Landtag,
22. Sitzung vom 29.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 59
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Mag Ebinger. Ich erteile es ihm.
Abg Mag Gerald Ebinger (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Eigentlich wollte ich ganz kurz ein paar Worte
tatsächlich zum Bericht der Patientenanwaltschaft sagen, werde es auch tun,
allerdings die Rede vom Kollegen Wagner, die kann man nicht so stehen lassen.
Wenn man uns vorwirft, dass wir das alles nur vom
Ordnungsprinzip her sehen und eigentlich keine ernsthaften Diskussionen wollen,
stimmt das nicht. Aber wie kann ich eine ernsthafte Diskussion in einer Stadt
abführen, wo von vornherein alles super ist. Es wird keinerlei Kritik
zugelassen, man gesteht nicht einmal zu, dass man was verbessern könnte. Und
wenn man als Opposition etwas anmerkt, dann sagt der Kollege Wagner, wir
bleiben ihm die Antworten schuldig. Ja bitte, wer hat hier die politische
Verantwortung? Ihr müsst die Antworten geben, ihr müsst die Lösungen vorgeben. (Beifall
bei der FPÖ. – Abg Kurt Wagner: Was machen Sie bei den Sitzungen im
Drogenbereich?)
Wenn ich mir dann anhören muss, es ändert sich
nichts, Sie hören sich jetzt schon so oft die Reden vom Herrn Lasar an im
Sozialbereich oder meine Reden, so ist das ganz einfach: Es wird sich an
unseren Reden nicht viel ändern, solange sich an dieser Politik nichts ändert.
Wenn man seitens der Sozialdemokraten hier in Wien immer alles schönbetet und
keinerlei Kritik zur Kenntnis nimmt, dann darf man sich nicht wundern, dass die
Opposition im Stakkato die Kritik immer wieder vorbringt, so lange, bis sie
irgendwann vielleicht doch erhört wird. Es ändert sich nichts.
Das ist wirklich ein einfaches Mittel. Wenn man als
Opposition eine Kritik anbringt, muss man sich in diesem Hause rechtfertigen,
dass man etwas kritisiert, dass man sich überhaupt erlauben kann, an dieser
sakrosankten Stadtregierung irgendeine Kritik auszuüben.
Es gibt in Wirklichkeit ja kein ernsthaftes
Drogenkonzept, nicht genügend Therapieplätze. Das wisst ihr genauso gut wie
wir, und deswegen seid ihr so empfindlich und blockt alles ab. (Abg Kurt Wagner, ein Blatt Papier in die
Höhe haltend: Da geht es um die Streetworker, da geht es gar nicht um die
Drogen!)
Der Kollege Lasar hat dir das gefaxt. Du sagst mir,
154 000 Kontakte der Streetworker. Und was bringt es? Nichts! Alles wird
schlechter. Das sagt ja nicht, dass die Streetworker schlechte Arbeit machen,
aber das ganze Problem wird nicht bewältigt dadurch.
Und wenn ich mir anhören muss, dass die Substitution
so erfolgreich ist: Was ist denn dann mit diesem Rezept, wo ein Arzt gleich für
fünf Monate die Substitution verschreibt? Was passiert denn mit diesen Mitteln
für fünf Monate? (Abg Kurt Wagner: Das ist dir aber schon klar, dass das
nicht unsere Aufgabe ist! Rede einmal mit der Ärztekammer! Es ist nicht unsere
Aufgabe, den Ärzten zu sagen, welche Medikamente sie verschreiben sollen!)
Lieber Kollege Wagner, ja, aber, Entschuldigung, das
ist ja auch kurzsichtig. Hier gibt es Verantwortungsträger. Mir ist schon
bewusst, dass man da mit der Ärztekammer reden muss. Aber dann sollte der eine
Verantwortungsträger einmal mit dem anderen Verantwortungsträger reden, damit
das System endlich einmal im Gesamten funktioniert. Da kann man nicht der
Opposition vorwerfen, sie müsste das tun.
Das ist so wie bei den Ämtern. Da wird einem auch
vorgeworfen: Bei uns sind sie falsch, da müssen sie leider woanders hingehen.
Ich könnte auch so einen Fall bringen, jetzt nicht von einem Suchtkranken,
sondern einen anderen Fall, der uns gestern passiert ist, wo ein minderjähriger
behinderter Obdachloser bei uns im Klub gestanden ist und gesagt hat, er kann
nicht mehr im Obdachlosenheim übernachten, weil man dort nur fünf Tage
übernachten kann. Daraufhin haben wir die MA 11 angerufen. Die Antwort,
die unsere Büroleiterin gekriegt hat, war: Unsere Chefin ist nicht da. Der ist
aus Niederösterreich, schicken Sie ihn nach Niederösterreich, das geht uns
nichts an.
Erst auf Grund eines Telefonates mit dem Büro der
Frau StRin Laska hat sich dann plötzlich die Leiterin der MA 11 gemeldet
und hat gesagt, selbstverständlich kriegt er eine Übernachtungsmöglichkeit, sie
wird sich selber darum kümmern. Aber diese soziale Kälte kommt aus diesen
Fällen immer wieder im Einzelnen heraus. Oder glauben Sie im Ernst, wir
schicken da einen taubstummen – im konkreten Fall taubstummen – 15-jährigen
Obdachlosen weg und sagen ihm: Fahr nach St Pölten! Uns geht das nichts
an. Das macht vielleicht die SPÖ, wir machen das nicht.
Vom Herrn Kollegen Wagner haben wir ja zuerst gehört,
wir reden immer dasselbe, aber in seinem letzten Redebeitrag hat er gesagt, er
hat uns das auch schon alles am 24. hergebetet. Es ist ja wirklich ein Jammer,
dass er nicht öfter redet.
Jetzt noch ganz kurz zum Tätigkeitsbericht der Wiener
Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft. Mein Vorredner, Herr Lasar,
hat ja auch schon dem Herrn Dr Brustbauer gedankt. Wir sind eigentlich
zufrieden mit dem Bericht. Der Bericht zeigt viele Bereiche auf, die wir auch
immer wieder kritisieren. Wir ersehen daraus, dass es doch einen unheimlichen
Bedarf gibt, dass es nicht genügend Kommunikation zwischen den einzelnen
Dienststellen gibt, was dann auf die Patientenanwaltschaft umgelegt wird, wenn
man erfahren will, wie man eben irgendetwas macht. Da gibt es eine Unzahl von
Beispielen. Es kommt daraus hervor, dass es Personalmangel gibt, dass es
Ressourcenmangel gibt, zu wenig Zeitressourcen.
Wenn wir uns diesen Fall von der
kinderpsychiatrischen Versorgung ansehen, die zwar sinnvoll wäre, wo man dann
aber nach Graz ausweichen musste, weil es nicht genügend Betten gibt, so wird
damit unsere Kritik auch immer wieder bestätigt. Es gibt zu wenig Kapazität für
minderjährige psychisch Erkrankte.
Was die Leistungseinschränkung der
Sozialversicherung bei der Physiotherapie betrifft, teile ich auch die Meinung
der Patientenanwaltschaft, dass das zwar
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