Landtag,
18. Sitzung vom 26.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 49
Wir hoffen, dass wir möglichst bald tatsächlich Reformen umsetzen können. Daher ist die heutige Aktuelle Stunde auch ein gutes Signal, nach dem Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein. Wir hoffen, dass das auch irgendwann einmal ankommt. Es gibt ja Signale von der SPÖ, wir haben das schon gehört. Herr Lhptm Häupl hat sich diesbezüglich schon einmal vorsichtig positiv geäußert, sage ich einmal. Auch Kollege Abg Reindl hat am Dienstag gesagt: Na ja, eigentlich sind wir ohnehin auch dafür. Taten, nicht Worte! Herr Kollege Kenesei hat es ganz richtig gesagt: Wir wollen von der SPÖ auch Taten sehen.
Worum geht es? Ganz kurz nur - die Zeit für dieses
Thema ist sehr knapp, obwohl es natürlich wichtig wäre -: Die vier wesentlichen
Punkte, die es anzusprechen gilt, sind die Unabhängigkeit, die Öffentlichkeit,
die Erweiterung der Prüfkompetenzen und vor allem auch die Konsequenzen aus den
Kontrollberichten. Was macht man daraus?
Zum ersten Punkt: Die Unabhängigkeit, die
organisatorische Unabhängigkeit ist natürlich ein ganz wesentlicher Faktor.
Auch die Personalhoheit wäre wichtig, um sich im Zweifelsfall aus
Umklammerungen lösen zu können und wirklich unabhängig vorgehen zu können.
In diesem Zusammenhang ebenfalls eine sehr wichtige
und sensible Funktion hat der Leiter des Kontrollamtes, nämlich der Direktor.
Wir wissen, wie das bisher immer abgelaufen ist: Als Oppositionspartei hat man
kurz vorher erfahren, wer das werden soll - eigentlich auch ein unwürdiges
Schauspiel! Der jetzige Kontrollamtsdirektor ist von sich aus zu den
Oppositionsparteien gekommen und hat sich vorgestellt, das spricht für ihn. Man
kann das ganz klar regeln: Es sollte vorher eine öffentliche Anhörung geben, wo
alle Gemeinderatsmitglieder, die es interessiert, die Möglichkeit haben, sich
über das Programm und über die Person des zukünftigen Kontrollamtsdirektors zu
informieren. Das wäre eine Aufwertung, die unbedingt wichtig ist.
Zweiter Punkt: Öffentlichkeit der Prüfergebnisse. Ich
habe das auch vorgestern schon angeführt. Es ist eigentlich eine kuriose
Situation, wenn man sogar in der Debatte über die Kontrollamtsberichte
eigentlich noch gar nicht daraus zitieren darf, weil - wir wissen es - die
Veröffentlichung erst nach Beschlussfassung darüber möglich und vorgesehen ist.
Es ist also wirklich eine hatscherte Situation. Es ist natürlich auch keine
Lösung, Gesetze zu negieren, sondern die Lösung ist, endlich diese veralteten,
nicht mehr zeitgemäßen oder eigentlich nie zeitgemäßen Gesetzesbestimmungen zu
ändern und das wirklich neu anzupassen. Dass die Kontrollamtsberichte sofort,
wenn sie da sind, auch auf der Homepage veröffentlicht werden, ist, glaube ich,
wirklich keine Hexerei.
Meine Zeit läuft mir davon. Der letzte Punkt ist der
wichtigste, und das sind die Konsequenzen aus den Kontrollberichten. Hier wäre
es wichtig, dass eine institutionalisierte Nachkontrolle eingeführt würde, wie
es zum Beispiel auch der Rechnungshof macht, damit die Ergebnisse wirklich
umgesetzt werden können und auch positive Aspekte daraus gezogen werden können.
Daher unser Appell an die SPÖ: Bitte, sich endlich zu
bewegen und nicht nur Worte von sich zu geben, sondern auch Taten folgen zu
lassen! - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächste
Rednerin hat sich Frau Mag Antonov zum Wort gemeldet. Ich bitte sie zum
Rednerpult.
Abg Mag Waltraut Antonov (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ich danke zunächst meinen beiden Vorrednern, die hier
schon ausführlich alle Anträge auf Reformen, die wir voriges Jahr eingebracht
haben, erläutert haben. Das war nicht zuletzt meine Initiative als
Kontrollausschussvorsitzende, die Initiative der GRÜNEN, und das sind
Vorschläge, die von einer breiten Opposition getragen werden und die man nicht
so einfach vom Tisch wischen kann.
Ich möchte Ihnen etwas zitieren: Die parlamentarische
Opposition ist ein wesentlicher Bestandteil der parlamentarischen Demokratie.
Die Opposition hat die Aufgabe, Regierungsprogramm und Regierungsentscheidungen
zu kritisieren und zu kontrollieren. Sie steht den die Regierung tragenden
Abgeordneten und Fraktionen als Alternative gegenüber.
Wissen Sie, wo das steht? Das steht in einer
Verfassung. Das findet sich natürlich nicht in der Wiener Stadtverfassung,
sondern das findet sich in der Verfassung des deutschen Bundeslandes
Schleswig-Holstein. Zitiert wurde dieser Text bei einer Veranstaltung, die
Nationalratspräsidentin Prammer gemacht hat: „Zur Zukunft der parlamentarischen
Kontrolle". Sie hat unterstrichen, dass sie diese Kontrollrechte der
Minderheiten stärken will.
Ich bitte Sie, liebe KollegInnen von der SPÖ:
Unterhalten Sie sich mit Ihrer Nationalratspräsidentin und fragen Sie nach, was
sie damit meint! Sie wird es Ihnen sicher erklären. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Bei dieser Veranstaltung war unter anderen auch Prof
Öhlinger, den werden Sie sicher ebenfalls kennen. Das ist ja auch keiner, von
dem man nicht sagen kann, dass er ein großer Experte ist. Er hat sinngemäß
gesagt: Untersuchungsausschüsse müssen ein Minoritätenrecht sein, und wenn es
ein Minoritätenrecht ist, dann soll auch die Minoriät steuern, wo es langgeht.
Das bringt mich zu den Ausführungen des Kollegen
Deutsch, die er bei der Debatte zu Gesundheit und Soziales gemacht hat. Kollege
Deutsch hat sich hier hingestellt und hat gesagt: die Missstände in der
U-Kommission. - Ach ja, da habe ich ganz vergessen, dass Sie, liebe KollegInnen
von der SPÖ, eines immer wieder anführen: Wir haben ein tolles
Minderheitenrecht mit der U-Kommission in Wien. Ja, super, aber dieses
Minderheitenrecht endet mit der Einsetzung der Untersuchungskommission. Dann
ist Schluss mit dem Minderheitenrecht!
Kollege Deutsch hat sich also
hergestellt und hat gesagt, es wäre ein Skandal, dass wir die Missstände noch
immer nicht aufgedeckt haben. Jetzt sage ich Ihnen, was der wahre Skandal ist.
Der wahre Skandal ist, dass Sie
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular