Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 83
auseinandersetzen.
Ich meine, dass es ganz bestimmt Sinn macht, dass
es eine Untersuchungskommission gibt, in der man über das Thema Psychiatrie,
Psychologie und psychische Erkrankungen spricht. Fraglos unterliegen wir da
einem Stigma, und ich glaube, dass wir einer Meinung sind, dass es notwendig
ist, diesbezüglich entstigmatisierend vorzugehen. Ich möchte in diesem
Zusammenhang Dr Kaspar zitieren, der gesagt hat: „Für die psychiatrischen
PatientInnen und auch für die in der Psychiatrie Tätigen ist das ganze Umfeld
dieser Untersuchungskommission bis jetzt mehr schädlich, als es hilft. Es
verstärkt das Stigma, das wir mit unseren PatientInnen haben.“ (Abg Karin
Praniess-Kastner: Das Stigma wird verstärkt, wenn man nicht darüber spricht!)
So viel zur Sinnhaftigkeit der Untersuchungskommission, wie sie die Opposition
betreibt. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Wir haben es alle mitverfolgt, und daher ist auch
die Aufregung von links und rechts nicht unbedingt sehr sinnvoll. Nach der
Auffassung meiner Fraktion und auch nach meiner Meinung wird es in der
Psychiatrie nie eine heile Welt geben. Wer die Psychiatrie tatsächlich kennt,
wird nie behaupten, dass meine Fraktion oder wir das jemals behauptet hätten.
Den Stadträtinnen, aber auch der Fraktion an sich geht es nicht um irgendeine
politische Machtspielerei, wie das bei der Opposition immer wieder vorkommt,
wenn sie zynische Anmerkungen machen und Polemik betreiben. Uns geht es um die
Befindlichkeit der PatientInnen, der Angehörigen und der Menschen, die an der
Psychiatrie arbeiten. (Beifall bei der SPÖ. – Abg Ingrid Korosec: Sie
wollen von nichts etwas hören!)
Lassen Sie mich sagen: Konstruktive Kritik, wie sie
in der Untersuchungskommission von vielen Experten geübt wurde, wird von dieser
Seite auch konstruktiv wahrgenommen, keine Frage! Diese Kritik wird von uns ernst
genommen, und es werden laufend Verbesserungen vorgenommen, und das nicht nur
deswegen, weil es die Untersuchungskommission gibt. (Beifall bei der
SPÖ. – Zwischenrufe bei ÖVP und GRÜNEN.)
Zweitens: Natürlich ist die Stadtregierung auch auf
das Kontrollamt stolz, wenn es dementsprechende Kritik aufzeigt, weil wir das
Kontrollamt und dessen Funktion ernst nehmen, dementsprechend handeln und
Verbesserungsschritte herbeiführen. Es geht aber nicht nur um das Kontrollamt,
sondern dazu gehört auch der PatientInnenanwalt, ob Sie es wollen oder nicht,
dazu gehört die Volksanwaltschaft und dazu gehört auch der Rechnungshof. (Abg
Mag Waltraut Antonov: Sie sollten das vielleicht auch umsetzen!) Dazu sind die
Kontrollorgane da, und sie sollen auch aufzeigen, was nicht in Ordnung ist, und
dementsprechend muss auch agiert werden. Das geschieht laufend. Das, was ich
bekrittle, ist, dass es euch ärgert, wenn etwas nicht auf Grund eines
Vorschlags der Grünen oder der
ÖVP geschieht. Uns geht es um Konstruktivität in der Auseinandersetzung mit der
Sache für die PatientInnen. Das ist der Unterschied!. (Beifall bei der SPÖ.)
Es wurde heute auch schon erwähnt, dass es um die
Interpretation der Wahrheiten geht. Es geht um exakt das Gleiche, aber Sie
sehen das so, und wir sehen es anders. Sie haben die Wahrheit, und wir haben
die Wahrheit. Und daher diskutieren wir rund herum. Aber der wesentliche
Unterschied besteht darin, dass wir auch handeln. Das ist der große Unterschied!
Wir handeln, und zwar nicht erst seit 2007, seitdem es die
Untersuchungskommission gibt, sondern wir handeln seit 1979, seit es die
Psychiatriereform gibt. Seit diesem Zeitpunkt wird gehandelt, und wir wären
nicht so weit, wie wir heute sind, wenn wir nicht all das getan hätten, was wir
tun. (Abg Mag Wolfgang Jung: Wir glauben Ihnen sogar!)
Lassen Sie mich aber noch auf das eingehen, was
StRin Laska gesagt hat und Ihnen auch bei der Beantwortung dieser Dringlichen
Anfrage mitgegeben hat, denn das ist schon sehr wichtig. Anscheinend haben Sie
alle das überhört oder nicht gehört. Vielleicht lesen Sie es noch nach! –
Es gibt ein großes, vielfältiges Angebot in Wien, und ich möchte von dieser
Stelle als Abgeordnete der Sozialdemokratie gemeinsam mit meiner Partei allen
Menschen danken, die in diesem Bereich mit psychisch Kranken arbeiten, wirklich
wertvolle Leistung vollbringen und ganz intensiv mit ihrer ganzen Person in
diesem Job stehen. Ein herzliches Dankeschön! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich gehe darauf ein, dass es wichtig ist,
konstruktive Kritik ernst zu nehmen. Wir müssen in Zukunft sicherlich darauf
achten, dass es zu einer guten beziehungsweise besseren Vernetzung der
multidisziplinären Fachkräfte kommt, insbesondere wenn es um Fachärzte der Psychiatrie
und der Kinder- und Jugendpsychiatrie geht. Es gibt erst seit 2007 eine
Erneuerung. Und wir wissen auch, warum so viel Studierende nicht das Fach der
Psychiatrie gewählt haben, weil man dort nicht, wie beim Medizinstudium üblich,
sechs Jahre bis zum Facharzt studieren muss, sondern neun Jahre und weil die
Bezahlung schlecht ist. Wir wissen aber auch, dass das Wissenschaftsministerium
dafür zuständig ist und nicht ausschließlich die Stadt Wien, dass wir hier
ausgebildete Fachkräfte im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie haben.
Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass es
notwendig ist, viele multidisziplinäre Richtungen zu vertreten, und ich möchte
auch einige erwähnen, denn man glaubt auf dieser Seite offensichtlich, dass die
Psychiatrie so einfach ist. – Ich möchte darauf hinweisen, dass es
einerseits den Kinder- und Jugendpsychiater gibt, der besonders wichtig ist,
mit dazu gehören aber auch die Heilpädagogik, die kinder- und
jugendneuropsychiatrische Langzeittherapie, die Behandlung juveniler
Essstörungen, die Kinderpsychotherapie, die klinisch-psychologische Diagnostik,
Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie und vieles mehr.
Sehr geehrte Damen und Herren! Das ist nicht
irgendeine einfache Thematik, und man kann nicht immer die Missstände, die es
in der Psychiatrie gibt, sozusagen über einen Kamm scheren. Sie verunglimpfen
alle Fachkräfte, und das lassen wir nicht zu!
Sie
befassen sich mit Fällen, die dramatisch sind und
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