Landtag,
21. Sitzung vom 02.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 47
Menschen klarmachen, dass diese Stadt ihnen gehört. Dann muss die Stadt aber auch demokratischer werden, da muss es weniger Paternalismus geben und die Leute müssen das Gefühl haben, dass sie mitreden dürfen. Wenn nämlich alles wurscht ist – und das ist in Wien offensichtlich so –, dann wird alles weggeschmissen. Dann darf man sich nicht wundern, dass genau diese Dinge passieren!
Das verhält sich auch in den Schulen und andernorts
so: Wenn Menschen das Gefühl haben, dass Autoritäres herrscht und es keine
Demokratie gibt, dann ändert sich nichts und sie werfen einfach alles weg. An
dieser Tatsache werden auch die 30 oder 60 Sheriffs, die mit eigenartigen
Kapperln und mit eigenartigen Autos unterwegs sind, nichts ändern!
Seien wir doch ehrlich: Jetzt hirschen zwei Personen
gemeinsam im Auto durch die Stadt und stellen fest, dass irgendwo Mist oder ein
Hauferl liegt, was sie dann per Anruf irgendwo melden. – Glauben Sie mir:
Es wäre gescheiter, mehr in die Bewusstseinsbildung zu stecken. Wenn es viel
mehr Demokratie gibt, dann werden die Leute begreifen, dass Littering nicht das
ist, was wir wollen. Dann wird es uns allen mit diesem Thema weitaus besser
gehen als mit eigenartigen Reinhaltegesetzen und Sheriffs auf der Donauinsel
und sonst wo. – Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster
Redner ist Abg Dr Ulm zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Als Politiker der Opposition muss man ja geradezu
dankbar sein, wenn einem von der Regierungspartei eine solche Aktuelle Stunde
präsentiert wird, denn dann hat man eine Aktuelle Stunde mehr, um über die
Missstände in dieser Stadt zu reden.
Ich darf gleich zu Beginn meiner Ausführungen meine
Hauptthese voranstellen: Ich behaupte, das Wiener Reinhaltegesetz ist das meist
übertretene und wirkungsloseste Gesetz in ganz Österreich. (Beifall bei der ÖVP.)
Woran liegt das? – Das liegt nicht daran, dass
das Gesetz schwach wäre, sondern daran, dass der Vollzug schlecht ist. Wir
haben einfach viel zu wenig Überwachungsorgane, egal ob das 30 oder 90 sind.
Wir brauchen eine Stadtwache, um zu einem wirkungsvollen Vollzug des
Reinhaltegesetzes zu kommen. (Abg Godwin
Schuster: Sie bekommen dafür nicht einmal Applaus von der eigenen
Fraktion! – Beifall von Abgeordneten der ÖVP.)
Es ist sehr
schön, dass Sie sich um mich bemühen, Herr Kollege! Herzlichen Dank! Ich würde
Sie bitten, auch ein bisserl mehr Druck in der eigenen Stadtverwaltung zu
machen, damit wir zu einer effizienten Nutzung der Personalressourcen kommen! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf von Abg Godwin
Schuster.)
Herr Kollege Schuster! Sie können mir doch nicht
erklären, warum Hunderte Blaukappler oder Weißkappler auf dem Gehsteig gehen
und Autobesitzer abstrafen dürfen oder sollen, sich aber nicht darum kümmern
dürfen, wenn es zu einer Verschmutzung des Gehsteiges kommt. Das ist doch für
niemanden einsichtig! Das kann doch wirklich niemand verstehen! (Beifall bei der ÖVP.)
Sie haben ein katastrophales Personalmanagement! Wir
haben es heute schon gehört. (Beifall bei
der ÖVP.)
Wir haben eine Naturwacht, wir haben Blaukappler, wir
haben Weißkappler, wir haben eine Rathauswache, wir haben eine U-Bahn-Aufsicht,
und wir haben viele andere Ordnungsdienste mehr. Sie sind jedoch nicht bereit,
eine effiziente, schlagkräftige Stadtwache daraus zu machen, aus ideologischen
Gründen oder weil einfach die politische Kraft und der politische Mut dazu
fehlen. (Beifall bei der ÖVP.)
Offensichtlich ist es Herrn Kollegen Valentin in den
letzten Tagen oder Wochen gelungen, dem Hundekot auf Wiens Gehsteigen
auszuweichen, und da ist ihm die Idee gekommen, das gleich zum Anlass zu
nehmen, um das Reinhaltegesetz und auch den Vollzug desselben über den grünen
Klee zu loben. Wenn Sie aber mit offenen Augen durch diese Stadt gehen –
wovon ich ausgehe –, dann können Sie doch nicht wirklich mit der
Reinhaltesituation in dieser Stadt zufrieden sein! Ich bekomme immer wieder
Anrufe von Bürgern und auch von Medien zum Beispiel betreffend das
Jonas-Reindl, und es wird mir erzählt, wie dort die Papierln herumfliegen und
auch anderer Müll abgelagert ist.
Schauen Sie sich doch einmal die öffentlichen
Grünanlagen in den Außenbezirken an! Schauen Sie sich doch einmal die
Grünanlagen in den Gemeindebauten an! Jetzt im Sommer war es ein bisserl
besser, weil viel Grün einiges zugedeckt hat, aber wenn die stacheligen
Sträucher jetzt im Herbst ihre Blätter verlieren, dann bleiben die ganzen
Papierln, Papiertaschentücher und Plastiksackerl daran hängen, von den Dosen
und Flaschen und, und, und ganz zu schweigen!
Es ist nicht sauber, es gelingt ihnen einfach nicht!
Sie schaffen es nicht, entsprechendes Bewusstsein aufzubauen. Sie hängen Ihrer
Laisser-faire-Politik an. Es gibt viel zu wenig Organe, die hier die Sauberkeit
kontrollieren würden!
Ich nenne auch das Beispiel Kinderspielplätze: Ich
kenne die Situation im 9. Bezirk genau, ich weiß, wie es manchmal auf dem
Kinderspielplatz unterhalb der Wirtschaftsuniversität ausschaut. Er ist ganz
verdreckt, und die Rutschen sind von den Tauben hergerichtet. Außerdem hatte ich
im 10. Bezirk im Park gleich neben dem Bezirksgericht mit einer
Bezirkszeitung einen Fototermin. Die Zustände spotten wirklich jeder
Beschreibung!
Jetzt habe ich aber überhaupt noch nicht von den
Graffiti-Schmierereien gesprochen. Ich habe den Eindruck, das ist für Sie
überhaupt kein Problem! „Das Aufbringen von färbenden Stoffen“ an Mauern oder
wo auch immer ist aber ausdrücklich im Reinhaltegesetz enthalten. Dem müsste
man nachgehen, Sie kümmern sich aber nicht darum. Sie lassen ganze Stadtteile
verwahrlosen! (Beifall bei der ÖVP.)
Sie wissen es ja eh, wie es in
vielen Straßenzügen ausschaut. Ich möchte Ihnen trotzdem ein bisserl
nachhelfen, denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
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