Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 83
Jawohl! Es gibt in Wien krank machende Arbeitsplätze
und Arbeitsbedingungen! Es gibt genügend Beispiele dafür. Seit Jahren ist das
nicht nur ein Thema der Personalvertretungen, man braucht sich etwa nur bei
Dienststellenversammlungen umhören. Das Burn-out-Syndrom wird häufiger, die
Zahl der Krankenstände steigt. Das Grundproblem ist in vielen Bereichen
eklatanter Personalmangel, vor allem zum Beispiel im Bereich der Pflege. (Abg
Godwin Schuster: Warum haben die Grünen
den Präventionsmaßnahmen nicht zugestimmt?) Ich komm schon darauf!
Sie tun viel zu wenig im Bereich der Prävention!
Schauen Sie sich an, was in der Hera vor sich geht! Dort haben wir ein halb
leeres Krankenhaus, statt eines Exzellenzzentrums für Gesundheitsprävention,
wie es eigentlich der grüne Vorschlag wäre! Gerade die Prävention ist also ein
schlechtes Beispiel!
Wir haben im Rahmen eines rot-grünen Projekts sehr
für die Mobbingberatungsstelle der Gemeinde Wien gekämpft, das wisst ihr! Ihr
seid jedoch diejenigen, die immer bremsen, nur ganz kleine Schritte machen und
diese Mobbingberatungsstelle nicht einmal für alle Bereiche der Gemeinde Wien
zugänglich machen! (Zwischenruf von Abg Godwin Schuster.) Kollege
Schuster! Wir können das dann gerne noch bilateral klären!
Kolleginnen und Kollegen von der Sozialdemokratie!
Nehmt bitte zur Kenntnis: Es gibt hier krank machende Arbeitsplätze und
Arbeitsbedingungen! Ihr wisst es! Und euch wurde für dieses Leugnen der
Tatsachen auch bei der letzten Betriebsratswahl im November – Fonds
Soziales Wien, Pflege und Betreuungsberufe – die Rechnung präsentiert!
Dort hat es euch auch nichts mehr genützt, dass der FSG von sozialer
Gerechtigkeit geredet hat. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Es gibt einen eklatanten Personalmangel in vielen
Bereichen, eigentlich im gesamten Sozialbereich, auch im Bereich der
KindergartenpädagogInnen und im Bereich der LehrerInnen. Große Probleme gibt es
zum Beispiel auch beim Reinigungspersonal, bei der Feuerwehr und bei der
Rettung. Es wird über zu lange Arbeitszeiten geklagt. Das betrifft vor allem
Frauen, die auch bei der letzten Wiener Pensionsreform sehr draufgezahlt haben,
dass nämlich Beitragserhöhungen vorgenommen wurden und eigentlich ein gutes
Pensionsrecht schlechter gemacht wurde. Es gab zwar Übergangsfristen und ein
paar Korrekturen gegenüber dem Bundesmodell, aber es gab auch Sozialabbau in
Wien.
Davon waren vor allem Frauen und Arbeiter und
Arbeiterinnen bei der Gemeinde Wien betroffen, C- und D-Bedienstete, die zum
Teil nur auf existenzsichernde Einkommen kommen. Das gilt zum Beispiel für den
Bereich der Reinigung oder für den Nachtdienst oder Zwölfstunden-Dienste im
Bereich der Pflege. Die Menschen nehmen dort auf Grund des niedrigen
Grundgehalts überlange Arbeitszeiten und unmenschliche Arbeitszeiten in Kauf.
Auf diese Weise, meine Damen und Herren, steigt der
Druck auf Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen bei der Gemeinde Wien sukzessiv.
Ihr wisst das, und wir wissen das. Der Druck auf das Personal steigt, und auf
Grund des Personalmangels kommt das vorhandene Personal noch mehr unter Druck.
Motivation und Leistungsbereitschaft nehmen ab. Gesundheit und Lebensqualität
der Bediensteten der Gemeinde Wien werden beeinträchtigt. Ihr habt leider keine
Vorreiter- oder Vorreiterinnenrolle im Bereich der Beschäftigungspolitik in
Wien, weder im öffentlichen Dienst als größte Arbeitgeberin noch auf dem
privaten Arbeitsmarkt! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Das wisst ihr, und dafür habt ihr die Rechnung bei
den Wahlen präsentiert bekommen. Statt aber das Personal aufzustocken, wie es dem
Bedarf entspricht, und genügend Personal einzusetzen, sowie für gute
existenzsichernde Einkommen und eine Anhebung der Einkommen im unteren
Bereich – Stichwort: überfällige Besoldungsreform – zu sorgen, setzt
ihr zum Beispiel Krankenstände als Druckmittel ein. Ihr bestraft kranke
Beschäftigte dafür, dass sie krank sind. Wir wissen von den Briefen an
Mitarbeiter, wenn sie lange Zeit im Krankenstand sind, mit denen ein schlechtes
Gewissen gemacht werden soll, indem gesagt wird: Wie können Sie das eigentlich
gegenüber Ihren Kolleginnen und Kollegen verantworten? Wir wissen von den in
den Raum gestellten Drohungen hinsichtlich Verlust von Leistungszulagen, von
angedrohten Ausgliederungen und Auslagerungen.
Meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie! Das
ist nicht die richtige Personalpolitik! Das fördert nicht ein Klima der
Motivation, sondern das erhöht den Druck auf Arbeitnehmer und
Arbeitnehmerinnen! Und dafür sind wir nicht zu haben. Die steigenden
Krankenstände und die steigenden Frühpensionierungen an sich sind nicht das
Problem, sondern das Problem sind die Gründe dahinter: Wir brauchen endlich
mehr Personal! Wir brauchen endlich eine Besoldungsreform! Wir brauchen endlich
einen aktiven Kampf gegen Burn-out! Wir brauchen mehr Gesundheitsprävention!
Wir brauchen insgesamt eine Arbeitszeitverkürzung! Wir brauchen mehr
Frauenfördermaßnahmen! Und wir müssen sagen: Schluss mit den krank machenden
Arbeitsplätzen der Gemeinde Wien! (Beifall
bei den GRÜNEN. – Zwischenrufe
bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Hoch. Ich erteile ihm das Wort. (Abg Godwin Schuster: Jetzt spricht der
ÖAAB.)
Abg Alfred Hoch (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen
und Herren.
Es stimmt: Man hätte den Titel der Aktuellen Stunde
präzisieren müssen: Es hätte nicht heißen sollen: „Arbeiten in Wien macht
krank“, sondern es hätte heißen sollen: „Arbeiten bei der Gemeinde Wien macht
krank“!
Das Detail der Statistik wurde
heute schon erwähnt: Das Faktum, dass 546 Frühpensionierungen von insgesamt 614
aus gesundheitlichen Gründen vorgenommen wurden, müsste eigentlich jetzt nicht
nur bei uns die Alarmglocken schrillen lassen, sondern auch bei der
Mehrheitsfraktion, meine sehr geehrten Damen und
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