Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 83
Rechnungshof.
Ich werde jetzt nicht zu dem Stellung nehmen, was die
Vorredner hinsichtlich krankheitshalber Pensionierung gesagt haben. Ich glaube,
das ist jetzt schon zur Genüge diskutiert worden.
Ich habe mir die Pressedienste der letzten Zeit
ausgehoben, um festzustellen, worauf die ÖVP überhaupt hinaus will. Will sie
darauf hinaus, dass 65 000 Beamte und ihre Angehörigen in Wien nicht ÖVP
wählen? Um welche Privilegien geht es da eigentlich? Zugegeben! Es gibt in Bund
und Land unterschiedliche Gehaltssysteme, aber es gibt auch im Bund
unterschiedliche Gehaltsschemata, und es ist wirklich wahnsinnig schwer, all
das über einen Kamm zu scheren.
Wenn zum Beispiel gesagt wird, dass im öffentlichen
Dienst eine Überalterung zu beobachten ist, dann trifft das auf Bund und Land
gleichermaßen zu. Und man muss auch da und dort gleichermaßen – ich bin
selbst Abteilungsleiter im Finanzministerium – um jeden Dienstposten kämpfen.
Bei Einsparungen und Bemühungen um mehr Effizienz wird ab einer gewissen Ebene
nicht mehr auf das institutionelle Wissen des Einzelnen geachtet, sondern es
gibt einfach radikale Kürzungen oder Einsparungen. Statt zwei Dienstposten gibt
es dann nur mehr einen, und jeder muss schauen, wo er bleibt. In Wirklichkeit
interessiert es weiter oben keinen mehr, was tatsächlich noch an Wissen übrig
bleibt oder nicht.
In diesen Pressediensten wurde angekreidet, dass es in
der Stadt Wien neben den sechs Wochen Urlaub nach 30 Jahren außerdem noch
drei Tage gibt, wenn man 57 Jahre ist und dann noch zwei Tage ab 60.
Darüber kann man diskutieren! In den Niederlanden gibt es beispielsweise ein
System, nach dem man langsam in die Pension gleitet, zuerst nur mehr vier und
dann nur mehr drei Tage arbeitet, sodass man sich an die Pension gewöhnt. Es
soll ja auch Leute geben, die einen Pensionsschock erleiden und depressiv
werden. Das gibt es, und ich meine, darüber sollte man diskutieren.
Als Bundesbediensteten frisst mich nicht der Neid,
dass die Bediensteten hier jetzt um drei Tage mehr Urlaub haben. Wir haben zum
Beispiel Gleittage für Überstunden, die in Geld nicht ausbezahlt werden. Man
kann sich statt dessen pro Quartal Gleittage nehmen. Auf diese Weise kann ich
im Quartal auch noch fünf Tage Urlaub dazu bekommen. – Es ist jedenfalls
wahnsinnig schwer, solche so genannten Privilegien zu beurteilen.
Wenn von einem niedrigen durchschnittlichen
Frühpensionsantrittsalter die Rede ist, dann muss man meiner Meinung nach das
beachten, was mein Kollege schon gesagt hat: In einem Krankenhaus gibt es eben
mehr Krankenstände. So ist es etwa gerade im Krankenhaus gefährlich, wenn
jemand, wenn er erkältet ist, arbeiten geht, denn dann steckt er wiederum alle
Patienten an. Gleichzeitig steckt man sich natürlich viel leichter an, wenn man
dort arbeitet.
Etwa bei der Müllabfuhr, der Feuerwehr oder den
Wiener Linien muss man einfach sehr konzentriert arbeiten. Das ist mit einem
Bürojob nicht vergleichbar. Daher ist auch der körperliche Verbrauch höher, und
es ist verständlich, dass diese Leute früher in Pension gehen.
Es wurde auch gesagt, dass Landesbeamte nicht in den
Bund wechseln können. Da gebe ich Ihnen recht! Ich nenne Ihnen jetzt aber ein
Beispiel aus der Finanzverwaltung: Wir haben eine so genannte
Mehrleistungszulage, die in der untersten Instanz, in Finanzämtern und
Zollämtern, fixer Gehaltsbestandteil ist. In der Mittelinstanz, Steuer- und
Zollkoordination, bekommen die Leute die Hälfte als fixen Gehaltsbestandteil,
und außerdem gibt es einen besonderen Bonus. Im Ministerium gibt es das gar
nicht. Dort bekommt man nur einen Bonus, wenn man eben einen bekommt. Das
Ministerium gilt als Think Tank der Verwaltung, und wenn wir einen neuen Mann
oder eine Frau aus der Basis brauchen, der oder die etwas kann, kommt keiner zu
uns, weil er im Ministerium weniger verdient als unten. So bekommt man keinen
Nachwuchs. Dieses ganze System ist ja auch falsch! Ich verstehe nicht, wenn man
die Beamtengewerkschaft anführt, dass man hier gleichzeitig überhaupt ein
solches Thema aufgreift!
Jetzt ganz kurz noch zu dem Artikel im „Standard“,
gemäß welchem WIFO und Rechnungshof immer dringlicher eine Einsparung an
Personalkosten fordern. In diesem Artikel steht: „Das WIFO spricht in einer
aktuellen Studie von 750 Millionen bis 2,5 Milliarden EUR, der Rechnungshof
geht von bis zu 1 Milliarde Einsparungspotenzial beim Bund aus. Zu Wien
werden die obersten Rechnungsprüfer noch deutlicher: 130 Millionen EUR könnte
man allein schon bei den Beamten und ihren Pensionen sparen.“
In Wien gibt es 65 000 Beamte, da wären es 130
Millionen, in Österreich gibt es jedoch 130 000 Beamte, und da könnte man
1 Milliarde sparen. Ich bin nicht sicher, wo man da auf Grund dieses
Berichtes mehr einsparen müsste! (Beifall
bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Zu Wort
gemeldet ist Frau StRin Dr Vana. Ich erteile es ihr.
StRin Dr Monika Vana: Sehr geehrte
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Im Gegensatz zu meinem Vorredner Kollegen Ebinger
sehe ich das sehr wohl als aktuelles Thema. Es liegt ja auch ein
Rechnungshofbericht vor, der die Frühpensionierungen aus gesundheitlichen
Gründen kritisiert. Das ist also tatsächlich aktuell. Allerdings sehen wir Grüne die Frage des Beamtendienstrechts
nicht nur unter dem Gesichtspunkt des Einsparungspotenzials, wie es Kollege
Aigner angeführt hat. Es geht für uns dabei auch nicht um die Frage der
Reaktivierung von kranken DienstnehmerInnen oder gar um das Problem der steigenden
Zahl von Krankenständen und Frühpensionierungen.
Das ist nämlich nicht das Problem. Problematisch sind
vielmehr die Gründe, die dahinter stecken, also die Strukturen und das Klima
für die ArbeitnehmerInnen, die bei der Gemeinde Wien beschäftigt sind. Und es
lohnt sich sehr wohl, diese Aspekte zu betrachten. Somit wollen offensichtlich
wir Grüne als einzige Fraktion in
diesem Haus tatsächlich über das Thema dieser Aktuellen Stunde reden: Sie haben
nämlich den Titel gewählt: „Arbeiten in Wien macht krank."
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