Landtag,
22. Sitzung vom 29.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 59
Übergänge zu verkürzen, ist eine gute und richtige
Sache. Aber das allein ist ein bisschen zu wenig.
Wir sind nach wie vor mit der Situation konfrontiert,
dass wir - Herr Präsident Hufnagl, wir haben ja gestern zu diesem Thema
gesprochen - vor allem zwischen dem Wohn- und dem Arbeitsbereich in Wien noch
immer sehr lange Wege haben, viele Wege, die nicht mit dem öffentlichen
Verkehrsmittel unternommen werden können, obwohl es die Betroffenen gerne
wollten, eben weil wir hier große Strecken haben, weil wir eine zunehmende
Ansiedlung von Arbeitsplätzen, von qualifizierten Arbeitsplätzen leider nicht
in Wien, sondern im Umland von Wien - vor allem im Bereich des Südens -
vorfinden und auf der anderen Seite die Menschen vor allem im Westgürtelbereich
in ihrem Umfeld, so gerne sie das wollten, leider keine Arbeitsplätze finden.
Da fehlt eine Initiative, und Umweltpolitik kann ja
nicht isoliert gesehen werden. Das heißt, hier fehlen - natürlich in
Zusammenarbeit mit Wirtschaftspolitik, Standortpolitik und Stadtentwicklung -
die Initiativen gerade in dem Bereich, qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen,
aber auch in einer Quantität, die sich schlussendlich darin niederschlägt, dass
man sich diese langen Wege auch ersparen könnte. Das findet nicht statt, und
das ist etwas, was auf jeden Fall noch anzustreben ist. Hier hat Wien mit
Sicherheit noch einige Aufgaben zu erledigen.
Im Bereich des ökologischen Wohnbaus diskutieren wir
schon lange die Förderung der Solarenergie, die Ausstattung der Häuser und
Wohnanlagen, aber auch der Betriebe mit Solaranlagen. Für uns ist es da, sehr
geehrte Damen und Herren von der SPÖ, schon ein bisschen auf dem
Hugo-Breitner-Hof aus, und dann werden noch einige andere kleine Projekte
ausgeführt. Es ist - das ist schon richtig - zwar eine Steigerung der
Solarförderungsansuchen und der Förderungen zu verzeichnen, dennoch gibt es in
dem Bereich noch sehr viel zu tun.
Wir haben große Siedlungen, die sehr günstig liegen
würden. Ich denke jetzt vor allem an die Ein- oder Zweifamilienhäuser im Wiener
Grünraum, da sehen wir noch sehr wenige Solaranlagen. Hier wäre eine gezielte
Förderung auf jeden Fall notwendig. Ich weiß, es gibt die eine oder andere
Informationsveranstaltung in diesen Bereichen, aber trotzdem glaube ich, dass
das zu wenig ist. Hier ist noch viel zu tun, vor allem auch im Bereich der
Althaussanierung lässt die Ausstattung mit Solaranlagen noch sehr zu wünschen
übrig. Die Technik ist heute so weit ausgereift, es gibt in dem Bereich tolle
Modelle, die auch in der Sanierung von Altbauten sehr gut einsetzbar wären.
Hier ist die Stadt Wien mit Sicherheit gefordert, noch einiges zu leisten.
Sie schließen Ihren Umweltbericht ab mit
„Umweltschutz macht Schule". Das ist gut und richtig so, die Kinder werden
heute über die Schulen, aber auch im außerschulischen Bereich sehr wohl mit dem
Gedanken des Umweltschutzes, des Naturschutzes konfrontiert.
Wo ich - ich wiederhole mich hier, und wir werden ja
das Ganze wahrscheinlich im Rahmen der Budgetdebatte noch breiter diskutieren -
nach wie vor ein Manko feststellen muss, das ist der Bereich der
Erwachsenenbildung, was den Umweltschutz betrifft. Hier würde es mich freuen,
vielleicht im nächsten Umweltbericht einerseits Aktivitäten in diese Richtung
vorzufinden, andererseits ein starkes Forcieren dieser Bestrebung dokumentiert
zu wissen.
Wir werden dem Bericht unsere Zustimmung nicht geben.
(Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Prof Harry Kopietz: Zum Wort
gemeldet hat sich Herr Abg Mag Maresch. Ich erteile es ihm.
Abg Mag Rüdiger Maresch
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Präsident!
Ja, der Umweltbericht schaut neu aus, und es ist ein
schönes Opalfeuer vorne drauf. Er ist sehr umfangreich, was uns auch sehr
gefällt. Es sind viele Themen drinnen, die vorher nicht dabei waren.
Was uns auch gefällt, ist, dass diesmal keine Werbung
dabei ist. Beim letzten Mal haben wir ja gerade in der Nähe der Stelle, an der
es um Fluglärm gegangen ist, eine Werbung vom Flughafen Wien vorgefunden. Das
ist diesmal Gott sei Dank draußen geblieben. Diesmal sind nur zwei sehr kleine
Bildchen drinnen, auf dem einen sieht man einen Kondensstreifen mit einem
Handymasten davor, und oben ein startendes AUA-Flugzeug. Na ja, lange werden
wir die AUA nicht mehr starten sehen, außer wir geben der Lufthansa
500 Millionen EUR Trinkgeld, dann wird sie sie vielleicht kaufen.
Aber das steht hier nicht zur Debatte; was hier zur
Debatte steht, ist, was da drinsteht. Wenn ich mir das anschaue, steht da
eigentlich zusammengefasst: Alles ist super; wirklich alles ist diesmal super!
Das ist für einen Umweltbericht wirklich zu wenig. Wenn wir uns das anschauen:
Ich habe beim Naturschutzbericht, dem wir zugestimmt haben, bemängelt, dass das
ein Bericht der MA 22, der Naturschutzabteilung, ist. Es ist mehr oder
weniger ein Bericht aller Abteilungen, und da sind einige Dinge schon
hinterfragenswürdig.
Ich habe das im Ausschuss schon gesagt: Auf
Seite 76 - und das ist so ein Klassiker - steht drin, dass das Ammoniak
umweltfreundlich ist; genau das glaubt die SPÖ. Das Ammoniak ist ein schweres
Fischgift, und tritt Ammoniak aus, dann gibt es ein Fischsterben. Ammoniak ist
in Wirklichkeit ein Reizgas, an dem man sterben kann. Dass im Umweltbericht
noch immer drinsteht, dass es umweltfreundlich ist, halte ich für verwegen. -
Das ist einmal das eine.
Das Zweite, was ich auch für
verwegen halte, steht ganz in der Nähe. Auf Seite 74 steht zum Beispiel
drin, dass die Stadt Wien - o Wunder! - einen Ökostrombetreiber anbietet:
NaturStrom AG. Der Kunde oder die Kundin kann dort wirklich zertifizierten
Ökostrom beziehen. Die Frage ist nur: Wo kommt dieser her? Er kommt über die
Wienstrom und wird gemeinsam eingekauft. Man kann es auch umgekehrt sehen: Der
Wienstrom-Kunde bekommt um das, was bei NaturStrom verkauft wird, weniger
ökologisch gut produzierten Strom. Das
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