Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 83
hin und wieder nachgefragt, extra diesen Punkt, und
da treffen wir einander ja, in der Frage dieser zweimal zehn Plätze für eine
Einrichtung, die - das ist jetzt der große Unterschied und das, was die Frau
Landeshauptmann-Stellvertreterin gemeint hat - die Möglichkeit bieten müsste,
jene Jugendlichen, die so schwer aggressiv, fremdgefährdend, selbstgefährdend
sind, in Wahrheit anzuhalten, das heißt, im Unterbringungsgesetz auch diese
Handhabe zu haben.
Das kann eine Wohngemeinschaft, eine
sozialtherapeutische Wohngemeinschaft in der Form, wie sie hier in Österreich
möglich ist, nicht machen. Deshalb bräuchte man eine Gesetzesänderung auf
Bundesebene, damit man das, was vielleicht notwendig ist - dass man einmal
jemanden anhält -, auch durchführen kann. Das kann nicht das Land Wien für sich
entscheiden, das ist eine Bundesregelung. (Zwischenruf von Abg Ingrid
Korosec.) Ja, darüber können wir reden. Nur: Das ist damit gemeint. Wir
treffen uns inhaltlich, glaube ich, total, aber das ist damit gemeint, und das
ist eine Weiterentwicklung in diesem Bereich. Das wird mit Sicherheit nicht der
erste Schritt, der zweite oder dritte Schritt gewesen sein, wahrscheinlich war
es jetzt der 25. oder 26. Schritt, und es wird nicht dabei bleiben,
sondern wir werden gemeinsam sicher noch den 28., 29., 30. und 40. Schritt
hoffentlich hier diskutieren und auch beschließen. Das ist auch gut so.
Ich möchte abschließend noch eine Richtigstellung
machen, oder nein, Richtigstellung würde ich nicht sagen, sondern eigentlich (Ruf
bei der FPÖ: Eine Ergänzung!) eine Ergänzung von hier aus an die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, insbesondere an Frau Kollegin Balic-Benzing,
ehemals Leiterin der MA 11, richten, dass ich mich und die
Sozialdemokratische Fraktion sich mit Sicherheit von dem Vorwurf, der heute von
Kollegin Vassilakou gekommen ist - sie sei abberufen worden, auch wegen ihres
komischen und zweifelhaften Leitungsstils und der zweifelhaften Diskussionen,
die sie in der Vergangenheit schon geliefert hätte -, schwer distanzieren!
Frau Kollegin Balic-Benzing hat in den letzten Jahren
hervorragende Arbeit für die Kinder und die Jugend in dieser Stadt und für die
Jugendwohlfahrt geleistet. Sie hat sich im Rahmen des Hauses weiterentwickelt
und eine andere Funktion übernommen. Nicht jeder, der eine andere Funktion
übernimmt, wird deshalb von irgendwo anders abberufen (Amtsf StRin Mag Sonja
Wehsely: Bei den GRÜNEN schon!) - bei den GRÜNEN anscheinend schon. Ich
möchte mich herzlich bei Frau Kollegin Balic-Benzing bedanken, dazu gab es in
diesem Rahmen auch noch keine Gelegenheit. - Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Als nächste Rednerin hat sich Frau Abg Mag Antonov zum Wort gemeldet. Ich
erteile es ihr.
Abg Mag Waltraut Antonov
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Meine Kollegin Maria Vassilakou hat gesagt, sie
möchte angesichts der Antworten fast von einer Märchenstunde sprechen, und hat
gemeint, sie tut es aber vielleicht doch nicht. Ich kann das auch nicht machen,
und zwar deshalb, weil „Märchenstunde" ein viel zu lyrischer Ausdruck für
die Art und Weise ist, wie die SPÖ mit Kritik umgeht.
Was tun Sie? – Frau
Vizebürgermeisterin! Sie haben uns heute viele Zahlen vorgelesen. Das ist ein
beliebtes Spiel. Sie verstecken sich hinter langen, langen Schneisen von
Zahlen.
Was aber steht diesen Zahlen gegenüber? – Dazu möchte ich Ihnen aus einem Protokoll vorlesen,
was Prof Popow gesagt hat: Sie haben gesagt, es gibt genügend Einrichtungen,
und haben dazu viele, viele Zahlen vorgelesen. Und ich lese Ihnen jetzt aus dem
Protokoll der Untersuchungskommission vom 4. Dezember 2008 vor, was Herr
Univ-Prof Dr Popow gesagt hat – ich
zitiere: „Und was es sozusagen weder auf der psychiatrischen noch auf der
Jugendamtsseite gibt, es gibt keine Unterbringungsmöglichkeit für Kinder, die eine
längere Beobachtung oder Therapie oder eine langfristige Behandlung brauchen.
Es gibt da also eine Handvoll Kinder, die wir alle gut kennen, die als
Ping-Pong zum Teil auch zwischen den Einrichtungen verschoben werden, die jetzt
an den Akutstationen, weil sie nirgends anders tragbar sind, langfristig
gelagert werden. Die wirklich gelagert werden, weil das Therapieangebot im
kurzfristigen Bereich natürlich ein anderes ist, als diese Kinder brauchen
würden."
Und weiter unten heißt es dann: „Wir müssen unsere
PatientInnen zum Teil zur Nachbehandlung in andere Bundesländer, nach
Oberösterreich oder so, schicken, wo sie uns vielleicht den einen oder anderen
noch nehmen. Ein Kind ist jetzt vor Kurzem in einer brandenburgischen
Einrichtung gelandet, weil – und es wäre so einfach, aber es gibt keine
Langzeittherapiestation und keine Langzeitunterbringungsmöglichkeit für dieser
Kinder." (LhptmStin Grete Laska: Was
heißt „verschoben“? Was ist das für eine Ausdrucksweise in Bezug auf Kinder?
Das ist ja entsetzlich! – Zwischenruf von StRin Mag Sonja Wehsely.)
Frau Vizebürgermeisterin! Frau Landesrätin! Ich frage
mich, wenn Sie hier von Ihrer politischen Verantwortung sprechen: Wie können
Sie uns gewisse Zahlen vorlesen, wenn der Universitätsprofessor andererseits eindrücklich
schildert, dass Kinder bis nach Brandenburg verschoben werden? Ich fasse das
nicht, und ich halte allein das schon für einen großen Missstand! (LhptmStin Grete Laska: Ist es die richtige
Diktion, wenn man so über Kinder und Jugendliche spricht? Das ist die Frage!)
Ein Kind ist bis in eine brandenburgische Einrichtung
verschickt worden!
Frau Vizebürgermeisterin! Wenn gesagt wird, das Kind
sei nach Brandenburg verschoben worden, dann finde ich das nicht so zynisch, wie
wenn man sich hinter Zahlen versteckt und angesichts solcher Protokolle sagt,
dass in Wien alles super ist!
Das zieht sich überhaupt durch wie
ein roter Faden: Sie präsentieren uns eine schöne heile Welt, diese passt aber
absolut nicht mit dem zusammen, was uns die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular