Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 83
sind die Möglichkeiten, die es auf betrieblicher
Ebene gibt.
Auf gesellschaftlicher und gesetzlicher Ebene wäre es
meiner Meinung nach gut, zum Beispiel auch über Kollektivverträge sozusagen die
Dauerparkplatzlösung Teilzeit zu beseitigen. Man könnte im Kollektivvertrag
Teilzeitvarianten ganz genau als Arbeitszeitregelungen definieren, die man aber
befristen kann. Das ist nach meiner Auffassung ganz, ganz wichtig. Es hat
nämlich gerade zum Beispiel auch die Elternteilzeit dazu beigetragen, dass die
Teilzeitquote noch größer geworden ist. Sie wurde diesfalls auch bei den
Männern vergrößert, aber bei den Frauen eben noch mehr. Wenn man also
Elternteilzeit einführt und keine Szenarien plant, wie man die Menschen danach
wieder in Vollzeitarbeit bringt, dann ist das eine Lösung, die aus
frauenpolitischer Sicht sehr kritisch zu betrachten ist!
Man kann also im aktiven arbeitsmarktpolitischen
Bereich und im Qualifizierungsbereich viele Maßnahmen setzen. Ich behaupte,
dass die Frauen qualifiziert sind und ein Recht auf einen Vollzeitarbeitsplatz
beziehungsweise auf einen existenzsichernden Arbeitsplatz haben. Es müssen aber
in der betrieblichen Praxis natürlich noch viele Maßnahmen getroffen und viele
kleine Schritte gesetzt werden.
Gerade das von uns neu entworfene Handbuch richtet
sich aber ohnedies nicht nur an Großbetriebe, sondern auch an Kleinbetriebe. Es
wird gezeigt, dass es auch in einem Betrieb mit 15 Beschäftigten möglich ist,
einmal Umstrukturierungen in der Arbeitszeit vorzunehmen.
Darüber könnte man jetzt stundenlang debattieren. Ich
möchte es einmal dabei belassen, Sie können aber sicher sein, dass ich eine
Kämpferin dafür bin, dass Rückkehrmöglichkeiten in einen die Existenz
sichernden Vollzeitarbeitsplatz geschaffen werden.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke.
3. Zusatzfrage: Frau Abg Mag Feldmann.
Abg Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Sie loben immer wieder Ihre Frauenpolitik in Wien.
Ich muss sagen: Ich freue mich sehr, dass Sie fast jeden Punkt angesprochen
haben, der notwendig wäre, um eine entsprechende Frauenpolitik umzusetzen. Sie
negieren allerdings Fakten wie sie zum Beispiel von der Statistik Austria
offengelegt werden: Der Anteil der Frauen an der Teilzeitquote in Wien beträgt
78 Prozent, Frauen haben die höchste Arbeitslosenquote, wir haben eine
25-prozentige Einkommensschere, und nur jede zweite Frau schafft den
Wiedereinstieg.
Sie haben sehr schön gesagt, dass gemeinsame Energie
notwendig ist, um tatsächliche Gleichstellung zu erreichen. Ich frage Sie: Wie
möchten Sie diese gemeinsame Energie aufbringen und in Ihrer eigenen Partei
umsetzen, die zwar seit Jahrzehnten in regierender Funktion tätig ist, aber
noch immer keine Rahmenbedingungen geschaffen hat, um Frauen diese Wahl zu
ermöglichen?
Präsident Prof Harry Kopietz: Frau
Stadträtin.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Frau
Abgeordnete!
Dazu muss man auch sagen: Wir hatten ab 2000 sieben
Jahre lang eine Durststrecke in der Frauenpolitik, weil wir damit konfrontiert
waren, dass nicht in eine Richtung gegangen wurde, mit der eine eigenständige
Existenzsicherung von Frauen vorangetrieben wurde. Vielmehr ist man sehr stark
in Richtung Familiarisierung gegangen. Familiarisierung bedeutet, dass Frauen
letztlich allein dafür verantwortlich waren, wie Beruf und Familie zu
vereinbaren sind. Und es war gerade in dieser Zeit auffällig, dass durch das
Kinderbetreuungsgeld Frauen länger zu Hause waren und somit schwerer
zurückkommen konnten, denn wir wissen ja: Je länger der Ausstieg, desto
schwieriger auch der Wiedereinstieg.
Ich sage das jetzt nicht polemisch. Das waren Dinge,
die absolut nachvollziehbar waren. Und man muss auch sehen, dass genau in
dieser Zeit Wien sehr aktiv war. Wir sind mit dem Wiener ArbeitnehmerInnen
Förderungsfonds sehr große Programme gefahren, etwa FRECH oder NOVA, um den Wiedereinstieg
und die Frauenerwerbstätigkeit zu fördern.
Ich glaube, die gemeinsame Anstrengung sollte nicht
darin liegen, dass man sich gegenseitig immer wieder Zahlenkonstrukte zuwirft,
die dann unterschiedlichst zu interpretieren sind oder unterschiedlichst
interpretiert werden. Das gemeinsame Arbeiten an einem gemeinsamen Ziel könnte
vielmehr zum Beispiel darin bestehen, dass gerade in den kleinen und mittleren
Betrieben, zu denen wir Zugänge haben – und da
sind ja Sie als Wirtschaftspartei, wie Sie sich gerne selbst bezeichnen,
sicherlich mit guten Netzwerken und Kontakten versehen –, ernsthaft betriebliche Frauenförderung betrieben wird.
Dafür haben wir Qualifizierungsmaßnahmen über den
WAFF zur Verfügung, wir haben über den Wirtschaftsförderungsfonds aber auch
eigene Frauenförderprogramme zur Verfügung. Außerdem haben wir dieses Handbuch
erarbeitet, mit dem wir den Betrieben auf instrumentaler Ebene Unterstützung
geben können, wenn es darum geht, wie ein Betrieb einen Beitrag dazu leisten
kann, Frauen tatsächlich zu fördern und so in Richtung Gleichstellung zu
bringen.
Ich werde jetzt nicht im Hinblick auf Ihre Zahlen
andere Zahlen bringen und sozusagen mit Ihnen in Konkurrenz zu treten
versuchen. Tatsache ist aber, dass Wien sehr wohl Vorbildfunktion hat. Und
gerade auch die Studie des Rechnungshofes, im Hinblick auf welche wir alle
miteinander keine Freude haben können, wenn wir sehen, wie sich die
Einkommensschere nach wie vor gestaltet, zeigt, dass Wien die am besten
qualifizierten Frauen hat, dass es in Wien die meisten Vollzeitarbeitsplätze
für Frauen gibt und dass in Wien der Umstieg von Teilzeitarbeit in
Vollzeitarbeit besser funktioniert als in den restlichen Bundesländern.
Ich lasse also nicht zu, dass man
Wien diesbezüglich madig redet! Wien ist eine Stadt der Frauen, wir haben
diesbezüglich eine sehr hohe Qualität. Aber gerade im Zusammenhang mit dem
Jubiläum „90 Jahre
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