gesagt, dass es für die Kinder im
Libanon besser ist als bei uns!)
Frau Stadträtin! Ich finde es spannend, dass gerade Sie
das zitieren! Gut, ich wiederhole es: Herr Prof Popow hat gesagt, dass Eltern
gekommen seien, die sich sehr gewundert haben, dass sie mit ihrem psychisch
kranken Kind keine anderen Voraussetzungen in Wien gefunden haben. Sie hätten
sich eine bessere Versorgung als im Libanon erwartet. – Es ist wirklich
spannend, Frau Stadträtin, dass Sie das hier ansprechen. Das hätte ich gar
nicht zitiert! Vielen Dank! Das ist traurig genug, wie immer man es dreht!
Herr Prof Friedrich
schildert – und ich habe von Asylierung gesprochen ... (Zwischenruf von Amtsf StRin Mag Sonja
Wehsely.) Bitte, lassen Sie mich meine Ausführungen zu Ende bringen! (Zwischenruf von Abg Kurt
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular