Landtag,
22. Sitzung vom 29.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 59
wir, sollte es wieder eine Rechnungshofüberprüfung in einigen Jahren geben, dann auch die Verbesserung darlegen können.
Präsident Heinz Hufnagl: Die
Fragestunde ist somit beendet.
Wir kommen nunmehr zur Aktuellen Stunde.
Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle
Stunde mit dem Thema „Gebührenlawine und soziale Kälte im roten Wien"
verlangt.
Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der
Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte den Erstredner, Herrn Abg DDr Schock,
die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich betone, dass seine Redezeit mit zehn
Minuten begrenzt ist. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abg DDr Eduard Schock (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und
Herren!
Es plakatiert die SPÖ in ganz Wien – verantwortlich
ist Herr Prof Kopietz, der ja noch Parteisekretär ist –: „Nach der Wahl
ist vor der Wahl: SPÖ. Gut für Wien." Ich glaube, da kann irgendetwas
nicht ganz stimmen. Nach der Wahl ist in Wirklichkeit alles anders, und gut ist
es vielleicht für die SPÖ.
Meine Damen und Herren, wir erleben das ja nach jeder
Wahl. Ich darf Sie an unsere Gemeinderatswahl vor drei Jahren, an die Wiener
Landtagswahlen erinnern. Da habe ich vor der Wahl eine große Strom- und
Gaspreiserhöhung vorausgesagt. Ich kann mich noch gut erinnern, man hat mir
damals Angstmacherei vorgeworfen, man hat mir vorgeworfen, dass ich ein
„Märchenonkel" sei. Und was war nach der Wahl? Nach der Wahl 2005 hat es
eine gigantische Erhöhung gegeben, Strom um 11 Prozent, Gas um
22 Prozent.
Meine Damen und Herren, heuer haben wir das Gleiche
erlebt. Das Stromkartell, nicht nur in Wien, auch in Niederösterreich, hat
gleich nach der Wahl wieder zugeschlagen. Diesmal hat ja sogar der
Landeshauptmann selbst vor der Wahl dagegengehalten. Der Landeshauptmann hat am
29. Mai 2008 – ich darf Sie daran erinnern! – in einem
„News"-Interview, auf die Frage, werden Strom und Gas teurer, geantwortet:
„Wir werden die Strom- und Gaspreise in Wien heuer nicht erhöhen." Das hat
er gesagt. Jetzt frage ich Sie: Ist der 15. November nicht heuer? Lebt unser
Landeshauptmann, leben Sie von der Mehrheitsfraktion nach dem Gregorianischen
Kalender, oder was ist das sonst für ein Kalender?
Meine Damen und Herren von der SPÖ, das ist in
Wahrheit der größte Wahlschwindel, den diese Stadt je erlebt hat! Sie werden in
zwei Jahren bei der Wiener Wahl die Rechnung dafür bekommen. Herr Klubobmann,
Sie werden ein Gusenbauer-Schicksal auch in Wien erleiden, ein
Gusenbauer-Schicksal mit gebrochenen Wahlversprechen. Ich frage mich: Was ist
das Wort dieses Landeshauptmannes wirklich noch wert? Was ist das Versprechen
dieses Landeshauptmannes noch wert, das er am 29. Mai 2008 ganz
ausdrücklich den Wienerinnen und Wienern verpfändet hat? Herr Klubobmann, wir
fordern Sie daher auf: Hören Sie auf, die Menschen hereinzulegen und stehen Sie
auch nach der Wahl zu Ihrem Wort! (Beifall
bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren, es war daher die höchste
Zeit, dass die Opposition auch den Rechnungshof eingeschaltet hat, dass der
Rechnungshof jetzt das Stromkartell prüft, denn es hat natürlich auch diesmal
das Stromkartell zugeschlagen, nicht nur in Wien, auch in Niederösterreich. Zum
gleichen Zeitpunkt im November im gleichen Ausmaß werden die Preise erhöht, wie
in einem Kartell eben.
Meine Damen und Herren, bei uns in Österreich hat ja
diese so genannte Stromliberalisierung überhaupt nicht funktioniert. Im Jahr
2001 wurden dieser Strommarkt und der Gasmarkt liberalisiert und seither hat es
sich für den Konsumenten immer verschlechtert. Das sage nicht ich, das sagt
nicht die Freiheitliche Fraktion, das sagt die Behörde selbst. Der
Energieregulator, die dafür zuständige Behörde hat ausgerechnet, dass Sie hier
Ihren Gewinn vervierfacht haben, dass die Energieversorger der Stadt, Wien
Energie, die Gewinnspanne seit dieser so genannten Liberalisierung vervierfacht
hat.
Sie behaupten immer, es gehe da nur um eine Belastung
hinter der Kommastelle. Das stimmt überhaupt nicht, auch das hat der Regulator ausgerechnet.
Der Regulator hat ausgerechnet, wenn Sie auf Ihren Gewinn verzichten würden,
wenn also Wien Energie keinen Gewinn machen würde, was ja einem
Kommunalversorger gut anstehen würde, wenn er nur kostendeckend arbeiten würde,
dann wäre die Entlastung doppelt so hoch, als die Mehrwertsteuersenkung auf
Lebensmittel gebracht hätte. Das ist interessant. Das ist auf Bundesebene
diskutiert worden. Die Entlastung, die entsteht, wenn Wien Energie auf ihren
Gewinn verzichtet, wäre doppelt so hoch wie die Mehrwertsteuersenkung.
Meine Damen und Herren, es ist daher schon
interessant, wie auf Bundesebene von Entlastungen gesprochen wird, aber in Wien
sackelt man einfach die Menschen aus.
Meine Damen und Herren, Sie machen ja bereits
100 Millionen EUR Gewinn! (Abg Franz Ekkamp: Nein! Nein!) Herr
Kollege Reindl, Sie machen 100 Millionen EUR im Jahr Gewinn. Und die
Rohölpreise, die Sie ja immer erwähnen, die auch der Herr Ekkamp immer erwähnt,
sind gefallen. (Abg Mag Thomas Reindl: Gestiegen!) Schauen wir
uns das an: Von 145 US-Dollar auf nur mehr 70 US-Dollar sind die
Rohölpreise gefallen. Das heißt, der Rohölpreis hat sich innerhalb eines Jahres
halbiert, und der Erdgaspreis, meine Damen und Herren, ist an den
Rohstoffbörsen – auch Erdgas wird ja an Börsen gehandelt – um 60 Prozent
gefallen. Und was machen Sie? Sie machen jetzt schon
100 Millionen EUR Gewinn. Es fallen die Rohstoffpreise, es fallen
daher Ihre Einstandskosten. Und was machen Sie? Sie erhöhen die Preise! Sie
werden noch mehr Gewinn machen.
Meine Damen und Herren, Sie
agieren ja wie die ärgsten Kapitalisten. Da, wo Sie verantwortlich sind, wo es
um Ihren eigenen Gewinn geht, haben Sie nur den Gewinn im Sinn, den Gewinn und
noch einmal den
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