Landtag,
19. Sitzung vom 10.07.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 49
europäischen Integrationsprozesses aus.
In formeller Hinsicht wird die sofortig Abstimmung
verlangt." - Ich darf den Antrag weiterreichen. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich gehe noch einmal zurück zum Schwenk. Kollege
Oxonitsch hat uns heute ja erklärt, dass es keinen Schwenk in der SPÖ gegeben hat;
Dr Tschirf hat daraufhin versucht, ihm das anhand einiger Aussagen von
Journalisten und Artikeln nachzuweisen. Dann kam der Zwischenruf von Prof
Kopietz. Was hat er genau gesagt? Ich habe es mir irgendwo aufgeschrieben; ich
zitiere wortwörtlich: „Tatsächlicher Blödsinn" wäre die Berichtigung des
Herrn Klubvorsitzenden gewesen. Ich werde Ihnen ein bisschen von dem
„tatsächlichen Blödsinn", der in den Zeitungen stand, vorlesen, Herr
Kopietz und Herr Klubobmann!
„Mit ihrem Brief an Hans Dichand haben Alfred
Gusenbauer und Werner Faymann die Bankrotterklärung der SPÖ formuliert",
so schreibt das „profil", wahrlich ein konservatives Blatt, eine
Leib-und-Magen-Zeitung des Wolfgang Schüssel! Apropos Wolfgang Schüssel: Die
Schmach muss bei Herrn Oxonitsch schon tief sitzen. Woran Wolfgang Schüssel
immer schuld ist! Er ist ja Ihr Sündenbock, an allem ist immer Wolfgang
Schüssel schuld. Ich meine, das sitzt schon sehr tief, dass es einmal jemanden
gegeben hat (Abg Christian Oxonitsch: ... das eigene Problem, nicht
unseres!), der Ihnen wirklich bei Weitem überlegen war. (Beifall bei der ÖVP.)
Ein weiteres Zitat: „Was Gusenbauer und Faymann tun,
ist eine Katastrophe für das Land" - Michael Fleischhacker in der
„Presse".
Doris Kraus: „Einweimperln" nennt sie das, was
Sie bei der „Kronen Zeitung" gemacht haben.
Michael Prüller in der „Presse": „Ein
Bundeskanzler zieht den Schwanz ein und richtet die Politik ganz offiziell nach
der Krone aus."
„Völlig ungeniert: Die SPÖ-Führung setzt nach ihrem
Umfrage-Waterloo voll auf Populismus", von Andreas Schwarz.
Der „Kurier" titelt: „Faybauers Kniefall ist
eine Schande. Der SPÖ-Salto" - das ist ja noch viel besser als ein Schwenk
– „in der EU-Politik kann der Partei nicht nützen, dem Land schadet er." (Abg
Mag Wolfgang Jung: Salto mortale!)
„Verkauft's mein G'wand", so schreibt der
„Kurier".
„Für den politischen Anstand ist der neue SPÖ-Kurs
ein Begräbnis erster Klasse.", von Andreas Schwarz.
Und: „Die Volte der SPÖ-Spitze - ein Akt der
Selbsterniedrigung" in der „Kleinen Zeitung". Ich könnte da noch weit
mehr und viel länger zitieren.
Meine Damen und Herren! Glauben Sie wirklich, dass
Wolfgang Schüssel nächtens, vielleicht mit seiner Zipfelmütze bekleidet, in die
Redaktionen einbricht und dort das alles in den Computer hackt, was die da
schreiben? (Beifall bei der ÖVP.)
Kann daran nicht doch ein Quäntchen Wahrheit sein, meine Damen und Herren?
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Herr Abgeordneter, Sie haben noch zwei Minuten.
Abg Mag Alexander Neuhuber (fortsetzend):
Ich denke, darüber sollten Sie wirklich einmal sehr stark nachdenken. - Ich
komme schon zum Schluss, Herr Präsident.
Einen, der ja auch nicht unbedingt ein Parteigänger
der ÖVP ist, habe ich Ihnen noch vorenthalten, und mit ihm möchte ich enden.
Miguel Herz-Kestranek sagt - natürlich etwas
pathetischer, das ist ja auch sein Beruf -: „Sie haben Europa missbraucht. Der
Missbrauch dieser so entscheidenden, unverzichtbaren, pathetisch gesagt, fast
heiligen Sache. Die derzeitigen Sommergewitter sind eine Erfindung der Hohen
Warte, der Donnerlärm kommt in Wahrheit vom Zentralfriedhof, wo sich von Adler
bis Kreisky alle im Grab umdrehen."
Kein Wunder, dass die Gewitter in der heurigen
Saison, wie die Zentralanstalt für Meteorologie sagt, in Wien um 50 Prozent
zugenommen haben - der Donner kommt tatsächlich aus Simmering! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Herr Abg Baxant.
Abg Petr Baxant (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Gäste
auf der Galerie! Liebe ZuhörerInnen im Internet! Liebe Kolleginnen und
Kollegen!
Die ÖVP hat heute einen Sonderlandtag einberufen zu
einem Thema, welches die Kompetenzen des Wiener Landtages nicht wirklich
tangiert und vor einigen Wochen an dieser Stelle auch schon ausführlich
behandelt wurde. Der Herr Landeshauptmann hat damals in seiner Mitteilung ein
klares Bekenntnis zur EU abgegeben, ein Bekenntnis, an dessen Aufrichtigkeit
kein Zweifel besteht.
Nun befinden wir uns im Wahlkampf, und die verbündete
Opposition hat eine durchsichtige Strategie eingeschlagen: Sie wollte
versuchen, den Herrn Landeshauptmann und die Wiener SPÖ aufs politische
Glatteis zu führen, es hätten Widersprüche zutage treten sollen, die
Sozialdemokratie sollte als europafeindlich, unverantwortlich, populistisch
dargestellt werden und unfähig, staatspolitische Verantwortung zu tragen.
Jedoch, meine Damen und Herren, nicht nur der Verlauf
der heutigen Debatte zeigt uns allen sehr deutlich: Die Wahlkampfstrategie der
vereinigten Opposition ist, noch bevor sie überhaupt gestartet werden konnte,
auf ganzer Linie gescheitert. Der Herr Landeshauptmann hat heute erneut
eindrucksvoll und unmissverständlich dargelegt, wo wir stehen: Die SPÖ tritt
für ein friedliches, demokratisches, soziales und bürgernahes Europa ein. Meine
Damen und Herren, die SPÖ ist die wahre Europapartei. (Beifall bei der SPÖ.)
Die EU ist für uns junge Menschen
etwas ganz Selbstverständliches, schließlich sind wir mit und in ihr
aufgewachsen. Wir bewegen uns frei und können uns in ganz Europa wie zu Hause
fühlen. Viele Barrieren, die Generationen vor uns noch überwinden mussten, sind
für meine Generation überhaupt kein Thema mehr. Viele Probleme können auch nur
mehr auf europäischer Ebene gelöst werden. Meine Generation denkt
Umweltpolitik, Energiepolitik oder auch Sicherheitspolitik nur mehr in
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