Landtag,
16. Sitzung vom 28.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 78
Wird gegen die Zusammenlegung eine Einwendung
erhoben? – Dies ist nicht der Fall.
Ich werde daher so vorgehen.
Die Debatte ist somit eröffnet. Als Erster zu Wort
gemeldet ist Herr Abg DDr Schock.
Abg DDr Eduard Schock (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr
Präsident! Frau Stadträtin beziehungsweise – besser gesagt – Frau
Landesrätin! Meine Damen und Herren!
Man könnte fast meinen, dass die Sozialdemokratie umdenkt
und Konsequenzen aus schlechten Umfragen und Lehren aus desaströsen Ergebnissen
auch in der Bundespolitik, die sich in den letzten Tagen und Wochen abgespielt
haben, zieht. Zuerst hat man mit Neuwahlen gedroht, dann ist man umgefallen,
und jetzt ist man überhaupt unten durch und versucht jetzt halt doch, die
Politik ein wenig zu ändern.
Meine Damen und Herren! Was auch immer die Gründe
sind: Wir haben schon in unserer letzten Gemeinderatsitzung darauf hingewiesen,
dass unser freiheitliches Schulmodell im Wesentlichen unverändert übernommen
wurde, gemäß welchem wir Deutsch vor der Schule gefordert und verlangt haben,
dass Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen in eine eigene Integrationsklasse
kommen.
Meine Damen und Herren! Nun setzen Sie einen nächsten
Schritt, um das allgemeine Bettelverbot, das wir schon lange fordern,
einzuführen. Dabei gibt es allerdings schon Punkte, die uns bedenklich stimmen.
Das ist zunächst einmal der Zeitpunkt. Offensichtlich waren Ihnen die
Bettelkinder jahrelang egal. Man hat deren Ausbeutung geduldet. Jetzt vor der
Europameisterschaft ist aber plötzlich alles anders. Jetzt genieren Sie sich
für die Bettelkinder und wollen sie verschwinden lassen. – Ich bin sonst selten mit SOS-Mitmensch einer Meinung, aber
diesbezüglich hat SOS-Mitmensch recht: Sie wollen die Bettelkinder rechtzeitig
aus Wien wegbekommen. Dazu meine ich, dass es eigentlich traurig ist, dass Sie
die Europameisterschaft brauchen, um hier endlich aktiv zu werden!
Meine Damen und Herren! Es fällt auf, wie
unausgegoren Sie in diesem Zusammenhang
eigentlich handeln. – In den Erläuterungen ist angeführt, dass es um die
Ausbeutung von Kindern und um organisierte Kriminalität geht. Ich meine, dass
wir im Hinblick darauf natürlich das Strafgesetzbuch verschärfen müssten. Wir
müssten einen neuen Straftatbestand einführen, um die organisierte Bettelei
wirklich in den Griff zu bekommen und der Polizei auch eine Handhabe zu geben,
gegen die Bosse vorzugehen. Außerdem muss die Polizei auch eine Handhabe
bekommen, dass die Polizei Haftbefehle ausstellen und so gegen die Bosse der
Bettelmafia vorgehen kann.
Meine Damen und Herren! Es ist wirklich nicht
einzusehen, warum man die Grenze genau bei 14 Jahren zieht! Ich meine, wer
gewerbsmäßig organisierte Bettelei betreibt und wer Kinder und Behinderte
missbraucht, der sollte auf Grund eines neuen Tatbestandes mit bis zu fünf
Jahren Freiheitsstrafe bedroht werden, denn ich bin der Auffassung, dass
jemand, der Kinder, Behinderte und kranke Menschen missbraucht, die volle Härte
des Gesetzes zu spüren bekommen und bis zu fünf Jahren im Gefängnis
verschwinden sollte. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! In den letzten Jahren hat es
viele Einsätze der Polizei wegen Bettelei gegeben. Konkret waren es 150
Einsätze. Und welche Erfahrungen hat die Polizei bei diesen Razzien
gemacht? – Sie hat die Erfahrung gemacht, dass Bettlerbanden vor allem aus
drei Ländern am Werk sind, nämlich aus der Slowakei, das sind – unter
Anführungszeichen – Tagestouristen, aus Rumänien und auch aus Bulgarien.
Verschwiegen soll natürlich auch nicht werden, dass der weit überwiegende Teil
dieser Bettlerbanden aus allen drei Ländern von den Roma und von den Sinti
gestellt wird.
Meine Damen und Herren! Diese Bettlermafia
organisiert Reisebusse aus der Slowakei, das sind Tagestouristen. Diejenigen
aus Bulgarien und Rumänien bleiben naturgemäß länger, und die Polizei hat es
immer schwerer, dagegen vorzugehen.
Da werden die Bettler von den Abkassierern
rechtzeitig gewarnt und verlegen ihren Bettelstandort. Da gibt es eigene
Aufpasser, die die Polizisten melden, wenn sie sich nähern, und die Bandenbosse
sitzen bei dem Ganzen im Hintergrund und kassieren.
Das Problem der Polizei ist eben, dass dieses
organisierte Betteln nicht ohne Weiteres nachgewiesen werden kann, meine Damen
und Herren. Man hat das in anderen Bundesländern ja auch längst erkannt, etwa
in Tirol. Im ÖVP-regierten Bundesland Tirol gibt es etwa im § 10
Landespolizeigesetz ein generelles Bettelverbot. Unter einem schwarzen
Landeshauptmann ist das möglich. Aber nicht nur in schwarzen Bundesländern,
sondern etwa auch in Salzburg gibt es unter Gabi Burgstaller ein generelles
Bettelverbot. Genau im § 3b des Salzburger Landespolizeistrafgesetzes ist
das normiert. In Salzburg hat die Sozialdemokratie offenbar kein Problem damit,
da ist auch das Grundlage der roten Politik dort, und ich meine, in Salzburg
fährt die Gabi Burgstaller eigentlich recht gut mit dieser Linie.
Meine Damen und Herren! Wir Wiener Freiheitlichen
haben vor genau einem Jahr hier dieses Thema thematisiert, am
30. März 2007 hat es eine Dringliche Anfrage von uns zu diesem Thema
gegeben. Und was ist denn seither passiert? Hat sich die Situation gebessert?
Ganz im Gegenteil!
Meine Damen und Herren! Es wird mittlerweile bei
Autos gebettelt, bei Autolenkern, die in ihrem Auto sitzen und auf Grün warten
müssen. Bis die Ampel auf Grün schaltet, kommen Bettler, klopfen aggressivst an
die Fensterscheiben, wollen, dass das Fenster heruntergelassen wird, und
betteln um Geld. Oder im letzten Herbst etwa ist ein 87-jähriger Mann, ein
alter Wiener, von einer Bettlerin so schwer verletzt worden, dass er seine Hand
dann in Gips tragen musste.
Meine Damen und Herren! Wir Wiener
Freiheitlichen sind daher mit dieser Forderung nach einem generellen
Bettelverbot schon lange nicht mehr allein auf weiter Flur, sondern ganz im
Gegenteil, es mehren sich ja die
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