Landtag,
16. Sitzung vom 28.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 78
Ich bin selbstverständlich dafür, dass dabei der
größtmögliche Konsens mit der Bevölkerung hergestellt wird. (StR Johann Herzog: Sehr gut!) Das
geschieht auch, wie Kollegin Tanja Wehsely für den 20. Bezirk dann in
ihrer Rede darlegen wird. Die Stadt Wien sucht diesen Konsens mit der
Bevölkerung. Die Religionsgesellschaften selbst suchen ihn.
Aber man kann die Auswirkung von
verfassungsgesetzlich gewährleisteten Grundrechten, von Menschenrechten,
insbesondere auch von Minderheitenrechten, nicht von einer Volksbefragung
abhängig machen. (Abg Mag Wolfgang Jung:
Wer hat das gesagt? Wer hat das verlangt? Sie reden gegen die Wand!) Das
ist denkunmöglich. Genauso wie man nicht die politischen Rechte beispielsweise
der Freiheitlichen Partei davon abhängig machen könnte, dass man eine
Volksbefragung macht, ob das dem Volk gefällt, was Sie vertreten. Das ist kein
Mehrheitsrecht, das ist ein falsches Demokratieverständnis, überhaupt kein
Demokratieverständnis! Das spricht jeder Rechtsstaatlichkeit Hohn und das
lehnen wir entschieden ab! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Kardinal Schönborn hat deutliche Worte gefunden. Ich
zitiere APA, dass er davon sprach, gegen Bauverbote von Moslems zu sein. Die
Religionsfreiheit garantiere nicht nur die private Religionsausübung, sondern
auch die öffentliche und es sei nicht einzusehen, wieso Menschen im Rahmen der
Bauordnung, sagt der Herr Kardinal, keine Gebetshäuser bauen sollen. „Ich sehe
das Problem nicht.", sagt der Kardinal. Weniger hochrangige Vertreter der
Kirche von Opus Dei, einer fundamentalistischen Organisation - es gibt leider
überall Fundamentalisten - haben eine andere Auffassung, das wissen wir. Aber
der Kardinal hat das sehr deutlich ausgesprochen.
Dass in anderen Ländern religiöse Rechte noch immer
nicht ausreichend vertreten werden, in manchen islamischen Ländern ist das
durchaus der Fall, sollte uns Auftrag sein, dass wir um deren Rechte und auch
für die Tibeter um deren Rechte kämpfen. Aber das Wichtige ist, dass wir in
Österreich sicher nicht deshalb, weil in anderen Ländern religiöse Rechte
missachtet werden, sie auch missachten sollten! Das ist vollkommen absurd! (Beifall
bei SPÖ und GRÜNEN.)
In diesem Sinne meine ich, dass wir keinesfalls
Sondergesetze zur Bekämpfung religiöser Minderheiten machen sollten, wie das
manche wollen. Wir treten uneingeschränkt für die Grundrechte und die
Religionsfreiheit ein. Wir sehen keine Veranlassung, die Bauordnung
hinsichtlich von Minaretten - übrigens ist keines geplant - zu ändern oder die
Errichtung von Moscheen und Gebetsräumen zu unterbinden. (Abg Anton Mahdalik: Ihr habt ja noch die absolute Mehrheit!) Wir
sind dafür, dass wir die Politik des Miteinanders, der Toleranz und der
Religionsfreiheit weiterführen. Wir sind gegen die Politik der Aufwiegelung der
FPÖ! Die FPÖ wird mit ihrer Politik niemals durchkommen und das ist gut so! -
Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Abg Anton Mahdalik: Ihr auch
nicht!)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Der Abg
Jung hätte sich zu einer tatsächlichen Berichtigung gemeldet. Ich muss ihn aber
darauf hinweisen, dass die Bestimmungen der Geschäftsordnung sagen, dass die
tatsächliche Berichtigung keine Anwendung in der Aktuellen Stunde findet. (Abg Mag Wolfgang Jung: Der Kollege
Stürzenbecher darf also seine Unwahrheiten unwidersprochen sagen!)
Das heißt, der nächste Redner ist Herr StR Herzog.
Ich erteile ihm das Wort. (Abg Dipl-Ing
Omar Al-Rawi: Der Abg Jung kennt nicht einmal die Geschäftsordnung, will aber
die Bauordnung ändern!)
StR Johann Herzog: Frau Präsidentin!
Meine Damen und Herren!
Es wird irgendetwas von Bauordnung und
Geschäftsordnung gesprochen. (Abg Dipl-Ing Omar Al-Rawi: Lernen Sie zuerst
einmal die Geschäftsordnung, dann können Sie über die Bauordnung reden!)
Dafür wird die Begründung auch vorgetragen und das ist etwas, was erst jetzt in
Ausarbeitung gewesen ist und verhindert wurde. Aber ist ja ganz egal.
Ich will nur feststellen, Herr Stürzenbecher hat
nicht zum Thema gesprochen. Er hat offensichtlich andere Anträge vorliegen, als
wir eingebracht haben. Die einzige Bemerkung, die dazu gepasst hat, war die zur
Bauordnung, deren Änderung er ablehnt. Das nehmen wir zur Kenntnis.
Frau Mag Korun verbreitet Angst vor der Bauordnung
und erklärt, dass wir für Minarett- und Moscheenverhinderungen sind. Wir sind
für ein Minarettverbot, aber rein aus Gründen der Stadtbildgestaltung,
keinesfalls für ein Moscheenverhinderungsgesetz oder Ähnliches mehr. Das kommt
überhaupt nicht in Frage, sondern es geht nur um die Verhinderung von
Bauformen! Das ist das Entscheidende! (Beifall bei der FPÖ.)
Es geht nicht um irgendwelche minderheitenschmälernde
Angelegenheiten, sondern um das Stadtbild. Egal, ob es sich nunmehr um eine
Moschee handelt oder von mir aus irgendein Grönländer, weil er heimatliche
Gefühle haben will, einen Iglu in Betonform errichten will, so geht das nicht.
Auch ein Mongole wird keine Jurte in der Innenstadt errichten können. Diese
Dinge müssen auch für Minarette gelten! (Beifall bei der FPÖ.)
Da haben wir drei Anträge eingebracht. Ich habe nicht
so viel Zeit, ich habe geglaubt, ich begründe, daher kann ich sie nur kurz
ansprechen.
Eine Errichtung von Minaretten gehört mit der
Bauordnung aus reinen Gründen der baulichen Gestaltung unserer Stadt
verhindert, aus keinen anderen Gründen. Sie können nachlesen. Der Antrag wurde
gestern eingebracht und wird zugewiesen.
Der zweite Antrag des gestrigen Tages, der
eingebracht wurde, ist ein wesentlicher Punkt, der auch von Dr Stürzenbecher
angesprochen wurde, dass es interessant und wichtig wäre, die
Bürgermitbestimmung zu stärken. Wir sind sehr dafür.
Stimmen Sie daher für diesen Antrag, was unseren
Bauordnungsantrag betrifft und die Möglichkeit, dass die Bevölkerung sich bei
so sensiblen Dingen wie Großbauten stärker äußern kann als bisher. Darum geht
es! (Beifall bei der FPÖ.)
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