Landtag,
21. Sitzung vom 02.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 47
kontrollierend einwirkt, indem die Leute scharf schauen und Hundehalter auch auf die Sackerln hinweisen. Da gibt es ein Zusammenspiel, und es wäre ja auch nicht möglich, dass die öffentliche Hand allein ohne die Mithilfe der Bevölkerung hier wirksam tätig wird.
Wir fordern schon lange, dass ein städtischer
Ordnungsdienst eingerichtet wird, und da sind wir nicht allein, sondern das
fordern auch die Kollegen von der Österreichischen Volkspartei. Man kann
nämlich feststellen, dass sich die Probleme der Sauberkeit beziehungsweise der
Verschmutzung oft fortsetzen in Richtung Verwahrlosung und sozialer Missstände
bis hin zu Zuständen, bei denen polizeiliche Maßnahmen gefragt sind, und dafür
sind natürlich diese Wachkörper oder Ordnungskörper nicht zuständig, damit sind
sie überfordert. Es wird daher ein Gebot der Zukunft sein, dass wir einen
städtischen Wachkörper oder Ordnungsdienst installieren, der die Polizei von
Aufgaben entlastet, die sie nicht unbedingt wahrnehmen muss. Das wäre ein
Beitrag zur Sicherheit. Dieser Ordnungsdienst könnte all diese Aufgaben zur
Überwachung der Ordnung, Sauberkeit und auch der Sicherheit des öffentlichen
Raums übernehmen. Sie streiten es bis heute noch ab, aber Sie haben dem in
Wirklichkeit durch die Einsetzung dieser „Waste Watcher“-Truppe vorgegriffen
beziehungsweise diesem Bedürfnis Rechnung getragen. Und es besteht ein Bedarf
bei der Bevölkerung, dass Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit im öffentlichen
Raum erhöht werden.
Ich betone, dass das nicht für alle Plätze in Wien
flächendeckend gilt, punktuell gilt es aber sehr wohl, und dafür brauchen wir
in Zukunft eine Einsatztruppe, die all diesen Fragen gerecht wird. Sie soll
nicht nur auf Sauberkeit oder auf Verschmutzungsvorkommnisse reduziert sein,
sondern diese Truppe soll in Zusammenarbeit mit den Behörden auch andere
Bereiche bis hin zur Sicherheit kontrollieren und auch zur Ahndung berechtigt
sein.
Ein erster Schritt wurde getan. Wir haben dem ja
zugestimmt. Über kurz oder lang wird sich aber ein städtischer Ordnungsdienst
in Wien nicht vermeiden lassen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster
Redner hat sich Herr Mag Maresch zu Wort gemeldet. Ich erteile es
ihm. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abg Mag Rüdiger Maresch
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Präsident! Meine Damen und Herren!
Zunächst möchte ich sagen: Wir haben diesem Gesetz
nicht zugestimmt. Und ich möchte auch klarstellen, dass wir nicht der Meinung
sind, dass die Stadt einen städtischen Ordnungsdienst braucht.
Ich habe das interessant gefunden: Die Wahlen sind
geschlagen, jetzt reden wir über das Reinhaltegesetz, und der Ablauf war wieder
einmal klassisch: Es wird gesagt, dass in Wien alles bestens ist. Die
Mercer-Studie wird erwähnt. Rundum wird gegähnt. Bei den Sozialdemokraten und
Sozialdemokratinnen sehe ich auch nicht gerade massenhaft ZuhörerInnen. Ich
meine also, dass das Gesetz hier im Raum offensichtlich wirklich niemanden
enthusiasmiert. Und wenn man jetzt sagt, wie gut die Stadtverwaltung ist und
wie gut alles läuft, dann meine ich, dass das in Wirklichkeit zum Wahlkampf
gehört und wir uns jetzt anschauen sollten, was wirklich in Gang ist.
Gestern wurde zum Beispiel der Subvention für die
Naturwacht zugestimmt. – Die Naturwacht besteht aus nichts anderem als aus
Freizeitsheriffs in einer netten Uniform, die auf der Donauinsel darauf
schauen, dass die Papierln dort hinkommen, wo sie hinkommen sollen, die aber
nichts anderes tun. Es gibt dort jetzt einen privaten Wachdienst. Die Stadt
Wien hat das schon seit längerer Zeit angeordnet, aber wir lehnen das unter
anderem auch deswegen ab, weil wir meinen, dass das Gewaltmonopol der Staat und
niemand anderer haben soll. Das ist auch der Grund dafür, warum wir eine
Stadtwache ablehnen, denn dazu ist der Staat da und sonst niemand anderer.
Offensichtlich hat man sich in letzter Zeit oft „Star
Wars“ angeschaut. „Jedi-Ritter“ durften sie allerdings anscheinend nicht
genannt werden, daher hat man Anleihe bei den „Weight Watchers“ genommen und
sie „Waste Watchers“ genannt, wobei „waste“ ja interessanterweise im Englischen
eine Doppelbedeutung hat. Ich habe es auch interessant gefunden, dass die
Straßenkehrer jetzt „Kehr-Force" heißen. Man hat sich eben zu viele
Science Fiction-Filme angeschaut! Wir finden es allerdings richtig, dass die so
genannte „Kehr-Force" jetzt verstärkt die Straßenreinigung übernimmt.
Betreffend „Waste Watchers“ sind wir nicht ganz
dieser Meinung. Es hat da einen interessanten Fernsehbericht gegeben, den
vielleicht einige von Ihnen gesehen haben: Es wurde „Am Schauplatz“ so quasi in
Qualtinger-Manier beobachtet, wie Menschen mit der Tatsache umgingen, dass
jemand illegal einen Autoreifen deponieren wollte. Die Autoverfolgung war
irrsinnig spannend, der Verfolgte hat dann den Autoreifen wahrscheinlich
anderswo deponiert, womit der Sache Genüge getan war.
Ich habe mir jetzt einmal angeschaut, was dieser Spaß
kostet. – Dieser Spaß kostet uns monatlich 50 070 EUR. Die
Verwaltung dieser „Waste Watcher“ kostet 11 173 EUR. Ich meine, mit
diesem Geld hätte man auch mehr Personal bei der Straßenreinigung anstellen können.
Das wäre eine Möglichkeit.
Zweitens meine ich, dass man das Littering damit
nicht wirklich bekämpft hat. Littering ist, wenn die Leute Papierln
wegschmeißen, zu Littering zählt auch der Hundekot, Littering ist aber vor
allem auch, wenn beispielsweise Bierdosen auf der Straße liegenbleiben. Das ist
immer ein Zeichen dafür, dass sich die Menschen mit dem Ort, an dem das gerade
passiert, einfach nicht identifizieren. Sie haben das Gefühl, dass sie das
nichts angeht, und schmeißen das Ding einfach weg.
Unserer Meinung nach gibt es
mehrere bessere Möglichkeiten, dagegen etwas zu tun. Das Problem mit den Dosen
bekommt man in den Griff, wenn man ein Pfandsystem einführt. In der
Bundesrepublik liegen zum Beispiel keine Dosen auf der Straße, denn da gibt es
das Dosenpfand, in Österreich gibt es das nicht. Zudem ist es ganz wichtig, in
Bildung zu investieren. Man muss den
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