Landtag,
18. Sitzung vom 26.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 49
(Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gemeldet ist der Herr StR Ellensohn. Ich erteile es ihm.
StR David Ellensohn: Herr Präsident!
Meine Damen und Herren!
Ich habe mich in Wirklichkeit über die Wortmeldung des
Herrn Ulm gefreut, so wie ich mich früher immer gefreut habe, wenn der
ehemalige Klubobmann der ÖVP, Prochaska, gesprochen hat, weil das ein paar
Unterschiede sehr deutlich macht. Denn dieses Geschwafel zwischendurch, wie
ähnlich sich irgendwelche Parteien sind – in der Frage von Bürger- und
Bürgerinnenrechten unterscheidet sich die ÖVP von den GRÜNEN diametral. (Abg
Dr Matthias Tschirf: Vom Rechtsstandpunkt her!)
Die Volkspartei hat kein Interesse an einem
Rechtsstaat. Was Sie wollen und was Sie uns jedes Mal vorführen, ist: Egal, was
die Polizei macht, egal, ob sie überzieht oder nicht, Sie sind immer auf der
Seite der Polizei. Und überzogen und polemisch könnte man sagen, Sie sind eher
für einen Polizeistaat als für einen Rechtsstaat. Es gibt gar keinen Grund,
warum man der Polizei irgendwas vorwerfen kann, gar keinen in den Augen der
ÖVP.
Ein aktueller Fall zur U-Haft und wie das abläuft in
Österreich. Und ich frage mich, wann hätte man da etwas sagen dürfen und wie
lange muss man denn zuschauen bei so etwas. Ich weiß, wie lange Sie zuschauen
bei uns: Bis das fertig ist, was ich Ihnen jetzt erzähle. So lange schauen Sie
immer zu bei so etwas, egal, wie lange jemand zu Recht oder zu Unrecht in
diesem Fall weggesperrt ist. (Abg Dr Wolfgang Ulm: Wollen Sie das von
Politikern prüfen lassen?)
Ich sage Ihnen jetzt ein Beispiel. (Zwischenruf
von Abg Dr Matthias Tschirf. – Abg Godwin Schuster: Aber das, was Ihr
Bundesminister macht, ist schon ein Weggehen vom Rechtsstaat! – Weitere
Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ihr Vorbild ist das, was in Guantánamo abläuft,
Ihr Vorbild ist das Wegsperren der Leute, ohne irgendwelche Begründungen.
Suchen wir irgendwas aus, dann sperren wir sie weg. Alles, was missliebig ist
und der ÖVP nicht in den Kram passt, wird weggesperrt. Das ist die Idee, die
irgendwo dahintersteht, und das ist eine Zumutung für uns alle und eine Gefahr
für Leute, die eine andere politische Idee haben, zum Beispiel für Leute wie
mich. So einfach ist das!
In Deutschland sind Menschen wegen etwas eingesperrt
worden, was ich auch glaube, nämlich die GlobalisierungskritikerInnen. In
Österreich sind Leute weggesperrt worden dafür, dass sie Tierschutz
vorantreiben. (Abg Robert Parzer: Sind Sie für diese Art von Tierschutz?)
Zu diesem Beispiel, an dem ich Ihnen zeige, wie der
Rechtsstaat in Österreich versagt, wahrscheinlich mit dem Beifall der
Volkspartei:
Ein Herr aus Sierra Leone legt eine Mappe auf den
Tisch und schlägt sie auf. Anklageschrift, Beschluss, Untersuchungshaft, viele
Beschlüsse, Justizministerium, Europäischer Gerichtshof und, und, und. Vor zwei
Jahren und vier Monaten ist der Herr verhaftet worden, da war er gerade acht
Tage in Österreich, wegen des Verdachts des Drogenhandels. U-Haft,
18 Monate U-Haft! Nicht eine, nicht fünf Wochen wie jetzt, sondern
18 Monate U-Haft. 18 Monate U-Haft, die er damit verbringen durfte
und vor allem sein Anwalt damit verbringen durfte, fragewürdige Beweismittel,
fehlerhafte Übersetzungen, Staatsanwälte, die auf neue Erkenntnisse nicht
reagiert haben, über sich ergehen zu lassen. 18 Monate! Das kann man alles
genau nachlesen in der aktuellen Ausgabe des „Falter" von dieser Woche.
Die Polizei hat sich da im Wesentlichen auf
Telefonate berufen, die dieser Herr angeblich geführt hat, und es war dann in
der Verhandlung am Ende relativ einfach festzustellen, das war er nicht. Da hat
jemand behauptet, der Herr Tschirf hat telefoniert, es war aber nicht der Herr
Tschirf, sondern der Herr Margulies. Dafür ist er aber 18 Monate drinnen
gesessen für einen Stimmenvergleich, den man am Ende gemacht hat, für einen
Stimmenvergleich, den man am Ende machen musste unter anderem. Es hat noch
einen Haufen andere Entlastungen gegeben, aber zuerst natürlich
Verdächtigungen, die alle nicht gehalten haben. Und am Ende war er dann heraußen.
Dieser Freispruch am Ende, das ist nicht irgendeine
Gnade oder sonst irgendwas, sondern in allen Punkten wird er freigesprochen.
Der Herr Fatty wird in allen Punkten freigesprochen. 18 Monate U-Haft! Und
der Herr Ulm hätte uns gesagt, wenn wir nach ein, zwei, drei, fünf, sechs
Monaten, nach einem Jahr dagestanden wären: Der ist in U-Haft, da darf man
nichts sagen, da darf man keine Meinung dazu haben. Und außerdem hat die ÖVP
die Meinung, das ist eh alles leinwand, was die machen. Ist er halt 12 Monate
eingesperrt oder 13, 14, 15, 16, 17, 18. Wahrscheinlich wäre es Ihnen wurscht,
wenn er immer noch eingesperrt wäre.
Der hat nichts getan. Der war acht Tage in Österreich
und hat das Pech gehabt, dass er in einer Wohnung gewesen ist, wo die Polizei
geglaubt hat, dass er dazugehört zu irgendwas. Fertig! Nichts ist geblieben von
den Vorwürfen! In jedem Punkt ist er freigesprochen worden.
Natürlich, am Ende sagen alle, da ist zwar einiges
schiefgelaufen. Da sagt ein Polizeiinspektor Neumeister, bei den Übersetzungen
ist etwas schiefgelaufen. – Na, das glaube ich auch, wenn es in der Übersetzung
geheißen hat, er hat über Drogenverkauf gesprochen, er hat aber über einen
Autoankauf gesprochen. Der Übersetzungsfehler kostet den Herrn Monate seines
Lebens, die er in U-Haft verbringt!
Zu solchen Schlampereien in der Polizei kann man doch
nicht einfach sagen, das ist uns wurscht, wie das die ÖVP hier macht. Das ist
ja erbärmlich! Man kann sich doch nicht auf die Seite von Leuten stellen, die
diesen Rechtsstaat abmontieren. Deswegen hat ja die Polizei mitunter einen sehr
schlechten Ruf bei manchen Leuten in diesem Land. Es müsste eigentlich in Ihrem
Interesse liegen, dass solche Sachen nicht vorkommen. Das ist es nicht. Ich
nehme es zur Kenntnis.
Richter und Staatsanwaltschaft
waren natürlich für
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