Landtag,
14. Sitzung vom 22.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 55
43 000 Patienten aus der Europäischen Union in Österreich hatten. Das sind keine Wiener Zahlen. In der „Kronen Zeitung“ stand, dass die Gebietskrankenkasse schon mit den italienischen Patienten Schwierigkeiten hat; es sind ungefähr 6 000 zum Beispiel nach Schiunfällen. Es ist da etwas von 60 Millionen an Zinsverlusten die Rede. Offenbar ist es nicht ganz einfach, mit den dortigen Versicherungsträgern die Zahlungen abzuwickeln!
Wenn ich jetzt bedenke, dass wir zumindest mit 27
verschiedenen Staaten abrechnen müssen – und vielleicht gibt es auch
Staaten, die auch regionale Regelungen haben –, und das in einer Unzahl
von Sprachen, dann bedeutet das ja nicht nur einen Mehraufwand an Ärzten und
Pflegepersonal, sondern wir brauchen dann wahrscheinlich auch eine spezielle
Verwaltungstruppe, die sich nur mit diesen Dingen beschäftigt. Gibt es von Ihnen
aus Schätzungen, welche Dimensionen an Personal das insgesamt bedeuten könnte?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Herr Abgeordneter! Sie
haben das Problem mit Italien angesprochen. Dazu kann ich Erfreuliches
berichten. Es ist uns nämlich auf Grund einer Initiative hier in Wien gelungen,
die Zahlungen Italiens zu beschleunigen. Im heurigen Jahr wurden über 1,2
Millionen EUR für die Behandlung von italienischen Patientinnen und Patienten
an den Wiener Fonds Krankenanstalten angewiesen.
Das sind noch nicht alle Rückstände, aber für uns in
Wien ist das doch sozusagen ein erklecklicher Forschritt. Aber Sie haben
vollkommen recht, das ist sehr mühsam und geht natürlich auch nur im
Zusammenwirken mit den anderen Bundesländern und den
Sozialversicherungsträgern.
Ich setze daher schon darauf, und darum sage ich noch
einmal, ich bin sehr froh, dass wir das jetzt schon diskutieren und ich habe
mich auch schon eingehend mit dieser Richtlinie beschäftigt, wo es noch nicht
einmal einen Entwurf gibt, weil das ist ja nicht die normative Kraft des
Faktischen. Es scheint mir bei solchen Richtlinien immer so zu sein, wenn das
erste Mal darüber diskutiert wird, wird in Österreich immer darüber diskutiert,
als wäre das schon und wird immer der Punkt ausgeblendet, dass es das nur gibt,
wenn wir zustimmen. Die Gesundheitsministerin muss im Rat dazu Ja sagen. Wenn
sie dazu nicht Ja sagt, dann gibt es das nicht.
Das Europäische Parlament hat sich, ganz besonders
die Sozialdemokratische Fraktion, schon sehr kritisch gegenüber der Judikatur
des EuGH geäußert. Daher schlage ich vor, dass wir die gemeinsamen
überfraktionellen Kräfte einmal darauf konzentrieren, klar zu machen,
Gesundheitswesen ist etwas, wo wir den Markt nicht wollen, weil wir die
Qualität sichern wollen und weil Gesundheitsdienstleistungen ein Bereich sind,
wo die Marktkräfte automatisch zu Marktversagen führen, und dass wir uns
gemeinsam bemühen, dass diese Richtlinie nicht so kommt, wie sie jetzt noch
nicht einmal als Entwurf vorliegt.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke für die
Beantwortung. Die Fragestunde ist damit beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Der ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien hat eine
Aktuelle Stunde mit dem Thema „Qualitätssicherung und Transparenz -
Operationswartezeitenmanagement im Gesetz verankern!" verlangt. Das
Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß
beantragt.
Ich bitte die Erstrednerin, Frau Abg Korosec, die
Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass Ihre Redezeit mit zehn
Minuten begrenzt ist.
Abg Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Frau Landesrätin! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Ein Fall, der vergangene Woche an mich herangetragen wurde.
Also ich habe nicht mit der Laterne gesucht, sondern einer von vielen Fällen,
aber der letzte, der an mich herangetragen wurde:
Herr P hat seit Jahren Knieprobleme.
MRT-Untersuchung im Sommer, Ergebnis: Herr P braucht ein neues Knie.
Herr P erhält im September 2007 einen Operationstermin im
Orthopädischen Spital Speising für Dezember 2008. Sie haben richtig
gehört, für Dezember 2008! Herr P versucht es in anderen
Krankenhäusern, unter anderem auch in Gersthof. Auskunft: zwei Monate Wartezeit
auf Ambulanztermin, dann zirka neun Monate Wartezeit auf Operation. Im AKH ist
man überhaupt nicht durchgekommen, sehr oft angerufen, aber nicht einmal
durchgekommen. Wäre er privat versichert, könnte er in den nächsten Wochen
operiert werden, wurde Herrn P in Gersthof mitgeteilt.
Frau Landesrätin - ich sehe Sie im Moment nicht -,
wir haben eine schriftliche Unterlage von Ihnen, wo Sie uns sagen, Wartezeit
bei orthopädischen Operationen höchstens sechs Monate. Also, Frau Landesrätin,
fordere ich Sie auf, diesen Fall in sechs Monaten zu lösen! Ich gebe Ihnen
anschließend die Unterlagen und nehme an, das wird erledigt! (Beifall bei der
ÖVP.)
Das ist ein Fall, den man mit Öffentlichkeit
eventuell lösen kann. Aber die vielen Fälle, die nicht zu uns kommen, werden nicht
gelöst! Und das ist eben leider kein Einzelfall! Warten, warten, warten, heißt
es für viele Patientinnen und Patienten in Wien, die dringend eine Operation
benötigen, außer, ich sage es noch einmal, man ist Privatpatient. Es ist in
Wien inzwischen ein offenes Geheimnis, dass es dann viel rascher geht, wobei
ich absolut nichts gegen die Privatpatienten sagen möchte, ganz im Gegenteil,
ein Krankenhaus braucht das auch, aber die Organisation muss stimmen. Es kann
nicht so sein, dass das zu Lasten der Normalpatienten geht.
Was macht die rote Stadtregierung? Die rote
Stadtregierung leugnet seit Jahren, obwohl die Patientenanwaltschaft, das
Kontrollamt, der Rechnungshof, die Oppositionsparteien das immer wieder
aufzeigen! Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts!
Herr Generaldirektor Marhold - ich sehe ihn heute nicht, doch, jetzt -
hat im März 2006 gesagt, er wird eine Untersuchung einleiten und wird das
prüfen lassen. Ich habe dann persönlich nachgefragt. In etwa haben Sie mir
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