Landtag,
21. Sitzung vom 02.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 47
nicht zu verletzen. Auch
hier gebe ich zu, dass ich sehr oft gehört habe, dass der Vorsitz im Landtag
strenger als im Gemeinderat gehandhabt wird; zumindest ist das früher
gelegentlich so ausgesprochen worden. Ich meine, der Landtag ist ein
gesetzgebendes Organ und hat daher die Regeln, die aufgestellt wurden, genauer
zu beachten. – Das war einmal meine Aussage zum formalen Bereich.
Nun mein persönlicher
Nachschlag: Mit Ende Oktober beende ich eine politische Aufgabe, die vor
allem – lassen Sie mich das sagen – durch das Vertrauen meiner
Simmeringer Frauen und Männer beziehungsweise meiner Partei und letztlich auch
von vielen, welche nicht meiner Partei, aber diesem Haus angehören, gestützt
war. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, genau herauszufinden, wie viele
Mandatare es im republikanischen und demokratischen Wien seit 1918 bis jetzt
gegeben hat, die etwas mehr als 35 Jahre im Wiener Rathaus tätig waren. Es gibt
vielleicht einige, mir ist in Wirklichkeit nur ein Einziger bekannt, der mich
in der Zeitlänge etwas überdauert hat, und das ist der vor Kurzem verstorbene
Hubert Pfoch, der auch Stadtrat, Gemeinderat und Erster Präsident des Hauses
war. – Viele mehr sind mir nicht bekannt.
Ich wurde im Juli 1973 an einem politisch nicht
ganz uninteressanten Tag als junger Landtagsabgeordneter und Gemeinderat angelobt.
An diesem Tag war in der Früh noch Felix Slavik Bürgermeister. Als ich dann
später weggegangen bin, war Leopold Gratz mein neuer Bürgermeister. So bin ich,
wenn auch knapp, während meiner aktiven Funktionszeit hier auf insgesamt vier
Bürgermeister und Landeshauptleute gekommen.
Im April des Jahres 1969 wurde ich Bezirksrat in
Simmering. Somit sind es fast 40 Jahre aktiver politisch gewählter Arbeit und
kommunalpolitischer Mitgestaltung. Zugegebenermaßen muss man, wenn man es genau
betrachtet, den Zeitraum von Juni 1976 bis Februar 1979 wegrechnen, denn da war
ich als „Rathausflüchtling“ im Hohen Haus des Parlaments als Abgeordneter zum
Nationalrat tätig und habe angenommen, dass es für mich nur mehr die
Bundespolitik gibt. Wenn man diese Zeit wegrechnet, verbleiben aber immer noch
32 beziehungsweise 37 Jahre.
Von 1973 bis 1976 musste ich mich als junger
Gemeinderat in einem Kreis von Mandataren in diesem Haus, das in seiner
politischen Struktur damals völlig anders war als heute, zuerst einmal behaupten,
um als Ansprechpartner anerkannt zu werden. Die politischen Klubs sind in der
Form, wie wir sie heute kennen, im Wesentlichen erst unter Leopold Gratz
eingerichtet worden. Heute würde ich sagen, dass es mir, wie ich glaube, durch
einige Reden und Ausschussdebatten ganz gut gelungen ist, mich zu profilieren,
obwohl ich nachdenklich bin, wenn ich das eine oder andere in meinen ersten
Reden nachlese. Ich bin selbstkritisch genug zu erkennen, dass ich heute
vielleicht die eine oder andere Formulierung oder Aussage nicht ganz so treffen
würde. Aber das ist jetzt nicht so wichtig.
Ich gebe gerne zu, dass ich meine politischen
Aufgaben, wenn es auch zeitweilig Enttäuschungen, Verärgerung oder auch
bewusste Missverständnisse gegeben hat, sehr gerne erfüllt habe. Jedenfalls
hatte ich das Glück, durch verschiedene Aufgaben, die mir übertragen wurden,
auch einiges – wie ich hoffe – bewegen zu dürfen. Das geschah
selbstverständlich nicht immer mit der Zustimmung aller, aber das wäre auch
vermessen und in einer Demokratie nicht korrekt und auch nicht möglich.
Eine Herausforderung ganz besonderer Art hat es
sicherlich 1979 mit meiner Rückkehr ins Rathaus als amtsführender Stadtrat für
Wohnen und Stadterneuerung gegeben. Mein persönliches Motto – lassen Sie
mir das jetzt bitte auch sagen – war „Soziale Politik der wohnlichen
Stadt“.
In den fast fünf Jahren meiner damaligen
Verantwortung habe ich erreicht, dass rund 25 000 Wohnungen durch
gemeinnützige Wohnbauvereinigungen und etwa 10 000 städtische Wohnungen im
Neubausektor geschaffen wurden. Wichtig waren mir die Einführung der ersten
Mietermitbestimmung und die Verstärkung der Instandsetzung städtischer
Wohnbauten. Der nachträgliche Aufzugseinbau ist damals richtig gestartet
worden, es kam zur Entwicklung der Stadterneuerungsgebiete, und natürlich hat
es auch Einzelstücke wie das „Hundertwasserhaus“ in Erdberg gegeben, über das
wir sehr viel politisch diskutiert haben. Großen Wert habe ich natürlich auch
auf leistbare Mieten gelegt.
Ich sage auch heute noch: Einfach war es mit den
Architekten damals nicht, und ich bekenne mich dazu, dass ich diesbezüglich
einige Schwierigkeiten hatte, weil mir die Qualität der Wohnungen wichtiger war
als die Schaffung planerischer Baudenkmäler. Das bedeutete natürlich auch einen
starken Eingriff in die Entscheidungsfreiheit der Architekten, was von diesen
damals nicht immer verstanden wurde.
1983 kam für mich dann eine völlig andere Aufgabe,
ich erhielt mein Wunschressort, nämlich Verkehr und Energie. Als meine
Hauptaufgaben betrachtete ich damals, die zweite U-Bahn-Bauwelle zu starten,
also den Bau der U3 und der U6, und den radikalen Ausbau des Fernwärmenetzes
vornehmen zu lassen, und zwar auch aus Umweltgründen. Ich konnte den erste
Einbau modernster Umwelttechnik in die Kraftwerksbauten der E-Werke und bei der
Fernwärme veranlassen. Ferner waren mir die Verstärkung des Liniennetzes von
Straßenbahnen und Autobussen, Betriebszeitenveränderungen und die
Inbetriebnahme von Niederflurfahrzeugen ein Anliegen. Erste Maßnahmen zum
Nachtlinienverkehr wurden getroffen, und ein ständiger Konfliktstoff waren
insbesondere die Bevorrangungsmaßnahmen für den öffentlichen Verkehr gegenüber
den Autofahrerklubs, gelegentlich in allen Parteien, auch in meiner eigenen
Partei, und mit den Bezirksvorstehern.
Eine Sonderaktion, auf die ich
auch heute noch sehr stolz bin, war die Einrichtung des „Tramwaymuseums“, das
eines der besten und größten ist. Wir konnten auch ein „Waschküchenmuseum“
verwirklichen, und außerdem haben wir auch ein „Heizkesselmuseum“ zustande
gebracht. Aber das Tramwaymuseum ist natürlich das
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