Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 98
bei den heutigen Wortmeldungen.
Was in unserem Land passiert, ist diesen Herrschaften
anscheinend ziemlich egal. Die Entmachtung der Parlamente, die Erosion des
Rechtsstaats, organisierte Geldvernichtung, die Zerstörung eines Sozialstaats,
das sind halt die notwendigen Opfer für Fortschritt und Wachstum. Wir sagen, sie
sind es nicht! Die FPÖ wird niemals akzeptieren, dass österreichische
Interessen ausverkauft werden, nur damit ein knieweicher Minister einem
Amtskollegen die Schulter tätschelt! (Beifall bei der FPÖ.)
Aber genau das passiert leider tagtäglich. Man denke
nur an Temelin. Man denke zum Beispiel an den ausufernden Alpentransit und die
in seiner Folge hochschnellende Zahl von Atemwegserkrankungen der
österreichischen Kinder. Es sollten sich die Parteien in allen Staaten hinter
ihre gefühlsinteressenstauben Ohren schreiben, wir werden nicht hinnehmen, dass
Österreich zum Protektorat von ferndiktierten Arroganten verkommt! Wir werden
unsere durch Jahrhunderte erfochtenen demokratischen Werte nicht aufgeben, nur
weil man uns ein dubioses Wachstum verspricht, das Großunternehmen und
Profithaie reicher, den Durchschnittsbürger aber von Jahr zu Jahr ärmer macht,
das Konzerne bevorzugt, Klein- und Mittelbetriebe aber in den Ruin treibt, das
minderwertige Massenwaren produziert, den traditionellen Bauernstand aber liquidiert!
(Beifall bei der FPÖ.)
Wenn Europa seiner Selbstabschaffung so eifrig
zustimmt, wie auch heute in einigen Wortmeldungen zu hören war, führt das
wieder zur Kaste der vaterlandslosen Arroganten zurück. Hier demaskiert die EU
ihr wahres Gesicht, ein zutiefst undemokratischer Moloch, der unser Geld und
unsere Grundrechte verschlingt und stattdessen Identitätsverlust und
Multikulti, importierte Kriminalität, eklatante Sicherheitsdefizite,
Fremdbestimmung, Bevormundung und Entmündigung bringt. Die Europäer mussten
ihre Freiheiten unter großen personellen und materiellen Verlusten erkämpfen.
Sie zu bewahren, muss Freiheit an jedem Tag neu erstritten werden. Vielen
Europäern ist dieser hohe Wert zu selbstverständlich geworden, um ihn immer
wieder aufs Neue gegen Angriffe von außen und von innen zu verteidigen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir werden den
Menschen deshalb sagen, dass sie sich heute wehren müssen, wenn sie morgen ohne
Ketten dastehen wollen! Wir fordern europäische Vielfalt statt EU-Einfalt!
(Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
nächster Redner ist Herr Abg Schreuder am Wort. Ich erteile es ihm.
Abg Marco Schreuder (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir haben jetzt schon sehr oft, immer wieder in
diesem Haus, gesagt, dass es sehr schwer fällt, nach der Freiheitlichen Partei
das Wort zu ergreifen. Ich wollte das eigentlich nie wieder tun. Es stimmt aber
so sehr! Ich frage mich nur nach Ihrer Wortmeldung, Herr Kollege Gudenus,
welche Alternativen Sie sich vorstellen und ob Sie vielleicht auch den
historischen Aspekt dessen, was Europa darstellt, ein bisschen vergessen.
Nach Jahrhunderten von Kriegen hat Europa sich dazu
durchgerungen, und das hat kein anderer Kontinent auf der ganzen Welt gemacht,
zu sagen, wir wollen zusammenarbeiten, wir wollen uns gegenseitig integrieren
und wir wollen nicht mehr, dass wir gegeneinander, sondern füreinander und
miteinander arbeiten. Herr Gudenus telefoniert. Er kann mir die Alternative
vermutlich nicht nennen. Denn manchmal würde man, wenn man die Wortmeldungen
der Freiheitlichen Partei hört, den Eindruck bekommen, Ihnen wären
Nationalstaaten, die sich wieder gegenseitig bedrohen, statt miteinander zu
arbeiten, lieber! (Abg Mag Wolfgang Jung: Haben Sie schon begriffen, was ein
Staatenbund ist?) Dabei belasse ich es auch, mehr will ich zur Freiheitlichen
Partei gar nicht sagen. (Abg Mag Wolfgang Jung. Das ist auch besser so!)
Ich möchte jetzt vor allem die Rede meiner Kollegin
Monika Vana abrunden, indem ich die angekündigten Anträge einbringe.
Der erste Antrag ist ein Beschluss- und
Resolutionsantrag betreffend Eintreten Wiens für europaweite Mindestlöhne. Den
Hintergrund hat die Kollegin Vana schon genannt. Es geht darum, auch eine
Sozialunion zu schaffen, wo nicht die Mitgliedsländer in einem Wettbewerb
stehen, wer die geringsten Löhne hat. Den möchten wir jetzt einbringen. Also
Beschlussantrag:
„Der Landtag wolle beschließen: Die Bundesregierung
wird ersucht, in den zuständigen EU-Gremien für europaweit verbindliche
Maßstäbe für Mindestlöhne einzutreten. Des Weiteren werden auch die Wiener
VertreterInnen ...", also wir alle, „... ersucht, in Richtung
europaweit verbindliche Maßstäbe für Mindestlöhne zu wirken."
Der zweite Beschluss- und Resolutionsantrag betrifft
die EU-Grundrechte. Auch von meiner Kollegin schon ausgeführt, warum wir den
einbringen.
„Der Wiener Landtag spricht sich dafür aus, dass die
wirtschaftlichen und sozialen Grundrechte der Europäischen Union für alle
EU-BürgerInnen Gültigkeit haben müssen und einem Opting-Out eines
Mitgliedslandes in diesem Bereich entschieden entgegenzuwirken ist."
Meine Damen und Herren, wir haben dem Landeshauptmann
dafür, dass er diese Mitteilung heute im Landtag gemacht hat, eigentlich zu
danken, weil es ist äußerst selten, hier die Möglichkeit zu haben, über
Europapolitik zu sprechen und das politisch zu diskutieren. Das Interesse
dürfte sehr groß sein, vor allem bei der Freiheitlichen Partei. Es sitzt gerade
niemand da. Die ÖVP ist auch nicht gerade gut bestückt. Mittagszeit oder liegt
es doch an dem fehlenden Europainteresse der Politikerinnen und Politiker hier
im Wiener Landtag? Ich lasse einmal offen, das zu beantworten. Aber es ist ein
bisschen ein trauriges Spiel, hier zu stehen und sich die Reihen anzuschauen.
Schade!
Ein Grund dafür dürfte aber auch
darin liegen, dass die Gemeinderätliche Europakommission, dessen Mitglied ich
bin, bislang eher einer Veranstaltung gleicht, in der weniger diskutiert werden
soll, sondern in der wir die zum Teil auch wirklich guten Erfolge der Wiener
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