Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 83
Herren!
Ich bin etwas verwundert: Ich glaube, Kollege
Meidlinger hat so nebenbei erwähnt, das er auch Arbeitnehmervertreter und nicht
nur Dienstgebervertreter ist. Wir haben – wie ich überblicksmäßig
glaube – einige Kollegen, die zwei, drei Mäntelchen haben. Sie sitzen
einerseits als Dienstgebervertreter im Gemeinderat, andererseits sind Sie in
einer gesetzlichen Interessenvertretung und haben dort maßgebliche Positionen.
Sie haben einerseits unter dem Mäntelchen des Gemeinderates der
Mehrheitsfraktion diese besorgniserregenden Zahlen zu verantworten, auf der
anderen Seite prangern Sie diese Missstände – das ist ja diese
Doppelstrategie der FSG! –normalerweise mit Hilfe des Apparates Arbeiterkammer
an, sagen aber natürlich bei der Gemeinde Wien nichts. (Zwischenruf von Abg
Godwin Schuster.) Und es gibt keine einzige Wortmeldung der Arbeiterkammer
oder eines führenden FSGlers zu der doch besorgniserregenden Situation, Herr
Kollege.
Herr Kollege! Sehr geehrte Damen und Herren! (Abg Godwin Schuster: Wo war der ÖAAB, als
die Pensionsreform des Bundes gemacht wurde?) Ich muss schon etwas sagen:
Die zwei von den drei Kollegen, die heute da sitzen – einer hat sich,
glaube ich, entschuldigt –, haben eine ganz klare Verantwortung zumindest
als Vorstandsmitglieder der Arbeiterkammer, sich auch zu diesem Thema zu
melden.
Sehr geehrte Damen und Herren! In diesem Punkt ist
die FSG ganz klar gescheitert, indem es ihr nicht gelungen ist, die
Letztverantwortlichen in der Stadt, unter anderem auch die MA 3, dazu zu
bewegen, der Gesundheit von Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern mehr Beachtung zu schenken. (Beifall bei der ÖVP.)
Statt einer verstärkten Gesundheitsüberwachung in den
betroffenen Bereichen – und es sind laut Statistik vor allem der KAV und
die Wiener Stadtwerke besonders betroffen – wird einfach weiter
gewurschtelt, und das vor allem zum Schaden der Kolleginnen und Kollegen. Das
ist wirklich politischer Wahnsinn, und darüber wird auch sicherlich noch an anderer
Stelle gesprochen werden! (Beifall bei
der ÖVP.)
Ich will jetzt aber nicht nur kritisieren. Sehr
geehrte Damen und Herren! Suchen wir doch gemeinsam einen Ausweg! Wir benötigen
einfach eine arbeitsmedizinische Offensive in diesem Bereich, das heißt, es
müssen mehr Arbeitsmediziner eingestellt werden, und es muss vor allem auch
eine verstärkte Kooperation mit arbeitsmedizinischen Einrichtungen und
Instituten geben. In diesem Bereich geschieht relativ wenig, da besteht großer
Nachholbedarf. (Beifall bei der ÖVP.)
Das heißt, es müssen rasch Maßnahmen veranlasst
werden, um das Eintreten entsprechender Gesundheitsschäden zu verhindern. Es
müsste rechtzeitig erkannt werden, wodurch jemand krank wird, damit dann die
nötigen Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können. Das funktioniert in der
Privatwirtschaft in sehr vielen Bereichen sehr gut, leider geschieht aber bei
der Gemeinde Wien und beim Land Wien nichts. (Beifall bei der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist unumstritten, dass
die arbeitsmedizinische Gesundheitsüberwachung, genauso wie in der
Privatwirtschaft, eindeutig in der Verantwortung des Arbeitgebers liegt. Eine
derartige Feststellung habe ich bei Ihnen vermisst, Kollege Meidlinger! Statt
dessen stellen Sie sich hier her und sagen, das alles eh nicht so arg ist und
man sich schon irgendwie drüberwurschteln wird. – Das kann einfach nicht
sein! (Beifall bei der ÖVP.)
Als Vorsitzender der Gewerkschaft haben Sie eine
Verantwortung, und diese müssen Sie auch hier in diesem Raum vertreten. Ihre
Wortmeldung war allerdings genau das Gegenteil! (Beifall bei der ÖVP.)
Ganz kurz möchte ich abschließend noch etwas sagen,
denn das rote Licht leuchtet schon: Wir brauchen jetzt relativ rasch Erhebungen
über den Gesundheitszustand der Kolleginnen und Kollegen, vor allem im KAV, der
am meisten betroffen ist. Dieser Bericht müsste dann umgehend den Kolleginnen
und Kollegen im zuständigen Gemeinderatsausschuss zugeleitet werden, damit wir
dann gemeinsam Maßnahmen unter Einbeziehung der Arbeitsmedizin treffen können.
Ich möchte aber auch die Gelegenheit nicht ungenutzt
lassen und mich auch bei den Kolleginnen und Kollegen bedanken, die tagtäglich
für uns und für die Kommune arbeiten. Diese Kolleginnen und Kollegen haben
sicherlich unsere gute Unterstützung! – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr
Abg Bacher-Lagler. Ich erteile es ihm.
Abg Norbert Bacher-Lagler (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages
und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Als ich die Überschrift zu dem Thema gelesen habe,
hatte ich schon wieder Befürchtungen. Ich bin ja geprägt von Pensionsdebatten
der ÖVP, überhaupt wenn wir knapp vor Wahlen stehen. Bei Themen wie
Beamtenpension und Bedienstetenrecht läuten bei einem Eisenbahnergewerkschafter
wie mir die Alarmglocken, denn das bedeutet, dass die ÖVP wieder probiert,
Berufsgruppen und Bevölkerungsschichten gegeneinander aufzuhussen, um
Neidkomplexe entstehen zu lassen, um auf diese Weise leichter politisches
Kleingeld sammeln zu können. Das lehnen wir von der Sozialdemokratie ab! (Beifall bei der SPÖ.)
Mich verwundert dabei, dass seit über 40 Jahren immer
dieselben Mechanismen greifen! Eine Berufsgruppe jagt die andere. Heute haben
wir gehört, dass sogar der U-Bahn-Bau gefährdet ist, weil die Wiener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
vielleicht auf irgendetwas nicht verzichten können.
Ich meine, diese Politik muss
grundsätzlich in der Geschichte abgelegt werden. Wir müssen zu den Tatsachen
kommen. Und Tatsache ist, dass die Stadt Wien sehr früh reagiert hat. Schon vor
drei Jahren wurde die Magistratsabteilung 3 für Bedienstetenschutz und
berufliche Gesundheitsförderung ins Leben gerufen. Es wurden Richtlinien
erarbeitet und entsprechende
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