Landtag,
18. Sitzung vom 26.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 49
besetzte Gremium vorhanden, da ist auch der
Ombudsmann drinnen.
Worum es hingegen bei diesem Tagesordnungspunkt geht
- und das sei ganz klar und deutlich gesagt -, das ist die Frage, wie Tierzucht
betrieben wird.
Und jetzt schauen wir uns das Ganze auch noch einmal
praktisch an. Sie argumentieren hier auch, dass es vor allem um die Rinderzucht
geht, was auch völlig falsch ist. In Wien trifft dieses Gesetz in der
praktischen Umsetzung hauptsächlich den Pferdesport, und Wien ist auch ein
Standort vieler Pferdezuchtorganisationen. Und da geht es um tierzüchterische
und veterinärfachmännische Fragen. Und da, glaube ich, haben Fachleute einen
Platz, aber sicherlich nicht ein Tierschutzombudsmann, sehr geehrte Damen und
Herren. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf von Abg Claudia Smolik.)
Nein, das ist eindeutig geregelt! Lesen Sie die
Verordnung, da haben Sie eindeutig geregelt, wo das drinnen ist!
Ich bringe deshalb gemeinsam mit meiner Kollegin
Barbara Feldmann und meinem Kollegen Robert Parzer einen entsprechenden Antrag
ein, und zwar betreffend die Entsendung der Wiener Mitglieder in den
Tierzuchtrat. Ich glaube, er liegt Ihnen vor, aber ich verlese ihn hier zur
Sicherheit nochmals:
„Für den Wiener Tierzuchtrat soll Wien Mitglieder
entsenden, die in adäquater Weise fachliche Qualifikation, insbesondere im
Bereich der Pferdezucht, die für Wien maßgebliche Bedeutung hat, aufweisen.
Daher sollen Vertreter des Landesveterinärrates in den Tierzuchtrat entsendet
werden.
Wir beantragen hier in formeller Hinsicht die
sofortige Abstimmung.“ - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Danke schön. Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr
Abg Mag Jung. – Bitte.
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Präsident! Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Kurz einige Anmerkungen, zu denen mich Kollege
Ellensohn jetzt doch herausgefordert hat: Ganz so harmlos ist die Geschichte
mit den Tierschützern nicht. Die Sache wird ja schon seit Jahren vom
Verfassungsschutz verfolgt. Es hat Schäden gegeben, die in die Hunderttausende
gegangen sind. Es hat auch Gewaltaktionen und so weiter gegeben.
Ich stimme Ihnen zu, dass die Verhältnismäßigkeit in
der Sache eine wichtige Rolle spielt. Man wird das genau überprüfen müssen und
wird wahrscheinlich den einen oder anderen auch als Schuldigen darunter finden.
Ich bin Ihrer Meinung, dass man da sehr genau schauen
muss, was die Entziehung der Freiheit für Menschen und auch das Eingreifen von
Behörden betrifft. Da würde ich aber nicht in erster Linie den Beamten, den
Bediensteten die Schuld geben, die stehen unter einem gewissen Erfolgsdruck und
Erfolgszwang, und auch Staatsanwaltschaften sind weisungsgebunden. Und wie wir
ja auch aus den Untersuchungsausschüssen wissen, gibt es nicht nur Weisungen,
die man schriftlich gibt, sondern auch solche in anderer Form und anderer Art.
Und eines stimmt schon: Es ist in unserer Republik,
ebenso wie in allen Bereichen der EU - und das ist auch einer der Punkte, warum
wir Skepsis gegenüber der EU an den Tag legen -, mitzuverfolgen, dass die
Exekutive ihren Machtbereich ohne Kontrolle ausweitet. Natürlich hat jeder, der
eine Aufgabe erledigen muss, das Bestreben, möglichst viele Kompetenzen zu
haben, um es sich einfach zu machen. Wenn ich jetzt nur folgendes Beispiel
hernehme: Wir haben, glaube ich, seit 1. Juli eine neue gesetzliche Regelung
geltend, dass die Polizei ohne richterlichen Beschluss abhören darf. Die Folge
ist: Die Abhörfälle haben sich verzigfacht! - Man wird das überprüfen müssen,
und wir werden auf allen Ebenen in den gesetzgebenden Körperschaften sehr
vorsichtig sein müssen, wenn es um die Frage geht, ob das alles wirklich
notwendig ist und ob die Ergebnisse verhältnismäßig sind zu dem, was wir tun.
Zur Debatte steht im
gleichen Bereich jetzt auch die Ausweitung der Abhörmöglichkeiten durch die
Nachrichtendienste. Wie Sie wissen, war ich selbst einmal in diesem Bereich
tätig, und ich bin sehr skeptisch und gerade deswegen auch vorsichtig. Es ist
vieles notwendig, aber bei Weitem nicht immer alles, was gefordert wird. Wobei
ich aber durchaus überzeugt bin, dass einige dieser Herrschaften, die jetzt
inhaftiert wurden, nicht unschuldig sitzen. – Soweit die eine Geschichte.
Aber eines – und das ist der Hauptgrund, warum ich
mich eigentlich gemeldet habe – möchte ich Ihnen, gerade von den GRÜNEN, obwohl
Sie es nicht verursacht haben, doch zu bedenken geben: Es schaut immer anders
aus, ob man vor oder hinter dem Schreibtisch sitzt, ob man der Betroffene ist
oder nicht. Wenn Sie sich an die sich heuer jährende Geschichte mit dem Herrn
Fuchs erinnern und das, was damals als Hetzjagd, als wirkliche Hetzjagd gerade
gegen das freiheitliche Lager gelaufen ist, führen Sie sich das vielleicht auch
einmal vor Augen und denken Sie darüber nach. Damals wurden genauso, nur in
viel, viel größerer Zahl, an die 100 oder sogar mehr als 100 Leute in dieser
Art und Weise überfallen, über 80-jährige Menschen im wahrsten Sinn des Wortes
in der Unterhose mit vorgehaltener Waffe aus dem Haus getrieben,
Hunderttausende Akten, persönliche Stücke beschlagnahmt, nur in Teilen
zurückgegeben. Alles das ist damals so gelaufen.
Ich erinnere mich sehr gut daran – ich war damals
noch nicht in der Politik, aber man hat mich der FPÖ zugeordnet –, als ich
eines Tages hier in Wien war und in der Abendausgabe einer Zeitung lese: „Sitzt
das Briefbombenhirn im Nachrichtenamt?", mit Hinweisen Ihres Kollegen
Pilz, der mich damals verdächtigt hat, hinter den Briefbomben zu stecken. Heute
kann ich darüber lachen, aber ich sage Ihnen, damals habe ich nicht darüber
gelacht. Ich habe zu Hause angerufen und gesagt, regt euch nicht auf, wenn eine
Hausdurchsuchung bei mir erfolgt. Für die Familie war das keine Gaudi und für
mich auch nicht.
Überlegen Sie sich, wenn Sie so
etwas sagen, meine Damen und Herren von den GRÜNEN, vielleicht auch als Lehre
für die Zukunft, nicht mit zweierlei Maß zu messen.
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