Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 83
ZeugInnen in der Untersuchungskommission sagen!
Im Rahmen der Untersuchung ist Prof Zeyringer – von dem wir auch gesprochen haben – beauftragt worden, eine Untersuchung zum
Personalstand zu machen. Er hat das dann auf Auftrag seiner eigenen
Dienststelle und seines Vorgesetzten erhoben. Was dabei herausgekommen ist, hat
den Dienststellen allerdings nicht gefallen. Generaldirektor Marhold hat, als
er befragt wurde, auch über diese Studie gesprochen, und er hat auch etwas
gesagt, was mich ganz besonders interessiert hat: Generaldirektor Marhold ist
zu Beginn seiner Vorstellung ganz besonders ausführlich darauf herumgeritten,
was er nicht für ein toller Personalvertreter gewesen sei und wie supertoll er
sich vor sein Personal stelle. Interessant dabei ist, wie er angesichts dieser
Studie beziehungsweise Untersuchung seines Arztes, Dr Zeyringer, reagiert
hat. Das möchte ich Ihnen auch vorlesen, denn als ich das gehört habe, sind mir
auch die Haare zu Berge gestanden.
Ich zitiere Generaldirektor Marhold aus der Sitzung
vom 8. Jänner: „Es gibt ja eine, Studie genannte, Zusammenstellung von
Überlegungen des Personalbedarfs von dem Kollegen Dr Zeyringer. Ich habe
diese Zusammenstellung der Wirtschaftsuniversität Wien übergeben und ein
personalwirtschaftliches Gutachten zu dieser Studie erbeten. Dieses liegt mir
vor, und ich bitte, dieses Gutachten, das diese Studie des Herrn
Dr Zeyringer auf Wissenschaftlichkeit und Faktenlage überprüft hat, für
das Protokoll zu übergeben." (Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Erzählen Sie, wie es dann weiter gegangen ist!).
Was heißt das auf gut Deutsch? – Herr Generaldirektor Marhold erhält von seinem Arzt, dem
der Auftrag für diese Untersuchung gegeben wurde, einen Befund, in dem steht,
dass es zu wenig Personal gibt. Ein Arzt, der Tag für Tag im Otto-Wagner-Spital
steht und das vor Ort erlebt, sagt: Wir haben zu wenig Personal! – In
meinen Augen ist das ein Hilfeschrei! Und es ist ein Skandal, wenn der
zuständige Generaldirektor sich an die Brust klopft und sagt, dass er sich vor
sein Personal stellt, diese Studie dann einer Universität mit Bitte um
Überprüfung der Wissenschaftlichkeit übergibt und schließlich sagt: Das stimmt
nicht! (LhptmStin Grete Laska: Nicht er
sagt das, die Studie sagt das!)
Ich wiederhole: Das ist ein Skandal! Genau! Die
Studie sagt: Das stimmt nicht! Und das meine ich: Sie spielen dort mit Zahlen,
wo es um Menschen geht, und in der Psychiatrie geht es um Menschen und nicht um
die Zahlen! Aber natürlich kann man jede Studie mit einer anderen Studie
widerlegen!
Aber wenn ein Arzt im Auftrag seines Vorgesetzten den
Personalstand erhebt und im Fall, dass etwas herauskommt, was dem Vorgesetzten
nicht passt, dieser das Erhebungsergebnis auf Wissenschaftlichkeit überprüfen
lässt und – siehe da! – herauskommt, dass das nicht stimmt, dann ist
das ein Skandal! (Abg Marianne Klicka: Warum werfen Sie das jetzt vor?)
Ich werfe das jetzt vor, weil ich glaube, dass das
eine Frage der politischen Verantwortung ist. Ich glaube tatsächlich, dass es
eine Frage der politischen Verantwortung ist, wie man mit den Menschen umgeht,
die im Krankenanstaltenverbund und insbesondere in den psychiatrischen
Abteilungen arbeiten und die verzweifelte Hilferufe an ihre Vorgesetzten
loslassen. Er war ja nicht der Einzige in der Kommission, sondern es hat
etliche gegeben, die Vorwürfe in diese Richtung erhoben haben. Da kann man doch
nicht einfach sagen: Wir haben so schöne Zahlen, wir haben ganze Berge von
wunderbaren Zahlen! Da kann man doch nicht eine heile Welt vorgaukeln und gar
nicht hinschauen! (Amtsf StRin
Mag Sonja Wehsely: Wer hat von einer heilen Welt gesprochen?)
Das zieht sich durch! Sie können tausend Seiten
Protokoll der Untersuchungskommission lesen, und Sie werden das genauso
nachlesen können!
Was machen Sie in der Untersuchungskommission? Wie
gehen Sie mit dieser Kritik um? Sie wollten von Anfang an weder PatientInnen
noch Angehörige hören. Sie haben gesagt , dass Sie sie nicht öffentlich
vorführen wollen. (Abg Christian
Deutsch: Wir wollten sie nicht öffentlich hören!) Jederzeit hätten wir
PatientInnen und Angehörige in nichtöffentlichen Sitzungen hören können! Wir
haben versucht, Sie davon zu überzeugen, dass es gut wäre, auch die Sicht
dieser PatientInnen und Angehörigen einzubringen, denn schließlich sind sie
diejenigen, die das ausbaden müssen, was hier schief läuft! (Abg Mag Sonja
Ramskogler: Wir müssen die Patienten vor Ihnen schützen!)
Sie haben nicht einmal der Ladung der
Patientenvertretung, der HPE, zugestimmt. Nicht einmal diese wollten Sie laden!
Sie haben gesagt: Ihr könnt alle zum Patientenanwalt Dr Brustbauer gehen!
Erzählt doch bitte Dr Brustbauer von euren Sorgen, der ist der richtige
Mann dafür!
Im Hinblick darauf möchte ich Ihnen jetzt einmal
vorlesen, wie Dr Brustbauer von diesen PatientInnen redet, die Sie zu ihm
schicken. Und ich sage es Ihnen im Vorhinein: Auch bei dem, wie
Dr Brustbauer über die betroffenen PatientInnen redet, bleibt mir die
Spucke weg!
Ich zitiere Dr Brustbauer, den so genannten
PatientInnenanwalt, aus dem Protokoll vom 18. Dezember 2008: „Die
Damen und Herren Beschwerdeführer waren wirklich ...“ (Zwischenruf von
Abg Matzka-Dojder.) Würden Sie sich nachmelden, Frau Matzka-Dojder! Ich
glaube, das ist möglich! – „Die Damen und Herren Beschwerdeführer waren
wirklich, ich muss fast sagen und habe es einer Dame auch gesagt, fast
angenehm." – Er spricht über die PatientInnen, die er vertreten soll,
bitte merken Sie sich das! – „Ich war überrascht, wie gut und wie nett man
mit Beschwerdeführern – es steht im Akt und man kann es dort nachlesen,
für mich war das neu – so gut reden kann. Ich habe einer Dame direkt
gesagt: ‚Mit Ihnen kann man so gut reden. Eigentlich wundert mich das, dass Sie
in psychiatrischer Behandlung sind.’“
Zu diesem Patientenanwalt schicken
Sie die PatientInnen und Angehörigen, die von den Missständen in Ihrer
Psychiatrie betroffen sind! Danke schön, liebe SPÖ!
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