Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 98
Kollege Gudenus hat sich bei der Debatte zum Kinder-
und Jugendanwaltschaftsbericht hier schon im letzten Jahr und auch heute wieder
als Vertreter der Frauenrechte geäußert. (StR Johann Herzog: Seien Sie doch
froh, dass das geschieht!) Ich meine, es ist schon sehr verwunderlich, dass
gerade Sie hier Frauenrechte einfordern, wenn es um die Zwangsverheiratung
geht. Aber wir hatten ja letztes Jahr dieselbe Debatte, und es ist nicht sehr
viel herausgekommen, auch nach dem Hearing nicht. (StR Johann Herzog: Wollen
Sie das Gegenteil?) Nein danke, wirklich nicht!
Ich bedanke mich im Namen der GRÜNEN und auch im
eigenen Namen sehr herzlich für den Bericht und auch für die immer wieder sehr
pointierten Aussendungen der Kinder- und Jugendanwaltschaft, wie zum Beispiel
auch die letzte zum Schussattentat auf das Kind im 10. Bezirk!
Es war da auch eine sehr klare und deutliche
Stellungnahme der Kinder- und Jugendanwaltschaft in Bezug auf
Kinderfeindlichkeit, die immer mehr zunimmt, zu lesen. Ich glaube, dass wir uns
diesem Thema in der nächsten Zeit auch sehr intensiv widmen sollten. Das Leben
für Kinder in dieser Stadt wird nämlich einfach immer schwieriger, das
Verständnis und die Toleranz gegenüber Kindern und Jugendlichen werden leider
immer geringer, und es wird für Kinder und Jugendliche immer schwieriger, ihren
Platz in der Stadt zu behaupten, ohne dass es zu Konflikten kommt.
Ich möchte auf ein paar Bereiche des sehr
umfangreichen und inhaltlich sehr tief gehenden Berichtes eingehen. Zunächst
möchte ich zu dem Punkt kommen, in dem es um den Anspruch auf psychotherapeutische
Behandlung geht. Es wurde auch schon im letzten Bericht erwähnt, dass die
finanziellen Mittel fehlen, um Kindern psychotherapeutische Behandlung zu
ermöglichen, da die zuständige Magistratsabteilung hiefür zu wenig Mittel zur
Verfügung stellt, und dass man hier auf Spenden angewiesen ist. – Ich
meine, es ist sehr traurig, dass wir Kindern und Jugendlichen, die wirklich
Therapien brauchen, nicht ermöglichen, dass sie diese bekommen, weil es am Geld
mangelt! Ich glaube nicht, dass wir uns das als reiche Stadt zuschulden kommen
lassen dürfen!
Ein zweiter Bereich, auf den ich zu sprechen kommen
möchte, ist die Prozessbegleitung für Burschen. Erst hat es ganz gut
ausgesehen, dass hier eine Einigung mit dem Ministerium zustande kommt. Nach dem
Bericht hat es aber nicht geklappt, dass man hier einen Vertrag bekommt. Daher
würde ich Sie, Frau Vizebürgermeisterin, bitten, doch auf die Justizministerin
einzuwirken, dass dieser Vertragsabschluss ermöglicht wird und dass nicht
gerade in diesem wichtigen Bereich der Begleitung von männlichen Zeugen die
strittige Debatte über Finanzierung und Einigung über den Vertrag auf dem
Rücken der Kinder ausgetragen wird!
Bedauerlich finde ich, dass es sich durch viele
Punkte zieht, dass es an finanziellen und personellen Ressourcen in vielen
Bereichen mangelt. Zum Beispiel wurde angeführt, dass der Preis von ungefähr
40 EUR im Besuchscafé für viele Familien oder Eltern zu teuer ist. Ich
glaube, auch diesbezüglich könnte man seitens der Stadt Wien noch darauf einwirken,
dass die Besuchsstunden in den Besuchscafés zumindest für Familien, die sich
das nicht leisten können, gratis sind. Man sollte wirklich auch den Familien
und vor allem den Kindern, die schon in einer schwierigen Situation sind, die
Möglichkeit geben, in den Besuchscafés Kontakt zu halten! Das sollte nicht am
Geld scheitern!
Nun möchte ich noch auf den Bereich der unbegleiteten
minderjährigen Flüchtlinge zu sprechen kommen. Es liegt nun schon seit längerer
Zeit ein Erkenntnis des Obersten Gerichtshofes vor, wonach ganz klar geregelt
ist, dass die Obsorge für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge vom Jugendamt
zu übernehmen ist. Offensichtlich gibt es aber hier von Seiten der Frau
Vizebürgermeisterin noch keine Anpassung der Tageshöchstsätze im Hinblick auf
die Jugendwohlfahrt, sondern es werden noch nach wie vor die Tagsätze von der
Grundversorgung herangezogen. Es gibt Bestrebungen, das zu ändern, und unserer
Meinung nach ist das OGH-Urteil eindeutig ein Indiz dafür, dass die
Tageshöchstsätze geändert und an die Jugendwohlfahrt angepasst werden müssen.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Mein letzter Punkt: Seitdem ich im Gemeinderat und im
Landtag bin, ist das Thema immer wieder im Bericht der Kinder- und
Jugendanwaltschaft enthalten, und es wundert mich, dass betreffend kinder- und
jugendgerechtes Planen und Bauen hier so wenig weitergeht. Ich habe schon in
der Rechnungsabschlussdebatte thematisiert, dass seit Jahren entsprechende
Vorschläge vorliegen, dass man aber beim Planen und Bauen sehr wenig davon umsetzt.
Daher setzte ich jetzt große Hoffnungen in den neuen Wohnbaustadtrat, der schon
angedeutet hat, dass er bereit ist, darüber nachzudenken und Dinge in die Wege
zu leiten.
Ich hoffe, dass dieser Bereich, der sehr wichtig
ist – und wir befürworten alle Vorschläge, die hier aufgelistet
sind –, wirklich angegangen wird und dass man das im nächsten Kinder- und
Jugendanwaltschaftsbericht nicht mehr fordern muss, sondern dass man dann lesen
kann, dass das und jenes geschehen ist, dass bei gewissen Flächenwidmungen
Kinder und Jugendliche mit einbezogen wurden und dass es mehr Angebote für
Kinder und Jugendliche und echte Partizipation beim Planen und Bauen gibt.
Ich setze diesbezüglich wirklich Hoffnungen in den neuen
Wohnbaustadtrat, und ich werde am Nachmittag im Zusammenhang mit der Bauordnung
noch einen Antrag einbringen, damit hier wirklich ein Umdenken stattfindet, die
sehr guten Vorschläge ernst genommen werden und der nächste Bericht dann ein
bisschen mehr Anlass zur Hoffnung gibt, dass sich in diesem Bereich etwas
tut! – Ich danke Ihnen nochmals für die hervorragende Arbeit! Vielen Dank.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Frau Abg Mag Anger-Koch.
Abg Mag Ines Anger-Koch
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr
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