Landtag,
15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 67
islamisch sein wird. So falsch liegt er offensichtlich nicht, weil ja auch die Österreichische Akademie der Wissenschaften, das Institut für Demographie, einige Projektionen, sechs an der Zahl, im Hinblick auf die Entwicklung des Religionsbekenntnisses in Österreich aufgestellt hat. In sechs diversen unterschiedlichen Darstellungen kommt immer heraus, dass es natürlich eine massive Vermehrung der moslemischen Bevölkerung vor allem in Wien, aber auch in Österreich geben wird.
Die ÖVP hat auch sonst noch den einen oder anderen
Vertreter, der offensichtlich nicht ganz der Meinung des Dr Wolf ist. Ich darf
hier Lhptm Pröll zitieren, der festgestellt hat, Minarette sind für ihn etwas
Artfremdes. Und das ist ihm nicht nur herausgerutscht, denn er hat nämlich in
der Folge, als er interviewt wurde, daran festgehalten. Er hat zunächst einmal
gesagt: „Ich verstehe nicht, warum Sie meinen, dass ich hier zu hart
aufgetreten wäre. Ein Minarett ist eben etwas Artfremdes in unserer Kultur und
Artfremdes in einer Kultur tut auf Dauer nicht gut." Also die Äußerung des
Herrn Landeshauptmanns finde ich nicht schlecht, wenn ich das so in aller
Deutlichkeit sagen darf. Ich hoffe, dass sich Herr Dr Wolf mit seinem
Landeshauptmann in Niederösterreich in Verbindung setzt.
Es hat ja dann in der Folge auch der Landeshauptmann
von Tirol etwas abgeschwächter davon gesprochen, dass für ihn bisher Minarette
in Tirol kulturfremd gewesen sind. Es hat sie eben nur in Bosnien gegeben.
Und in Graz und für Graz hat der jetzige und
wiedergewählte Bgm Nagl ja gesagt, er sieht in Graz ein Bollwerk gegen den
Islam. Also das bitte bei allen diesen Diskussionen nicht zu vergessen.
Jetzt möchte ich ein bisschen noch dazu .... Ja,
übrigens, in Graz ist doch auch einiges passiert, was die Friedlichkeit ja ein
bisschen in Frage stellt. In der „Presse“ vom 29.9.2007 war der Leitartikel:
„Glaubenskrieg auf der Nummerntafel. Auf Kennzeichen von Grazer Taxis wurden
die Kreuze vom Landeswappen heruntergekratzt. Die Polizei ermittelt. Rechtliche
Konsequenzen sind unklar.“
Wir in Österreich haben ja bisher Debatten über den
Islam und Fragestellungen über die Integrationsfähigkeit des Islam in
europäische Gesellschaften nicht geführt. Sie fangen erst an. Wir sind ja auch
wieder ein paar Jahre hinter der Diskussion in der Bundesrepublik Deutschland
zurück, wo seit Jahren eine massive Debatte in sämtlichen Zeitungen
stattfindet, wo also nicht nur im Feuilleton, sondern in allen möglichen
Artikeln zu dieser Thematik auch Stellung genommen wird. Und Frau Kelek, eine
Islamwissenschaftlerin, eine Soziologin, stellt zum Beispiel fest, ich werde
nicht lange zitieren: „Islam in Stein gehauen. Im Streit um den Bau der Moschee
in Köln zum Beispiel geht es um die Zukunft unserer Städte.“ Und sie sagt:
„Islamische Dachverbände“ - und das gilt bitte auch für Österreich – „sind
keine Religionsgemeinschaften, sondern politische und zivile
Interessensvertretungen. Deshalb ist der Bau einer Moschee keine Frage der
Glaubensfreiheit, sondern eine politische Frage.“ Eine gute Formulierung, wir
dürfen sie nicht vergessen. Und: „Der Islam hier in Österreich ist eine Rarität
und darum auch eine Angelegenheit der ganzen Gesellschaft. Statt auf Kritik
beleidigt zu reagieren, sollten sich die Muslime dem Streit stellen“, verlangt
sie. Und sie sagt des Weiteren noch zum Thema Moschee: „Moscheen sind Orte, an
denen man sich niederwirft. Sie sind in der islamischen Tradition keine
heiligen Stätten, sondern Plätze, an denen sich die Männer der Gemeinde zum
Gebet und Geschäft versammeln.“ Soviel ich weiß, ist daran zumindest wahr, dass
sie nicht nur Gotteshaus sind, sondern ein breites Feld anderer Tätigkeiten in
der Moschee stattfindet. Das geht bis zum Handeln mit allem Möglichen. Das ist
sicher auch in Wien eine Realität.
Des Weiteren darf ich noch feststellen, dass Frau
Kelek der „Wiener Zeitung“ ein großes Interview gegeben hat und in diesem
Interview hat sie sich auch mit dem Thema der Nichtintegrierbarkeit des Islam
in der westlichen Welt beschäftigt. Nachdem die westliche Welt nicht nur auf
Deutschland und Frankreich bezogen ist, sondern auch auf Österreich und Wien,
ist sie natürlich auch ein Thema. Sie stellt dabei fest, dass eingewanderte
Gruppen aus Spanien, Italien oder Portugal bereits zu 40 Prozent mit
Deutschen verheiratet sind. Nicht so die türkischen Migranten. In der
muslimischen Parallelwelt hat nur bei 4 Prozent eine Mischehe
stattgefunden! Ich kenne keine Wiener Zahlen, aber ich kann mir vorstellen,
dass die Verhältnisse nicht so völlig anders sein werden als sie hier von der
Frau Kelek in Deutschland geschildert werden. Und warum findet dieser
Vermischungsprozess nicht statt? Sie sagt darauf, das ist eine lange Antwort,
ich will nur den ersten Satz zitieren: „Weil die Eltern in das Schicksal ihrer
Kinder eingreifen, türkische Eltern arrangieren ihr Leben." Na klar, das
Thema Zwangsehe ist auch hier in Wien ein in der Zwischenzeit diskutiertes. Und
des Weiteren: „Welche Rolle spielt für Sie der Islam bei der Integration?
Integration, sagt sie ... (Die Abgeordneten der GRÜNEN, mit einem
schwarzen T-Shirt mit der Aufschrift „1938 – 2008, MANCHE LERNEN NIE“,
verlassen ihre Sitzplätze und stellen sich für ein Gruppenfoto auf.)
Präsidentin Erika Stubenvoll
(unterbrechend): Entschuldigung Sie die Unterbrechung. Darf ich vielleicht
bitten, dass man die Fotos draußen macht? (Aufregung bei den GRÜNEN.) Haben Sie
eine Genehmigung? (StR David Ellensohn: Ja. Natürlich, ja!) Okay.
StR Johann Herzog
(fortsetzend): Eine Gruppe, ein Gruppenbild. Auf alle Fälle: „Welche Rolle
spielt die Integration? Ja, sie ist anstrengend. Man muss sich anpassen, die
Sprache und neue Regeln lernen, abstraktes Denken. Der Islam dagegen bietet
eine Alternative. Er durchdringt alle Lebensbereiche und an eine Integration
ist nicht mehr zu denken, sie ist nicht mehr nötig.“ So formuliert sie. Und des
Weiteren: „Was ist noch wichtig?“ Sie sagt, die Einschränkungen der Freiheit am
Beispiel Schwimmunterricht für Mädchen. Das Ganze hat ja System. Wenn Sie sich
diese Religion anschauen, kommen Sie drauf, dass es da Verbote gibt, wo der
Mensch beginnt, sich zu individualisieren. Das sagt sie. Und die Forderung von ihr
ist, dass wir in Europa gelernt haben
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