Landtag,
11. Sitzung vom 05.07.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 22
belobigungswert.
Was die Polizei selbst betrifft, könnte man natürlich
sagen, dass die Wiener Polizei wahrscheinlich jetzt andere Sorgen hat, als
Österreicher mit Migrationshintergrund aufzunehmen. Nichtsdestotrotz halte ich
es in Anbetracht des Prozentsatzes, den es an Ausländern in der Stadt gibt, und
auch des Prozentsatzes an Österreicherinnen und Österreichern mit
Migrationshintergrund, die hier leben, für sehr vernünftig, Österreicher und
Österreicherinnen mit Migrationshintergrund bei der Polizei aufzunehmen. Das
scheint mir aus verschiedensten Gründen sehr wichtig zu sein, wobei es hiebei
wahrscheinlich weniger um Sprachprobleme als um die Frage des vertrauensvollen
Umgangs geht. Meinem Verständnis der Arbeit der Wiener Polizei würde das
jedenfalls entsprechen!
Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön.
Die vierte und letzte Zusatzfrage kommt von Abg Dr Ulm. Ich erteile ihm
das Wort.
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Die Polizei hat vielleicht auch andere Sorgen, als
sich um die Verunreinigung des öffentlichen Raums und um andere
Ordnungswidrigkeiten zu kümmern. Werden Sie in Gesprächen mit dem Innenminister
auch eine Evaluierung der Aufgabenverteilung zwischen Polizei und Stadt Wien
ansprechen?
Zur Zeit haben die Bundespolizeidirektion Wien
beziehungsweise die Sicherheitswachkörper zehn Wiener Landesgesetze und sechs
ortspolizeiliche Verordnungen zu vollziehen und zu überwachen. Grund für diese
Kompetenzübertragung sind Bestimmungen aus den 60er Jahren, als die Situation
noch eine andere war. Die Agenden der örtlichen Sicherheitspolizei sind an sich
eine Aufgabe der Stadt Wien. Historisch wurde das aber an die
Bundespolizeidirektion übertragen. Ich glaube allerdings, dass es einzelne
Themenbereiche gibt, die relativ fern von der Kernaufgabe der Bundespolizei
sind, sodass man Überlegungen anstellen sollte, wie man zu einer Entflechtung
kommen und Aufgaben für den eigenen Bereich des Landes oder der Gemeinde
letztlich von einer eigenen Stadtwache vollziehen lassen kann.
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Herr
Landeshauptmann!
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr
Abgeordneter!
Jetzt kehren wir wieder zurück an den Beginn einer
langen Diskussion, die wir geführt haben, denn vieles davon ist keineswegs
Wien-spezifisch, sondern das teilen wir mit den anderen Bundesländern. Dort
erfolgte zu einem nicht unerheblichen Teil die kompetenzmäßige Weitergabe an
die Bezirkshauptmannschaften. Auch in Städten mit eigenem Statut ist eine
ähnliche Situation vorzufinden: Sie haben teilweise so genannte eigene
Stadtwachen, zum überwiegenden Teil geschieht aber dasselbe wie in Wien, dass
nämlich Aufgaben an die Bundespolizei übertragen wurden.
Ich möchte aber doch festhalten, dass wir das, was
Sie einfordern, in der Vergangenheit auch getan haben: Wir haben hier, wie auch
die anderen Bundesländer, eine Reihe von Verwaltungsaufgaben der Polizei
übernommen, etwa das Meldewesen und das Passwesen und auch sehr viele andere
Bereiche.
Dabei sehe ich aber auch eine Situation, die mir
nicht gut gefällt, und das hat folgenden Grund: Man argumentierte damit, dass
die Polizei ihren genuinen Aufgaben nachkommen soll, und unter genuinen
Aufgaben verstehe ich im Prinzip alle in Gesetzen festgelegten Aufgaben, die
der Polizei zugeteilt wurden. Der Sprachgebrauch ist aber, wie ich annehme,
auch bei Ihnen ein bisschen anders, und man sieht die Verbrechensbekämpfung
sozusagen als Kerngeschäft der Polizei. Diese Sichtweise will ich auch gar
nicht bestreiten.
Aber wenn Personal aus dem Verwaltungsbereich, im
gegenständlichen Fall aus der Sicherheitsverwaltung, eingespart wird, weil die
Gemeinden oder die Länder Aufgaben übernommen haben, dann sollte dieses
Personal auch für die Verbrechensbekämpfung eingesetzt werden! Die Realität der
Vergangenheit war aber, dass einfach eingespart wurde! Es gab einen Sparkurs
gerade auch bei der Polizei, der sich aus meiner Sicht heute bereits nachteilig
auswirkt, und zwar nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich. Dazu kann man
jeden einzelnen Landeshauptmann, unabhängig von seiner politischen Couleur,
befragen. Damit ist man hinsichtlich der Befriedigung der tatsächlichen
Sicherheitsbedürfnisse der Bevölkerung wirklich bis an die Grenzen gegangen.
Und das zu akzeptieren, bin ich nicht bereit! Wir sollen Aufgaben übernehmen
und haben Aufgaben gerade aus der Sicherheitsverwaltung übernommen, das frei
werdende Personal wurde jedoch nicht zur Verbrechensbekämpfung eingesetzt,
sondern eingespart! Das akzeptiere ich nicht! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir werden daher natürlich auch über diese Dinge
reden. Was wir morgen zu besprechen haben, ist relativ einfach: Wir haben vor
geraumer Zeit mit der in der Zwischenzeit zu meinem tiefen persönlichen
Bedauern verstorbenen Frau Innenministerin Prokop eine Sicherheitspartnerschaft
abgeschlossen. Dies wird um einige Punkte erweitert, und somit setzen wir diese
Sicherheitspartnerschaft in guter Kontinuität fort. Sicherheit dient meiner
Auffassung nach nicht dem politischen Spiel, sondern wir haben gemeinsam
tunlichst daran zu arbeiten, und das wollen wir auch tun, gerade auch im
Hinblick auf die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft im nächsten Jahr.
Dieses Vorhaben werden wir morgen präsentieren. Ich bin in einem guten
Gesprächsverhältnis mit dem Herrn Innenminister, und wir werden versuchen, auch
die anderen Punkte zu lösen, insbesondere das, was im Interesse der Stadt
liegt.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön.
Die 2. Frage (FSP -
03223-2007/0001 - KSP/LM) wurde von Abg Christian Hursky an den
amtsführenden Stadtrat für Stadtentwicklung und Verkehr gerichtet. (Im Zuge
der Errichtung von Hochhäusern und der im Trend liegenden Gestaltung mit
Glasfassaden kommt oft der Einwand, dass ein hoher Energieaufwand für die
Kühlung bzw Beheizung der Gebäude notwendig ist. Wird in Wien bei der Planung
von Hochhausprojekten auf
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