Landtag,
11. Sitzung vom 05.07.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 22
pflegebedürftig bin, dann wird mein Vermögen auf
5 000 EUR reduziert, das ist zumindest der aktuelle Vorschlag, und das
verstehe ich nicht!
Wir sollten darüber reden, ob wir eine grüne
Grundsicherung, eine rote Minisicherung oder eine schwarze Nullsicherung wollen
und welche öffentlichen Dienstleistungen wir in dem Bereich wollen, und auf der
anderen Seite sollten wir natürlich auch endlich einmal über die Finanzierung
reden. Wir tun so, als ob wir in diesem Land kein Geld hätten, dabei haben wir
ununterbrochen ein Wirtschaftswachstum. Es wird immer mehr, das wissen alle,
das steht ja jeden Tag in der Zeitung, und alle Parteien äußern sich in dieser
Frage ähnlich. Wir sollten darüber nachdenken, ob weiterhin hauptsächlich die
Mehrwertsteuer und die Lohnsteuer dafür verwendet werden, um Dienstleistungen
zu finanzieren, oder ob wir uns trauen, über Vermögensbezogenheit nachzudenken.
Gestern bei der Debatte im Parlament haben Karl
Öllinger und Birgit Schatz für die GRÜNEN klargestellt, dass wir für
vermögensbezogene Steuern sind. Ich habe es hier schon gesagt: In den GRÜNEN
haben Sie einen verlässlichen Partner, wenn es darum geht, andere Quellen für
Steuern heranzuziehen. Reden wir über ein Volumen von
1 000 Milliarden EUR Privatvermögen und darüber, wie wir einen Teil
davon noch bekommen können. Der Vorschlag der GRÜNEN liegt auf dem Tisch.
5 Milliarden EUR von den reichsten 10 Prozent, und 90 Prozent
trifft es gar nicht, nicht so wie bei den Gebühren, wo jeder einzelne über
seine Betriebskostenabrechnung für die Finanzierung herangezogen wird.
Reden wir über das Vermögen, das in Österreich
vorhanden ist. Die reichsten 10 Prozent besitzen in etwa 644 Milliarden
EUR, und das wächst jedes Jahr schneller als jedes Mindesteinkommen, schneller
als die nicht valorisierten Leistungen wie Notstandshilfe, Arbeitslosenhilfe
und anderes. Trotzdem greift dort keiner hin, und auch von der SPÖ erfolgt nur
ganz zögerlich einmal eine Wortmeldung dafür und einmal dagegen. Gerade letzte
Woche bei der Debatte hat eine einzelne Abgeordnete der SPÖ von diesem Pult
erklärt, dass das auf gar keinen Fall in Frage kommt. Das ist etwas erstaunlich
für mich! So etwas hätte ich mir von der Volkspartei, aber nicht von der
Sozialdemokratie erwartet!
Vermögen ist in Österreich vorhanden. Wenn wir ein
gerechtes Steuersystem hätten, dann müssten wir nicht darüber reden, ob man den
Müll und die öffentlichen Verkehrsmittel teurer macht, sondern dann wäre das
Geld da. 5 Milliarden EUR jährlich tun keinem von den Reichen und
Superreichen weh, sie nutzen aber der Stadt, die über den Finanzausgleich, der
ja heute beginnt, zusätzlich noch 300 Millionen EUR lukrieren könnte,
wesentlich mehr, als mit den Gebührenerhöhungen zur erzielen ist. Reden wir
über öffentliche Dienstleistungen und deren Finanzierung! In den GRÜNEN haben
Sie einen verlässlichen Partner, wenn es um Vermögenssteuer geht. – Danke
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächste
Abgeordnete hat sich Frau Praniess-Kastner zu Wort gemeldet. Ich erteile es
ihr.
Abg Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Ich werde meinen Vorredner StR Ellensohn jetzt
überraschen, denn ich werde hier nicht über die Bundespolitik sprechen, sondern
mich sehr wohl der Wiener SPÖ-Stadtregierung widmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Diese Stadtregierung, meine Damen und Herren, ist eine
Belastungsregierung für alle Wienerinnen und Wiener. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich diese
Tatsache anhand einiger Beispiele, die für die Familien in dieser Stadt eine
große Belastung darstellen, verdeutlichen. Es erfolgte eine Erhöhung der
Bäderpreise um 29 Prozent und eine Erhöhung der Parkgebühr –
Parkschein und Parkpickerl – um je 15 beziehungsweise 28 Prozent. Es
gab eine Fahrscheintariferhöhung der Wiener Linien, eine Erhöhung des
Strompreises und des Gaspreises. Das wurde schon hinlänglich debattiert, und
diese Liste würde sich endlos fortsetzen lassen.
Diese Stadt kann ohne Begründung regelmäßig Tarife
und Gebühren erhöhen. Das gibt es nirgends in Österreich, und das gibt es
europaweit nicht. Aber auch hier ist Wien anders!
Ich möchte in diesem Zusammenhang auf einen Bereich
hinweisen, der auch eine massive Belastung für die Wiener Familien darstellt,
nämlich auf den Kindergartenbeitrag, der mit Abstand der teuerste in Österreich
ist. Dabei ist die jährliche Anpassung an den Index bereits Realität. Die
Kosten belaufen sich mittlerweile auf 271 EUR für ein Kind, das ergibt
eine Summe von 3 260,28 EUR pro Kind und Jahr! Dazu kommen
Kostenbeiträge für Ausflüge und kulturelle Veranstaltungen. Meine Damen und
Herren! Es liegt auf der Hand, dass Familien durch diese Kindergartenbeiträge
in Wien massiv belastet werden!
Ein weiteres Thema ist die Schuldnerberatung, bei der
die Stadtregierung einmal mehr nicht vorausschauend agiert, sondern
Versäumnisse nur notdürftig repariert. Es ist bekannt, dass 2006
3 525 Personen die Schuldnerberatung aufgesucht haben, bis
Juni 2007 waren es bereits 2 200 Personen. Demnach ist also mit
einer Verdoppelung des Beratungsbedarfs zu rechnen. Bei den 21 BeraterInnen
kam es zu einer hohen Arbeitsbelastung, aber bei den Betroffenen kam es auch zu
einer Wartezeit von sechs Monaten.
Nun wurde von StRin Wehsely angekündigt, dass neue
MitarbeiterInnen aufgenommen werden, fünf bis Ende August und weitere fünf bis
Anfang Oktober. Meine Damen und Herren! Das ist aber nur ein Tropfen auf den
heißen Stein. Die prekären Wartezeiten für die SchuldnerInnen werden
wahrscheinlich damit nicht einzudämmen sein.
Auch beim Thema Schulden von
Jugendlichen hat die Stadt große Versäumnisse. Wir haben einen Antrag auf
Ausbau der SchuldnerInnenberatung und auf verstärkte Fokussierung auf das
Problem der Jugendlichen gestellt. Und ich bitte, der Frau Stadträtin, die
nicht hier ist, auszurichten, dass auch hier sofortiger
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