Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 98
Außenpolitik innerhalb der EU erfahren. Wir dürfen
uns das anhören, abnicken und dann gehen wir wieder. Wir sind schon länger der
Meinung, die in der letzten Europakommission zu der absurden Situation geführt
hat, dass ich den Kollegen Jung verteidigen musste. Es ist nun wirklich nicht
so, dass der Kollege Jung und ich auf einer politischen Wellenlänge wären,
sondern wir sind sozusagen wirklich Gegenpole im politischen Spektrum.
Allerdings hat der Herr Kollege Jung etwas gemacht, was in einer
Europakommission eigentlich legitim sein sollte. Er hat als Abgeordneter einer
Opposition Fragen gestellt und Meinungen geäußert. Ich teile sie nicht, aber er
soll das dürfen, so wie wir es dürfen sollen. Ich bitte daher wirklich
eindringlich, die Europakommission aufzuwerten und sie zu einer Institution zu
machen, die für den Wiener Landtag oder für den Wiener Gemeinderat wesentliche
Entscheidungen vorbespricht, zum Beispiel diesen gemeinsamen Antrag des Global
Marshall Plans, den wir gut finden. Den möchte ich als Beispiel nennen. Wie
wäre es denn gewesen, hätten wir über diesen Antrag, über die Idee dazu vorher
in der Europakommission diskutieren können? Das wäre sicher eine Belebung der
Demokratie in dieser Stadt, in diesem Bundesland!
Meine Damen und Herren, ich möchte aber auch auf
einen anderen Aspekt eingehen, den vor allem Bundeskanzler Gusenbauer als
Erfolg wertet. Beim letzten EU-Gipfel, vor Kurzem, am 21. und 22. Juni,
haben sich die Mitgliedsländer darauf geeinigt, einen kleinen Satz, eigentlich
einen Halbsatz zu ergänzen. Entschuldigen
Sie, liebe FPÖ, es ist auf Englisch: „promoting measures at international level
to deal with regional or worldwide environmental problems, and in particular
combating climate change". Der letzte Halbsatz ist mittlerweile
in diesem neu ausverhandelten Vertrag drinnen. Das bedeutet immerhin, und das
freut uns sehr, der Klimaschutz ist mittlerweile endgültig auf der europäischen
Ebene angelangt. Das war auch längst wichtig. Die Europäische Union ist sicher
als eine der reichsten HauptverursacherInnen des Klimawandels dazu
verpflichtet, zum Thema Klimaschutz einen Beitrag zu leisten, global
voranzugehen und zu zeigen, wie ein Kontinent eine der größten
Herausforderungen auf globaler Ebene lösen möchte. Allerdings wird das mit
einem Halbsatz nun einmal leider nicht getan sein. Ein besonderer Kampf gegen
Klimawandel, das ist der gesamte Satz, der jetzt neu hineingekommen ist. Ohne
Maßnahmen zu erläutern, was man genau tun will, wird es zu wenig sein.
Wenn man den EU-Emissionshandel reformieren will,
dann ist das hervorragend. Denn Emissionshandel bedeutet derzeit nichts
anderes, als dass sich reiche Länder von ihren Emissionen freikaufen können.
Der Flugverkehr soll jetzt hineingenommen werden. Das ist eine gute Idee,
allerdings steht in dieser Vereinbarung zwischen den EU-Mitgliedsstaaten, es
darf nicht den Wettbewerb beeinträchtigen. Hier sind wir bei einem ganz
symbolischen Kernproblem, auch der Europäischen Union. Der Wettbewerb steht vor
dem Klimaschutz, statt dass der Klimaschutz in erster Linie das Ziel der
Europäischen Union ist und sich dieser Wettbewerb nach diesem Hauptziel zu
richten hätte. Das kann so nicht funktionieren!
Der Herr Landeshauptmann hat einen weiteren sehr
wichtigen Aspekt erläutert und hat gesagt, Wien hat eine besondere Rolle
bezüglich der Staaten in Südosteuropa. Das sehen wir auch so. Das ist nicht nur
historisch und das hat schon gar nichts mit Habsburgnostalgie zu tun, das hat
vor allem damit zu tun, dass Wien beziehungsweise Österreich in einer
besonderen Art und Weise im geopolitischen Raum Europa liegt, dort, wo die
großen Sprachfamilien zusammenkommen, zum Beispiel die slawische, die
romanische, die deutsche Sprache zusammenkommen, und die ungarische auch noch,
also eine exotische Sprache innerhalb Europas, wenn man so will, als
Nachbarland funktioniert. Mitten in dieser kulturellen Vielfalt liegt Europa.
Deswegen stimmt es auch nicht, was Herr Gudenus spricht. Wir sprechen heute von
50 Jahren Römische Verträge und die Ungarn sprechen immer noch Ungarisch,
in Wien spricht man, nicht nur, aber noch immer ganz gern Deutsch (Abg Mag
Wolfgang Jung: Und was heißt das?), in den Niederlanden spricht man
Niederländisch, in Schweden spricht man Schwedisch. (Abg Kurth-Bodo Blind: Ist
das etwas Neues?) Nein, aber Sie sagen, man will einen europäischen
Einheitsmenschen machen. Nach 50 Jahren Römische Verträge zu behaupten,
diejenigen, die seit 50 Jahren Mitglied dieser Europäischen Union oder
vorher der Europäischen Gemeinschaft sind, werden Einheitsmenschen, ist einfach
Blödsinn, tut mir leid! (Beifall bei den GRÜNEN. - Abg Kurth-Bodo Blind: Das
gibt jetzt aber einen Ordnungsruf!)
Aber natürlich darf man nicht vergessen, auch
europäisches Denken, Europapolitik und EU-Politik sind nicht immer dasselbe.
(Beifall von Abg Mag Johann Gudenus, MAIS) Es gibt auch in Nordwesteuropa zwei
Staaten, ich nenne sie jetzt einmal Norwegen und Island beispielsweise, die
immer wieder darüber diskutieren, ob sie der Europäischen Union beitreten wollen
oder nicht. Diese zwei Staaten kämpfen einen unglaublich immensen Kampf gegen
Schwarzfischerei. Illegal gefischter Kabeljau aus dem Nordatlantik findet aber
seine Abnehmer und Abnehmerinnen innerhalb der Europäischen Union. Diese zwei
Länder, die wir manchmal zum Beispiel auf Grund des Walfangs zu Recht sehr
kritisieren, kämpfen wirklich damit und fühlen sich von der EU durchaus sehr
oft im Stich gelassen. Auch hier hat die EU unglaubliche Herausforderungen zu
bewältigen und soll diese befreundeten Staaten in ihrem Kampf nicht alleine
lassen. Das ist uns ganz wichtig.
Weil wir so oft von der „Vienna Region“ sprechen, ich
finde „CENTROPE" besser. Vienna Region hat ein bisschen etwas Arrogantes.
Man nimmt Wien sozusagen als Namensgeberin für eine ganze Region. Ich weiß
nicht, ob die Menschen in Bratislava so zufrieden damit sind, dass wir ihre
Region nach unserer Stadt nennen. Ich würde es jetzt einmal nicht tun. Bleiben
wir beim Ausdruck „CENTROPE".
Was kann Wien im Rahmen der
Vorbildhaftigkeit tun, um zum Beispiel zum Klimaschutz in Europa
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