Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 83
ist Herr Abg Meidlinger zu Wort gemeldet. Ich
erteile es ihm.
Abg Ing Christian Meidlinger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau
Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Als ich das Thema „Arbeiten in Wien macht krank – für
eine Reform des Wiener Beamtenpensions- und Bedienstetenrechts" gelesen
habe, habe ich mir gleich die Frage gestellt: Was hat Krankheit mit der Reform
eines Pensionsrechtes zu tun?
Es besteht das Problem, dass es sowohl im
öffentlichen Dienst als auch in der Privatwirtschaft eine Reihe von
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gibt, die dramatisch erkranken und im
Privatbereich in die Invaliditätspension abdriften beziehungsweise bei uns halt
den Vorruhestand in Anspruch nehmen möchten.
Schauen Sie sich die Zahlen an und lesen Sie den letzten
Sozialbericht: In diesem steht, dass gerade die Zahl der
Invaliditätspensonistinnen und -pensionisten massiv im Steigen ist. Bei den
Frauen beträgt das Pensionsdurchschnittsantrittsalter in der
Invaliditätspension zum Beispiel 51 Jahre.
Wenn Herr Ulm vorwirft, dass die Stadt fahrlässig mit
ihren Bediensteten umgeht, dann möchte ich sagen, dass ich eher den Vorwurf des
Herrn Ulm für fahrlässig halte: Die Kolleginnen und Kollegen – das wurde
dankenswerterweise schon erwähnt –, die krankheitsbedingt in den
Vorruhestand gehen müssen, gehen selbstverständlich mit einem ärztlichen
Gutachten in den Ruhestand. (Zwischenruf von Abg Mag Wolfgang
Gerstl.) Sie müssen sich da einmal einiges anschauen! (Weiterer
Zwischenruf von Abg Mag Wolfgang Gerstl.) Ich komme gleich dazu!
Schauen Sie sich einmal die Zahlen an, die es auch im
privaten Bereich gibt. Ich finde, es ist schade, dass Herr Ulm sozusagen auf
dem Rücken von schwer kranken Menschen so agiert! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zur Frage,
welche Präventionsmaßnahmen die Stadt Wien gesetzt hat, sage ich: Sie hätten
sich die Diskussion hier sparen können, wenn Sie die Homepage der Stadt Wien
aufgemacht hätten. Dort sehen Sie, welche Dienstleistungen die MA 3, die
wir vor drei Jahren gegründet haben, anbietet, von der Arbeitsmedizin bis zum
technischen Arbeitnehmerschutz, aber auch psychologische Betreuung und
Beratung. Außerdem haben wir vor etwa zehn Jahren in diesem Haus das
Bedienstetenschutzgesetz beschlossen, und auch dieses beginnt natürlich zu
greifen.
Wir reden jetzt von Präventionsmaßnahmen, und
Prävention ist in die Zukunft gerichtet. Wir können jedoch nicht im Hinblick
auf State-of-the-Art-Bedingungen, die vor 25 oder 30 Jahren geherrscht
haben, reparieren. Wir können es nicht ändern, dass es damals etwa keine
Hilfsmaßnahmen zum Heben und Tragen gegeben hat. Die betroffenen Kolleginnen
und Kollegen müssen jetzt eben in den Ruhestand treten.
Ich möchte aber noch auf zwei, drei andere Punkte
eingehen, die hier genannt wurden: Es wurde von „Frühpensionierungsmentalität“
gesprochen. – Wenn Kolleginnen und Kollegen schwer krank sind, ist das
keine Frage der Mentalität, sondern es ist eine Frage der sozialen Ausrichtung
eines Dienstgebers, dass man diesen Kolleginnen und Kollegen einen Übertritt in
den Ruhestand ermöglicht. (Zwischenruf von Abg Mag Wolfgang
Gerstl.) Ich komme schon noch zu Ihrer Prävention, warten Sie nur ab!
Es geht dabei um die soziale Verantwortung des
Dienstgebers, und die Stadt Wien nimmt diese soziale Verantwortung wahr, wenn
sie ihren Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern im Krankheitsfall eine ordnungsgemäße Pensionierung ermöglicht.
Als Dienstgebervertreter und Arbeitnehmervertreter
möchte ich nur an die letzte KFA-Sitzung erinnern, in der wir ein Vorsorgezentrum
beschlossen haben und bei der es auch um die Themen Prävention,
Gesundheitsförderung und Stress gegangen ist: Ihre Kollegin aus Ihrer Partei
hat dort dagegen gestimmt. Seien Sie also nicht so scheinheilig, dass Sie uns
hier etwas vorwerfen, während Sie dort, wo Sie die Möglichkeiten haben, selbst
dagegen stimmen! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf von
Abg Mag Wolfgang Gerstl.)
Herr Kollege! Erkundigen Sie sich, was in den
Papieren und in den Entwürfen steht, und dann reden wir hier weiter! Wir waren
nämlich alle dabei, und wir wissen, was gesprochen wurde.
Ich möchte auf noch etwas eingehen, weil auch immer
wieder der Rechnungshofrohbericht erwähnt wurde. Ich finde es spannend, dass
wir hier über einen Rechnungshofrohbericht diskutieren, der noch gar nicht
veröffentlicht wurde. Das Land Wien hat jedoch eine Pensionsnovelle
beziehungsweise Pensionsreform beschlossen, die im Gegensatz zu dem, was der
Bund macht, nicht ständig repariert werden muss und die im Gegensatz zu dem,
was der Bund macht, sozial ausgewogen und in die Zukunft gerichtet ist.
Wir haben viele Maßnahmen aus der Vergangenheit aus
dem ASVG und aus dem Bundespensionsrecht nicht übernommen, weil das eben
soziale Schlechterstellungen bedeutet hätte. Was diese Bundesregierung damals
aufgeführt hat, war in Wirklichkeit soziale Kälte. Die Stadt Wien hat sich für
einen anderen Weg entschieden, die Stadt Wien hat sich dafür entschieden, bei
der sozialen Kälte nicht mitzumachen, sondern sie hat eine Pensionsreform
beschlossen, die nicht ständig repariert werden muss, damit die Menschen
ordnungsgemäß mit einer Pension in den Ruhestand treten können, von der sie
auch leben können. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Mag Ebinger. Ich erteile es
ihm.
Abg Mag Gerald Ebinger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und
Herren!
Ich kann nicht erkennen, was so
besonders aktuell an diesem Thema ist, dass man dieses gerade heute hier akut
diskutieren muss. Allerdings gibt es einen „Standard"-Artikel vom 17.1.
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